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27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

17.09. - 19.09.2010, Aachen

Cochlea-Implantation bei einseitiger Taubheit (SSD): Erste Erfahrungen bei einem Kind

Vortrag

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 27. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP). Aachen, 17.-19.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgppV13

doi: 10.3205/10dgpp19, urn:nbn:de:0183-10dgpp196

Published: August 31, 2010

© 2010 Stelzig et al.
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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Behandlung von SSD-Patienten (Single-Side-Deafness) mittels Cochlea-Implantation ist mittlerweile ein erfolgreiches Therapiekonzept. Hypothetisch könnten auch Kinder von einem solchen Therapiekonzept profitieren. Da die konventionellen Therapien bei Kindern mit SSD begrenzt sind, ist die Behandlung mittels CI hier die logische Konsequenz.

Material und Methoden: Seit 2005 haben wir in unserer Klinik 19 SSD-Patienten mit einem CI versorgt. Erstmals haben wir ein Kleinkind (4 Jahre) mit SSD im Dezember 2009 einer Cochlea-Implantation zugeführt.

Ergebnisse: Die nachfolgenden Anpassungen und das Hörtraining verliefen bei den erwachsenen Patienten regelrecht. Alle Patienten haben eine sofortige Akzeptanz des CIs aufgewiesen. Nach ca. 3 Monaten war subjektiv ein gutes Richtungsgehör vorhanden und das Hören im Störschall weniger anstrengend.

Einen ebenfalls positiven Effekt konnten wir bei dem Kleinkind nachweisen. Die Aufmerksamkeit ist höher und auch der positive Effekt auf das Richtungsgehörs ist nachweisbar.

Diskussion: Die Therapie von erwachsenen SSD Patienten ist bisher eine erfolgreiche Therapieoption. Die Patientenanzahl von SSD-Kindern ist bisher sehr gering, der aktuelle Therapieverlauf unserer kleinen Patientin ermutigt jedoch eine positive Empfehlung auszusprechen.


Text

Einleitung

Die Behandlung von SSD-Patienten (Single-Side-Deafness) mittels Cochlea-Implantation ist mittlerweile ein erfolgreiches Therapiekonzept. Bei sehr jungen Kindern mit SSD erfolgt bisher keine suffiziente Behandlung. Eine CROS-Versorgung erfolgt erst ab dem Schulalter, wird aber auch dann häufig nicht toleriert. Die Cochlea-Implantation ist die einzige Therapiemöglichkeit für ein taubes Ohr und sollte daher auch Kindern zugänglich gemacht werden.

Methoden

Seit 2005 haben wir in unserer Klinik 19 SSD-Patienten mit einem CI versorgt. Bei den erwachsenen Patienten konnten ähnlich gute bis sehr gute Hörergebnisse erzielt werden, wie bei den „konventionellen“ CI Trägern. Überraschend gut war hierbei die Akzeptanz zwischen den unterschiedlichen Hörqualitäten.

Aufgrund der überzeugenden Ergebnisse haben wir im Dezember 2009 erstmals ein prälingual einseitig taubes Kind mit einem CI versorgt. Im Rahmen der Bildgebung musste eine beidseitige Mondini-Malformation festgestellt werden. Auch das gesunde Ohr weist geringe Schwankungen in der Hörleistung auf, bedarf jedoch aktuell keiner Therapie. Die sonstige kognitive und sprachliche Entwicklung der Patientin ist normal, sprachlich überdurchschnittlich. Die gesamten Kosten wurden (mit Hilfe rechtlichen Beistandes) komplett von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Ergebnisse

Die nachfolgenden Anpassungen und das Hörtraining verliefen bei den erwachsenen Patienten regelrecht. Alle Patienten haben eine sofortige Akzeptanz des CIs aufgewiesen. Nach ca. 3 Monaten war subjektiv ein gutes Richtungsgehör vorhanden und das Hören im Störschall weniger anstrengend.

Bei dem Kind war ebenfalls eine sofortige Akzeptanz vorhanden. Eine Blähkurve von 30 dB war nach vier Monaten nachweisbar. Über ein Audiokabel konnte die kleine Patientin recht schnell Tierstimmen unterscheiden. Sowohl Frühförderin als auch Kindergarten berichteten über eine verbesserte Aufmerksamkeit und über ein suffizientes Richtungsgehör.

Schlussfolgerungen

Die Therapie von erwachsenen SSD Patienten ist bisher eine erfolgreiche Therapieoption. Da das Hörscreening nunmehr auch die einseitig tauben Kinder früh detektiert, sollte als logische Konsequenz auch eine Therapieempfehlung erfolgen. Die Patientenanzahl von SSD-Kindern ist bisher sehr gering, der aktuelle Therapieverlauf unserer kleinen Patientin ermutigt jedoch eine positive Empfehlung auszusprechen.