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27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 19.09.2010, Aachen

Stimmbelastungstest – Verkürzung der Testdauer durch erhöhte Pegel?

Vortrag

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppV29

doi: 10.3205/10dgpp41, urn:nbn:de:0183-10dgpp416

Published: August 31, 2010

© 2010 Hanschmann et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: In der klinischen Praxis existieren momentan keine Goldstandards für die Bewertung der Stimme und ihrer Störungen. Insbesondere die Stimmbelastungsdiagnostik ist bisher durch einen hohen Zeitaufwand für Patienten und Untersucher gekennzeichnet. Eigene klinische Vorstudien mit neuen computergestützten Verfahren zur akustischen Stimmdiagnostik konnten zeigen, dass sich dadurch stimmgestörte von beschwerdefreien Personen mit vertretbarem Aufwand unterscheiden lassen. Mit der vorliegenden Arbeit sollte herausgefunden werden, ob eine Modifikation des Verfahrens hinsichtlich der Belastungsintensität und der Zeitdauer der Stimmbelastung ebenfalls geeignet ist, gestörte von nicht gestörten Stimmen zu unterscheiden. Dabei wurde, um eine noch kürzere Testzeit zu erreichen, die Belastung erhöht.

Material und Methoden: 62 Personen, darunter 46 stimmkranke Patienten (12 Männer, 34 Frauen) im Alter von 20 bis 70 Jahren (Durchschnittsalter 47,5 Jahre) und 16 beschwerdefreie Probanden (8 Männer, 8 Frauen) im Alter von 21 bis 51 Jahren (Durchschnittsalter 30,1 Jahre), lasen einen Text 10 Minuten lang ohne Unterbrechung, jeweils eine Minute in den Lautstärken 75 dB(A) und 80 dB(A) vor. Dabei wurden Lautstärke und Grundfrequenz in Echtzeit gemessen.

Jeweils vor und unmittelbar nach Stimmbelastung sowie nach einer 30-minütigen Sprechpause wurde bei den Studienteilnehmern zur objektiven Beurteilung der Stimmqualität das Göttinger Heiserkeitsdiagramm (GHD) durchgeführt. Außerdem schätzte sich jeder Patient und Proband vor der Untersuchung anhand des Voice-Handicap-Index (VHI 12) und vor und nach dem SBT sowie nach der Erholungspause anhand eines Fragebogens zur subjektiven Befindlichkeit selbst ein.

Ergebnisse: Ein signifikanter Unterschied zwischen den prozentualen Unterschreitungen der Patientengruppe und denen der Kontrollgruppe konnte nicht aufgezeigt werden. Anhand der Parameter Irregularität und Rauschen konnte nicht zwischen der Patienten- und der Kontrollgruppe unterschieden werden. In der Erfassung des subjektiven Befindens gaben die Patienten zu allen Erfassungszeitpunkten deutlich stärkere Beschwerden als die Kontrollgruppe an.

Diskussion: Eine verlässliche Aussage zur stimmlichen Dauerbelastbarkeit kann von den Ergebnissen des vorgestellten Stimmbelastungstests nicht abgeleitet werden. Auch wird keine definitive Unterscheidung zwischen gesunden und pathologisch veränderten Stimmen gewährleistet. Deshalb kann der 10-minütige Stimmbelastungstest mit höheren Pegeln nicht zur standardisierten Beurteilung der Stimmbelastbarkeit empfohlen werden.


Text

Hintergrund

In der klinischen Praxis existieren momentan keine Goldstandards für die Bewertung der Stimme und ihrer Störungen. Insbesondere die Stimmbelastungsdiagnostik ist bisher durch einen hohen Zeitaufwand für Patienten und Untersucher gekennzeichnet. Eigene klinische Vorstudien mit neuen computergestützten Verfahren zur akustischen Stimmdiagnostik konnten zeigen, dass sich mit einem 15minütigen Stimmbelastungstest stimmgestörte Patienten von beschwerdefreien Probanden mit vertretbarem Aufwand unterscheiden lassen. Mit der vorliegenden Arbeit sollte herausgefunden werden, ob eine Modifikation des Verfahrens hinsichtlich der Belastungsintensität und der Zeitdauer der Stimmbelastung ebenfalls geeignet ist, gestörte von nicht gestörten Stimmen zu unterscheiden. Dabei wurde, um eine noch kürzere Testzeit zu erreichen, die Belastung erhöht.

Material und Methoden

62 Personen, darunter 46 stimmkranke Patienten (12 Männer, 34 Frauen) im Alter von 20 bis 70 Jahren (Durchschnittsalter 47,5 Jahre) und 16 beschwerdefreie Probanden (8 Männer, 8 Frauen) im Alter von 21 bis 51 Jahren (Durchschnittsalter 30,1 Jahre), lasen einen Text 10 Minuten lang ohne Unterbrechung, jeweils eine Minute in den Lautstärken 75 dB(A) und 80 dB(A) vor. Dabei wurden Lautstärke und Grundfrequenz in Echtzeit gemessen.

Jeweils vor und unmittelbar nach Stimmbelastung sowie nach einer 30-minütigen Sprechpause wurde bei den Studienteilnehmern zur objektiven Beurteilung der Stimmqualität das Göttinger Heiserkeitsdiagramm (GHD) durchgeführt. Außerdem schätzte sich jeder Patient und Proband vor der Untersuchung anhand des Voice-Handicap-Index (VHI 12) und vor und nach dem SBT sowie nach der Erholungspause anhand eines Fragebogens zur subjektiven Befindlichkeit selbst ein.

Ergebnisse

Ein signifikanter Unterschied zwischen den prozentualen Unterschreitungen der Patientengruppe und denen der Kontrollgruppe konnte nicht aufgezeigt werden. Anhand der Parameter Irregularität und Rauschen konnte nicht zwischen der Patienten- und der Kontrollgruppe unterschieden werden. In der Erfassung des subjektiven Befindens allerdings gaben die Patienten zu allen Erfassungszeitpunkten deutlich stärkere Beschwerden als die Kontrollgruppe an.

Diskussion

Eine verlässliche Aussage zur stimmlichen Belastbarkeit kann von den Ergebnissen des auf 10 Minuten verkürzten Stimmbelastungstests nicht abgeleitet werden. Im Unterschied zum vorher erprobten 15-minütigen Belastungstest, durch den stimmgestörte Patienten von beschwerdefreien Probanden anhand der Fragebögen und der akustischen Stimmschallanalyse unterschieden werden konnten, wird keine definitive Unterscheidung zwischen beiden Gruppen gewährleistet. Deshalb möchten wir den 10-minütigen Stimmbelastungstest mit höheren Pegeln nicht zur standardisierten Beurteilung der Stimmbelastbarkeit empfehlen.


Literatur

1.
Hanschmann H, Wlodarz M, Berger R. Standardisierte Stimmdiagnostik – Erste Erfahrungen mit einem computergestützten Stimmbelastungstest. Laryngo-Rhino-Otol. 2010 (im Druck). DOI: 10.1055/s-0030-1251981 External link