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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Probebühne statt Powerpoint – Implementierung eines Wahlfaches „Stimme, Stimmstörungen und Sängermedizin“

Poster

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  • corresponding author presenting/speaker Dirk Deuster - Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocP3

doi: 10.3205/17dgpp16, urn:nbn:de:0183-17dgpp165

Published: August 30, 2017

© 2017 Deuster.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Ziel dieses Projektes war, ein Wahlfach zum Thema Sängermedizin zu entwickeln und durch studentische Evaluation zu optimieren.

Material und Methoden: Die Vermittlung sängermedizinischer Erkrankungen setzt stimmphysiologische und -pathophysiologische Kenntnisse voraus. Diese wurden in Seminarform vermittelt und eng mit praktischen Übungen zur Stimmdiagnostik verknüpft. Hierauf aufbauend wurden die Spezifika der Sängermedizin in Kooperation mit der Musikhochschule und dem Theater Münster erarbeitet, konkret mittels offenem Unterricht und Probenhospitationen in verschiedenen Stadien einer Opernproduktion. Die Evaluation erfolgte mittels Göttinger Fragebogen zur Studienzufriedenheit [1], der eine globale Bewertung, Aspekte die Lehrenden betreffend, Arbeitsaufwand/Gruppeninteraktion und Randbedingungen anhand 55 Items abfragt. Eine Bewertung ist von 0 bis 100 möglich und die Fragen wurden für die Auswertung so gepolt, dass 100 stets der besten Bewertung entsprach. Ergänzt wurde der Fragebogen durch Fragen zum eigenen Musizieren und Musikvorlieben.

Ergebnisse: Für den ersten Durchlauf im Winterhalbjahr 2016/2017 wurde die Teilnehmerzahl beschränkt und sieben Studierende (4 weiblich, 3 männlich) nahmen teil. Ihr Interesse für klassische Musik gaben auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 100 (sehr groß) 5 Studierende mit 100 und je einer mit 80 bzw. 50 an. Die Evaluation durch die Studierenden zeigte in den einzelnen Kategorien folgende Ergebnisse: globale Beurteilung 96, Beurteilung der Lehrenden 89, Arbeitsaufwand/Gruppeninteraktion 78, Randbedingungen 92. In der Analyse der Einzelitems hatten die Einschätzung der Lehrinhalte als bedeutsam für das Medizinstudium (Mittelwert 76) und die damit verbundene klare Lernzieldefinition (Mittelwert 74) die niedrigsten Ergebnisse.

Diskussion: Das Wahlfach wurde nach dem ersten Durchlauf von den Studierenden gut bis sehr gut bewertet. Auf Grundlage der studentischen Evaluation soll für die nächsten Durchläufe eine bessere thematische Verknüpfung mit curricularen Lernzielen unter Berücksichtigung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) erfolgen.

Fazit: Die Vermittlung der Stimmheilkunde und Sängermedizin durch die Verknüpfung theoretischer Inhalte mit praktischen Übungen und verbunden mit Lehreinheiten zur Gesangsausbildung und professioneller Bühnenarbeit wurde durch die Studierenden gut bis sehr gut angenommen. Die differenzierte Evaluation durch die Studierenden ermöglichte, konkrete Optimierungsmöglichkeiten zu finden.


Text

Einleitung

Zahlreiche Veröffentlichungen beschäftigen sich mit der Implementierung und Strukturierung musikermedizinischer Inhalte in die Ausbildung angehender Musiker. Bei der Vermittlung musikerspezifischer Inhalte in das Medizinstudium finden sich dem gegenüber vor allem allgemeine Beschreibungen individueller Konzepte. Ziel dieses Projektes war, ein praxisorientiertes Wahlfach zum Thema Sängermedizin zu entwickeln, durch Evaluation zu optimieren und interessierten KollegInnen zugänglich zu machen.

Vorüberlegungen und Aufbau

Die Vermittlung sängermedizinischer Erkrankungen setzt die Kenntnis allgemeiner stimmphysiologischer und -pathophysiologischer Kenntnisse voraus. Da diese Inhalte aus zeitlichen Gründen in ausführlicher Form nur schwierig in reguläre Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen zu integrieren sind und das Wahlfach zudem allen Studierenden des klinischen Studienabschnittes offenstehen sollte, wurden diese in das Wahlfach integriert. Neben der inhaltlichen Notwendigkeit hatte dieser Aufbau den Vorteil, dass im Windschatten des „Zugpferds“ Sängermedizin auch die in der curricularen Ausbildung außerhalb phoniatrischer Lehrangebote eher vernachlässigte allgemeine Stimmheilkunde vermittelt werden konnte.

