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34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)
Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Bern, 14.09. - 17.09.2017

Zuviel Luft geschluckt

Vortrag

  • author presenting/speaker Ursula Vith - UniversitätsSpital Zürich, Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, ORL-Klinik, Zürich, Schweiz
  • author Stephanie Reetz - UniversitätsSpital Zürich, Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, ORL-Klinik, Zürich, Schweiz
  • author Meike Brockmann-Bauser - UniversitätsSpital Zürich, Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, ORL-Klinik, Zürich, Schweiz
  • corresponding author Jörg E. Bohlender - UniversitätsSpital Zürich, Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie, ORL-Klinik, Zürich, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 34. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), Dreiländertagung D-A-CH. Bern, Schweiz, 14.-17.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. DocV4

doi: 10.3205/17dgpp04, urn:nbn:de:0183-17dgpp041

Published: August 30, 2017

© 2017 Vith et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Zusammenfassung

Hintergrund: Luftschlucken und das darauf folgende Entweichen der Luft in Form von Aufstoßen (Eruktation) sind physiologische Prozesse, die meistens unbeachtet bleiben. Es kann jedoch vorkommen, dass Luftschlucken (Aerophagie) und Luftaufstoßen («supragastric» bzw. «gastric belching»), rezidivierend vorkommen und zu massiven Beschwerden bei den betroffenen Personen führen. Dabei gilt es, die «Aerophagie», die oft mit gastrointestinalen Problemen (z.B. Blähungen) und gastric belching einhergeht, mittels einer gezielten Anamnese im Rahmen der Dysphagiesprechstunde vom «supragastric belching», dem exzessiven Luftaufstoßen («Rülpsen»), zu differenzieren.

Material und Methoden: Anhand von 2 Fallstudien und aktueller Literatur wird aufgezeigt, wie Patienten mit spezifischen Symptomen (u.a. Blähungen, Flatulenzen, wiederholten Eruktationen) klinisch untersucht werden und welche weiterführenden Untersuchungen sinnvoll sind.

Ergebnisse: Pathophysiologische Ursachen der Aerophagie und des supragastric belchings werden systematisch dargestellt und können u.a. ein pathologisches Schluckmuster, Tics oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten umfassen. Klinische Erfahrungen mit der logopädischen Übungsbehandlung der teils schweren und langwierigen Störungsbilder werden aufgezeigt.

Diskussion: Patienten mit Aerophagie oder supragastric belching benötigen neben einer fundierten phoniatrisch-logopädischen Abklärung auch verschiedene weiterführende Untersuchungen, damit eine spezifische Diagnose gestellt werden kann. Die genaue Kenntnis der Störungsbilder und der zugrundeliegenden Ursachen ist Voraussßtzung für die Einleitung einer differenzierten Therapie (z.B. Logopädie, Physiotherapie, Psychotherapie).

Fazit: Patienten mit Aerophagie oder supragastric belching sollten neben einer fundierten phoniatrisch-logopädischen Abklärung auch weiterführend interdisziplinär abgeklärt werden (z.B. gastroenterologische Untersuchung). Durch eine genaue Diagnosestellung kann eine gezielte Behandlung gewährleistet werden.


Text

Hintergrund

Das Luftschlucken und in der Folge davon das Entweichen der Luft in Form von Aufstoßen (Eruktation) sind bekannte physiologische Prozesse, die automatisch ablaufen und meistens unbeachtet bleiben (Abbildung 1 [Abb. 1]). Es kann jedoch vorkommen, dass das Luftschlucken (Aerophagie) und das Luftaufstoßen («supragstric belching» bwz. «gastric belching») gehäuft vorkommen und zu massiven Beschwerden bei den betroffenen Personen führen. Mittels einer gezielten Anamnese im Rahmen der Dysphagiesprechstunde kann die Aeorophagie, die oft mit gastrointestinalen Beschwerden wie Blähungen, Flatulenzen und dem «gastric belching» einhergeht, von dem «supragastric belching», dem exzessiven Luftaufstoßen («Rülpsen»), differenziert werden.

