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Dreiländertagung D-A-CH
24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

28. - 30.09.2007, Innsbruck, Österreich

Computerunterstützte Auswertung und Dokumentation von fiberoptisch-endoskopischer Evaluation des Schluckvorganges

Computer-assisted analysis and documentation of fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Christiane Hey - Klinik f. Phoniatrie u. Pädaudiologie d. Klinikums d. Johann-W.-Goethe-Universität, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Dmitri Belogradski - Xion-Medical, Berlin, Deutschland
  • author Petra Pluschinski - Otto-Fricke-Krankenhaus, Bad Schwalbach, Deutschland
  • author Soenke Stanschus - SRH Krankenhaus, Karlsbad-Langensteinbach, Deutschland
  • author Katrin Neumann - Klinik f. Phoniatrie u. Pädaudiologie d. Klinikums d. Johann-W.-Goethe-Universität, Frankfurt/Main, Deutschland
  • author Robert Sader - Klinik f. Mund- Kiefer- u. Plast. Gesichtschirurgie d. Klinikums d. Johann-W.-Goethe-Universität, Frankfurt/Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Sektion Phoniatrie der Österreichischen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirugie. Schweizerische Gesellschaft für Phoniatrie. Dreiländertagung D-A-CH, 24. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e.V.. Innsbruck, Österreich, 28.-30.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgppV21

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgpp2007/07dgpp31.shtml

Published: August 28, 2007

© 2007 Hey et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Die fiberoptisch-endoskopische Evaluation ist eine weltweit anerkannte Methode zur Beurteilung des Schluckens (FEES). Sie liefert aber eine Fülle unstrukturierter Daten, deren Auswertung sehr aufwendig ist. Bislang fehlende Standardisierung macht die Verständlichkeit und den Befundvergleich fast unmöglich. Zur Problemlösung sollte eine Software entwickelt werden, die zeiteffizient eine hochwertige, standardisierte Dokumentation für Klinik und Forschung gewährleistet.

Material und Methodik: Basierend auf dem FEES®-Protokoll von Langmore 2001 wurde eine Software entwickelt, die alle grundlegenden diagnostischen Parameter beschreibt. Der Untersucher wird über standardisierte Befundlisten geführt, in denen er über Anklicken Parameter charakterisieren und repräsentative Bilder in den Befund integrieren kann. Abschließend wird automatisch ein Dysphagiebericht erstellt. 87 Dysphagiepatienten wurden innerhalb von 4 Monaten videoendoskopisch untersucht. Im Anschluss wurde erst konventionell und dann von 2 weiteren unabhängigen Untersuchern mit dem Computerprogramm befundet.

Ergebnisse: Die Dokumentationsdauer betrug konventionell durchschnittlich 42 Minuten, computergestützt 9 Minuten. Im Gegensatz zum konventionellen Befund wurden computergestützt alle Befunde schnell, einfach und nachvollziehbar aufgezeichnet. Die beiden computerunterstützten Befunde stimmten in 93% überein und es ließ sich zum ersten Mal ein exakter inter- und intraindividueller Befundvergleich durchführen; mit dem konventionellen Befund war das nicht möglich.

Zusammenfassung: Die entwickelte Auswertungs-Software garantiert die empfehlenswerte standardisierte Durchführung und zeiteffiziente Analyse und Dokumentation der fiberoptisch-endoskopischen Dysphagieevaluation.


Text

Einleitung

Die fiberoptisch-endoskopische Evaluation des Schluckvorganges (FEES) ist ein weltweit anerkanntes Untersuchungsverfahren. Es wird häufig genutzt als Maßstab oder gar Goldstandard zur Evaluierung neuer Verfahren in der Dysphagiediagnostik. Etabliert wurde es Anfang der neunziger Jahre. Zur Sicherung des Qualitätsstandards des Ablaufs einer FEES-Untersuchung entwickelte Langmore frühzeitig ein umfangreiches Protokoll, das zuletzt 2001 überarbeitet veröffentlicht wurde. Aufgegliedert in drei Kapitel umfasst es eine große Anzahl von zu untersuchenden Parametern, deren komplette Berücksichtigung eine Fülle von Datenmaterial liefert. Beachtet man alle diese Parameter in der Durchführung, so, wie es der Standard vorgibt, so ist Auswertung und Dokumentation sehr aufwendig und zeitraubend. Aus diesem Grunde wird häufig, das Verfahren nur eingeschränkt durchgeführt und dokumentiert. Dies minimiert die Qualität und Aussagekraft des Verfahrens erheblich und geht auf Kosten des adäquat zu planenden Therapiemanagements. Zudem macht die fehlende Standardisierung der Dokumentation die Verständlichkeit und Vergleichbarkeit von Befundbeschreibungen verschiedener Klinikeinrichtungen nahezu unmöglich.