Ebenfalls konnte nicht davon ausgegangen werden, dass allen Studierenden gesangspädagogische Inhalte bekannt sind, so dass auch diese Eingang in das Wahlfach finden sollten.

Um die tatsächlichen Arbeitsbedingungen professioneller SängerInnen kennen zu lernen, wurde der Arbeitsplatz Opernhaus gewählt, da dieser durch die langfristige Programm- und Probenorganisation eine gute Planbarkeit gewährleistet. Zudem können am Beispiel eines Werkes verschiedene Phasen der Probenarbeit betrachtet werden.

Es wurde somit ein modularer Aufbau mit nachfolgenden, aufeinander aufbauenden Bausteinen gewählt:

1.
Physiologie der Stimme
2.
Diagnostik der Stimme und Stimmleistungsparameter
3.
funktionelle Stimmdiagnostik und Stimmhygiene
4.
Gesangsstimme
5.
Sprech- und Singstimmstörungen
6.
Gesangsausbildung: offener Unterricht & Diskussion
7.
Arbeitsplatz Oper I: künstlerische Solistenprobe und szenische Probe (Alcina, G.F. Händel), mit Nachbesprechung
8.
Arbeitsplatz Oper II: Einblick hinter die Kulissen & Hauptprobe (Alcina)
9.
Nachbesprechung Hauptprobe

Die Hospitationen fanden in Kooperation mit der Musikhochschule Münster und dem Theater Münster statt und umfassten 60 (Musikhochschule) bis 240 (Hauptprobe) Minuten, die Seminare und praktischen Übungen jeweils 90 Minuten.

Die Evaluation erfolgte mittels Göttinger Fragebogen zur Studienzufriedenheit [1], welcher 55 Fragen zu individuellen Lernzielen, zu den Lehrenden, zum Arbeitsaufwand und zur Gruppeninteraktion, zu vorgegebenen Randbedingungen sowie eine globale Bewertung enthält. Die Beantwortung ist in 10er-Intervallen von 0 (keine Zustimmung) bis 100 (absolute Zustimmung) möglich und die Fragen wurden für die Auswertung so gepolt, dass 100 stets der besten Bewertung entsprach. Ergänzt wurde der Fragebogen durch Fragen zum eigenen Musizieren und Musikvorlieben.

Evaluation

Teilnehmer: Für den ersten Durchlauf im Winterhalbjahr 2016/2017 wurde die Teilnehmerzahl beschränkt und sieben Studierende (4 weiblich, 3 männlich) nahmen teil. Ihr Interesse für klassische Musik gaben auf einer Skala von 0 (gar nicht) bis 100 (sehr groß) 5 Studierende mit 100 und je einer mit 80 bzw. 50 an. Erfahrungen als ChorsängerInnen hatten sechs Studierende, mit Gesangsunterricht ein Studierender.

Die Evaluation durch die Studierenden zeigte in den einzelnen Kategorien unterschiedliche, jedoch durchweg gute bis sehr gute Ergebnisse

  • Globale Bewertung: 96
  • vom Lehrenden abhängige Aspekte: 89
  • Arbeitsaufwand, Beteiligung, Gruppeninteraktion: 79
  • Randbedingungen: 92

In der Analyse der Einzelfragen hatten die Einschätzung der Lehrinhalte als Bedeutsam für das Medizinstudium (Mittelwert 76) und die damit verbundene klare Lernzieldefinition (Mittelwert 74) die niedrigsten Ergebnisse.

Diskussion und Fazit

Das Wahlfach Stimme, Stimmstörungen und Sängermedizin wurde nach dem ersten Durchlauf im Winterhalbjahr 2016/2017 von den Studierenden überwiegend sehr gut bewertet. Verbessert werden soll in kommenden Semestern auf Grundlage der studentischen Evaluation die thematische Verknüpfung mit curricularen Lernzielen unter Berücksichtigung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM).


Literatur

1.
Westermann R, Heise E, Spies K, Wollburg S. Der Göttinger Fragebogen zur Beurteilung einer Lehrveranstaltung durch Studierende. Spektrum - Informationen aus Forschung und Lehre. 1994;(3):3-5.