gms | German Medical Science

29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

21.09. - 23.09.2012, Bonn

Störung des Autismus-Spektrums: klinische Manifestationen in Bezug auf die Sprache

Poster

Search Medline for

  • corresponding author presenting/speaker Sandra Cubas - Hospital das Clínicas da FMUSP, Disciplina de Otorrinolaringologia, Setor de Foniatria, São Paulo, Brasilien
  • author Ricardo Bento - Universidade de São Paulo-Faculdade de Medicina FMUSP, Hospital das Clínicas da FMUSP, Disciplina de Otorrinolaringologia, São Paulo, Brasilien

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 29. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Bonn, 21.-23.09.2012. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2012. Doc12dgppP12

doi: 10.3205/12dgpp27, urn:nbn:de:0183-12dgpp276

Published: September 6, 2012

© 2012 Cubas et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Zusammenfassung

Wir berichten über eine prospektive klinische Studie an sechs Fällen mit Störung des Autismus-Spektrums über eine Dauer von 10 Monaten. Wir beobachteten eine Entwicklung der mündlichen Sprachkenntnisse in drei Fällen, überwiegend in zwei Fällen: vom Mutismus zu Echolalie mit Vokalisierung, und in einem Fall von Mutismus mit Körpersprache. Die beste Prognose für die Entwicklung von Sprache und sozialer Interaktion haben die Fälle mit Echolalia. Sie bietet einen bevorzugten Angriffspunkt, wenn eine Symbolisierung zu erreichen ist.


Text

Einleitung

Die Autismus-Spektrum-Störung hat eine geschätzte Prävalenz von 6,5/1.000 Personen. Die Diagnose sollte so früh wie möglich gestellt werden, um therapeutische Maßnahmen einzuleiten. Die Sprachkenntnisse sind sehr wichtig, um die sprachlichen Fähigkeiten für eine soziale Integrierung der Betroffenen zu rehabilitieren. Das Syndrom wurde erstmals 1943 von dem österreichischen Psychiater Kanner mit einer klinischen Studie an 11 Fällen mit Kindern beschrieben, die mit einer Diagnose der „Taubheit“ oder „Schwäche des Geistes“ an ihn weitergeleitet wurden. Die von Kanner beschriebene Störung beinhaltet eine starke Störung der Sprache: Mutismus ist das am stärksten hervortretende Symptom. Echolalie ist eines der wichtigsten Merkmale des gesamten klinischen Bildes. Ziel ist es, Veränderungen der sprachlichen Fähigkeiten bei 6 Kindern mit autistischem Spektrum in einem Zeitraum von 10 Monaten zu diagnostizieren und den Verlauf zu beobachten.

Material und Methoden

Wir untersuchten prospektiv sechs Fälle von Kindern mit Autismusspektrum-Störung, wobei 3 von ihnen erst diagnostiziert wurden um in die Klinik mit etablierter Diagnose zu kommen und 3 wurden zusammen mit der klinischen Neuro-Pädiatrie ausgewertet. Von den sechs untersuchten Kindern sind 2 Mädchen und 4 Jungen im Alter zwischen 41 bis 91 Monate. Alle Patienten, auch solche mit einer etablierten Diagnose, wurden für die Untersuchung des Hörvermögens, der Rehabilitationsfähigkeit und der sprachlichen Fähigkeiten als Voraussetzung der sozialen Eingliederung vorgesehen. Ohne vorherige Diagnose haben diese Fälle keinen Erfolg in der Sprachtherapie. Die Diagnose durch die klinische Untersuchung und Logopädie wurde später durch die klinische Neurologie bestätigt. In drei Fällen war die Sprachstörung als wichtigste Manifestation Echolalie, und diese Symptome waren milder ausgeprägt. Zwei weibliche Patienten hatten Mutismus mit etwas Vocalisation. Die MRI-Studie zeigten keine signifikanten Veränderungen.

Vier Fällen mit Otitis media wurden behandelt und danach waren die durchgeführten subjektiven und objektiven Hörtests normal.

Kommunikations-Standards bei Patienten und deren Verwandten waren Echolalie, Laute, Gesten. Während der 10-monatigen Behandlung dieser Kinder entwickelten diejenigen, die Echolalie hatten, eine deutliche positive Reaktion auf Symbolisierung und die Weiterentwicklung ihrer sprachlichen Fähigkeiten.

Diskussion

Echolalie wurde von Kanner (1943) in acht seiner Patienten beschrieben. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, die Phoniatrie für mögliche Diagnose von Autismus-Spektrum-Störung einzusetzen. Neben Echolalie gibt es Kinder, die ein beharrliches Schweigen mit etwas Stimmgebung und begrenzter Kommunikation gestual oder Körpersprache nur mit vertrauten Menschen zeigen. Diese Fälle sind therapeutisch schwer zu beinflussen. Ein Fall: ein Kind von 41 Monaten erwarb rasch die Fähigkeit, die Buchstaben des Alphabets zu erkennen. Es zeigte Echolalie nicht nur im Lexikon, sondern auch in seiner Prosodie.

Es wurde beobachtet, dass bei Müdigkeit nach einer kognitiven Aufgabe die Echolalie sich schneller manifestiert. Echolalie bezeichnet die Wiederholung der letzten beiden Worte des Gesprächspartners. Zur Behandlung muss gelernt werden, auf einfache Fragen aus Alltagssituationen zu antworten. Die Therapie umfasst verhaltenstherapeutische Techniken, um die pragmatische und funktionale Kommunikation zu üben. Kinder mit Mutismus sind mit Stimulation des Ausdruckes durch lustige Spiele und Grafiken zu behandeln. Die erworbenen Sprachkenntnisse waren begrenzt, weil die Kommunikation nur auf bestimmte Ausdrücke beschränkt bleibt.

Schlussfolgerung

1. Die Sprache ist stark von Autismus-Spektrum-Störungen betroffen.

2. Echolalie kann das erste Warn-Symptom für diagnostische Forschung sein.

3. Eine frühzeitige Diagnose und intensive therapeutische Maßnahmen können dieses Krankheitsbild günstig beeinflussen.