Material und Methoden

Es werden zwei Fallstudien, hiervon ein Patient mit Aerophagie und eine Patientin mit supragastric belching, präsentiert. Anhand dieser Beispiele und der aktuellen Literatur von Bredenoord, Nevalainen, Hemmnik und da Silva wird aufgezeigt, wie die Patienten mit spezifischen Symptomen, zu denen unter anderem Blähungen, Flatulenzen, wiederholte Eruktationen, unspezifische Oberbauchschmerzen oder auch psychische Beschwerden zählen, klinisch untersucht werden und welche weiterführenden Abklärungen sinnvoll sind [1], [2], [3], [4], [5].

Ergebnisse

Die pathologischen Ursachen der Aerophagie und des supragastric belchings können unter anderem ein pathologisches Schluckmuster, Tics, Nahrungsunverträglichkeiten und psychische Beschwerden umfassen [1], [3], [5]. Die Ursachen sowie klinische Erfahrungen mit der logopädischen Übungsbehandlung dieser teils schweren und langwierigen Störungsbilder werden systematisch aufgearbeitet. Schwerpunkte der logopädischen Therapie sind zum Beispiel der Abbau des pathologischen Schluckmusters, glottiserweiternde Übungen und Entspannungstechniken [1], [3], [5], [6].

Diskussion

Zur spezifischen Diagnosestellung einer Aerophagie oder des supragastric belchings benötigen Patienten mit Symptomen, die auf eines dieser Störungsbilder hindeuten, neben einer fundierten phoniatrisch-logopädischen Abklärung verschiedene weiterführende Untersuchungen. Diese können eine 24Stunden-Ph-Manometrie, gegebenenfalls eine High-Resolution-Manometrie (HRM), eine allergologische Testung oder auch eine psychiatrische Abklärung umfassen [1], [2], [3], [4], [5].

Die genaue Kenntnis der Störungsbilder und der zugrundeliegenden Ursachen wie ein pathologisches Schluckmuster, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Tics oder psychische Auffälligkeiten ist die Voraussetzung für die Einleitung einer differenzierten Therapie. Je nach Ursache können die Behandlungen Logopädie, Physiotherapie, Ernährungsberatung oder Psychotherapie umfassen [1], [2], [3], [4], [5], [6].

Fazit und Schlussfolgerung

Patienten mit Aerophagie oder supragastric belching sollten neben einer fundierten phoniatrisch-logopädischen Untersuchung auch weiterführend interdisziplinär, beispielsweise durch die Gastroenterologie, abgeklärt werden. Nur mittels einer genauen Diagnosestellung kann eine gezielte Behandlung dieser meist schwer betroffenen Patienten gewährleistet werden


Literatur

1.
Bredenoord AJ. Management of belching, hiccups, and aerophagia. Clin Gastroenterol Hepatol. 2013 Jan;11(1):6-12. DOI: 10.1016/j.cgh.2012.09.006 External link
2.
Nevalainen P, Walamies M, Kruuna O, Arkkila P, Aaltonen LM. Supragastric belch may be related to globus symptom – a prospective clinical study. Neurogastroenterol Motil. 2016 May;28(5):680-6. DOI: 10.1111/nmo.12764 External link
3.
Hemmink GJ, Ten Cate L, Bredenoord AJ, Timmer R, Weusten BL, Smout AJ. Speech therapy in patients with excessive supragastric belching – a pilot study. Neurogastroenterol Motil. 2010 Jan;22(1):24-8, e2-3. DOI: 10.1111/j.1365-2982.2009.01371.x External link
4.
Silva AC, Aprile LR, Dantas RO. Effect of gum chewing on air swallowing,saliva swallowing and belching. Arq Gastroenterol. 2015 Jul-Sep;52(3):190-4. DOI: 10.1590/S0004-28032015000300007 External link
5.
Bredenoord AJ, Weusten BL, Timmer R, Smout AJ. Psychological factors affect the frequency of belching in patients with aerophagia. Am J Gastroenterol. 2006 Dec;101(12):2777-81. DOI: 10.1111/j.1572-0241.2006.00917.x External link
6.
Katzka DA. Simple office-based behavioral approach to patients with chronic belching. Dis Esophagus. 2013 Aug;26(6):570-3. DOI: 10.1111/dote.12006 External link
7.
Kessing BF, Bredenoord AJ, Smout AJ. The pathophysiology, diagnosis and treatment of excessive belching symptoms. Am J Gastroenterol. 2014 Aug;109(8):1196-203); (Quiz) 1204. DOI: 10.1038/ajg.2014.165 External link