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28. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.
2. Dreiländertagung D-A-CH

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.
Schweizerische Gesellschaft für Phoniatrie; Sektion Phoniatrie der Österreichischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie

09.09. - 11.09.2011, Zürich, Schweiz

Essen und Ernähren im Lebensalltag älterer Menschen

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Christine Brombach - Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Life Sciences und Facility Management, Wädenswil, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 28. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), 2. Dreiländertagung D-A-CH. Zürich, 09.-11.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgppR05

doi: 10.3205/11dgpp87, urn:nbn:de:0183-11dgpp872

Published: August 18, 2011

© 2011 Brombach.
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Text

Wir leben in einem Jahrhundert der demografischen Veränderungen, einer materiellen Sicherheit und den Entwicklungen einer Medizin, die es uns heute ermöglichen, gesund älter zu werden. Gleichwohl stellt uns der demografische Wandel vor bislang nicht bekannte Herausforderungen, denn auch heute ist Gesundheit im Alter nicht voraussetzungslos oder für alle Schweizerinnen und Schweizer bereits ein erreichtes Ziel.

Altern ist ein lebenslanger Prozess, funktionelle Veränderungen im höheren Lebensalter werden jedoch meist erst ab der 6. Lebensdekade für das Individuum erkennbar. Alle Organe und Funktionen sind einem Alterungsprozess unterworfen, wobei es sowohl intraindividuelle als auch interindividuelle Unterschiede gibt. Altern nimmt in zweifacher Weise Einfluss auf die Ernährungsweise: zum einen treten verschiedene alternsbedingte organische Veränderungen auf, zum anderen beeinflussen diese auch den Bedarf an Nährstoffen. Die stoffwechselaktive Körpermasse nimmt ab, wird ersetzt durch Binde- oder Fettgewebe, der Energiebedarf sinkt, die Anpassungsfähigkeit nimmt ab, die Kompensationsfähigkeit wie z.B. variable Nährstoffzufuhr oder bei Krankheit ist verringert.

Für die Gesundheitserhaltung spielt die Ernährung eine zentrale Rolle. Jeder Mensch muss essen, die Auswahl und Zusammensetzung der Lebensmittel, die Versorgung des Körpers mit Nährstoffen nimmt direkten Einfluss auf die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden. Da die Ernährungsweise langfristig und im Laufe des Lebens entwickelt wird, die Auswirkungen (einer Fehlernährung) aber erst nach vielen Jahren entstehen, ist es wichtig, bereits eingetretene Schädigungen weiter zu verhindern und zu mindern und zugleich prospektiv sich im jüngeren Lebensalter gesund zu ernähren. Gesundheit im Alter und insbesondere Lebensqualität im höheren Lebensalter wird zu einer gesellschaftlichen Herausforderung, derer sich alle Akteure in der Versorgung älterer Menschen, Verantwortliche in Prävention und Gesundheitsbereich aber auch in der Produktherstellung, Marketing, Konsumentenfragen stellen müssen mit dem Ziel, dass alle Verbraucherinnen und Verbraucher ein gesundes Alter erreichen können.

Ältere Menschen haben andere Bedürfnisse in Bezug auf die Ernährung, die sich von denen jüngerer Menschen unterscheiden:

  • So nimmt im Alter der Energiebedarf ab, doch gleichzeitig bleibt der Bedarf an essenziellen Nährstoffen weitgehend gleich
  • Ältere Menschen müssen eine Auswahl an Lebensmitteln treffen, die eine hohe Nährstoffdichte aufweisen
  • Ernährungsfehler lassen sich nicht unbedingt über grössere Portionen ausgleichen, zumal häufig im Alter eine Einbusse des Appetits vorliegt
  • Ernährungsfehler haben sich im Laufe des Lebens in ihren Folgen aufsummiert, die nicht mehr kompensierbar sind
  • Gewohnheiten haben sich verfestigt und sind nicht mehr ohne Weiteres veränderbar

Die Nahrungsaufnahme ist nicht nur eine biologische Notwendigkeit zum Überleben, sondern eine in Sozialisationsprozessen erlernte Handlung, die sich durch ein hohes Mass an Routine und Gewohnheit auszeichnet. Weil Essen und Trinken mit vielen Aspekten des menschlichen Lebens verwoben sind, können die Nahrungsaufnahme, der Umgang und die Bedeutung des Essens, der Stellenwert und die Symbolik von Nahrungsmitteln aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden. „Der Mensch ist, was er isst“ formulierte es einst Ludwig Feuerbach. Schon von Geburt an lernt ein Mensch durch seine Familie die jeweilig gültigen, kulturellen Ernährungsregeln kennen. Der Mensch wird mit den in der Familie eingeübten Ernährungsweisen mit der herrschenden „Esskultur“ vertraut gemacht. So wird der gesamte Umgang mit Essen und Trinken entscheidend geprägt. Gerade bei älteren Menschen sind die im Laufe des Lebens entwickelten Gewohnheiten, Erfahrungen und das Wissen entscheidend für die Auswahl, Bewertung und Zubereitung der Lebensmittel. Diese Erfahrungen und Routinen begleiten einen Menschen und sind massgeblich für sein jeweiliges Ernährungsverhalten.