Kompetente und moderne Erhebung, Dokumentation und Auswertung klinischer Daten sollte heutzutage mit einem qualifizierten EDV-System erfolgen. Doch, obwohl inzwischen für unterschiedliche Fragestellungen in der Medizin zahlreiche Softwarelösungen zur Verfügung stehen, im Bereich der endoskopischen Dysphagiediagnostik bestehen sie zur Lösung dieser Probleme noch nicht. Aus diesem Grunde sollte ein an die klinischen Erfordernisse angepasstes computergestütztes Dokumentationssystem entwickelt werden, das eine zeiteffiziente und qualitativ hochwertige Analyse für Klinik und Forschung gewährleistet.

Material und Methodik

Basierend auf dem FEES®-Protokoll von Langmore 2001 wurde ein computerunterstütztes Dokumentationsverfahren entwickelt. Die Benutzeroberfläche des Programms wurde so gestaltet, dass das digitalisierte Untersuchungsvideo und die Auswertungssoftware nebeneinander dargestellt sind. Damit wird die gleichzeitige Bildanalyse und Dokumentation einer FEES-Diagnostik ermöglicht.

Die Auswertungssoftware ist so aufgebaut, dass der Untersucher ergonomisch effizient durch das Auswertungsmenü geführt und so zu einer vollständigen Datenerfassung motiviert wird. Sie beinhaltet alle im Untersuchungsstandard vorgesehenen grundlegenden Dysphagieparameter, die in zwei verschiedenen Abschnitten aufgeführt werden:

1.
anatomisch-physiologische Untersuchung des oropharyngealen Schluckapparates sowie
2.
die standardisierte Schluckfunktionsprüfung mit abgemessenen Bolusvolumina verschiedener Konsistenzen.

Zur Steigerung der Reliabilität und Vergleichbarkeit der zu erhebenden Befunde wurden zusätzlich zwei international anerkannte Scores integriert:

1.
die Penetrations- Aspirationsskala nach Rosenbek sowie
2.
die Skala nach Murray zur standardisierten Dokumentation oropharyngealer Sekretionsansammlungen.

Für jeden zu beurteilenden Parameter wurden zur Steigerung von Zeitersparnis und zur Standardisierung der Auswertung einheitliche Befundungslisten konzipiert, so dass zutreffende Befunde nur noch via Mouseklick eingegeben werden.

Die Dokumentation wird unterstützt durch die Integration repräsentativer Bilder in dafür vorgesehenen Platzhaltern. Zusätzlich stehen dem Untersucher zahlreiche Textfelder für individuelle Anmerkungen zur Verfügung. Am Ende der Analyse wird automatisch ein Dokument generiert, das als Grundlage des zu erstellenden Dysphagieberichtes fungiert.

87 Dysphagiepatienten wurden innerhalb von 4 Monaten videoendoskopisch untersucht. Im Anschluss erfolgte die Befundung zunächst konventionell und von 2 weiteren unabhängigen Untersuchern mit Hilfe des Computerprogramms.

Untersucht wurde die geforderte Vollständigkeit der so generierten Dokumentation und Berichterstellung sowie die benötigte Zeit der unterschiedlich erfolgten Auswertung und Dokumentation.

Ergebnisse

Die durchschnittliche Länge der zu analysierenden Filme betrug 8 Minuten und 48 Sekunden. Die auf konventionelle Art und Weise durchgeführte Dokumentation dauerte im Schnitt ca. 42 Minuten. Die computergestützte Dokumentation und Analyse der gleichen Filme mit Hilfe der Auswertungssoftware benötigte lediglich ca. 9 Minuten. Durch die Integration von 42 der 45 im FEES-Standard aufgeführten Parameter wurden von jedem Untersucher bei der computergestützten Auswertung im Gegensatz zur konventionellen Befundung automatisch 93% der Daten erfasst. Die Aufzeichnung erfolgte schnell, einfach und nachvollziehbar. Zudem stimmten die beiden computerunterstützten Befunde in 93% überein und ließ sich zum ersten Mal ein exakter inter- und intraindividueller Befundvergleich durchführen; mit dem konventionellen Befund war das nicht möglich.

Zusammenfassung

Die Auswertung einer korrekt durchgeführten FEES-Diagnostik unter Berücksichtigung aller Parameter ist nach wie vor sehr aufwendig und zeitintensiv. Eine Lösung dieses Problems erfolgte mit der Entwicklung einer entsprechenden Auswertungs-Software. Diese ermöglicht eine schnelle, effiziente Analyse und garantiert zusätzlich die empfohlene standardisierte Durchführung, wie Dokumentation der fiberoptisch-endoskopischen Dysphagieevaluation. Damit bildet die computergestützte Dokumentation und Auswertung einer FEES-Diagnostik neben dem zeitökonomischen Aspekt einen wertvollen Beitrag in der Qualitätssicherung der endoskopischen Dysphagiediagnostik.


Literatur

1.
Langmore SE. Scoring a FEES examination. In: Langmore SE. Endoscopic evaluation and treatment of swallowing disorders. New York: Thieme; 2001. p. 101-43.
2.
Hiss SG, Postma GN. Fiberoptic endoscopic evaluation of swallowing. Laryngoscope. 2003;113(8):1386-93.
3.
Prosiegel, M. Criteria of quality and standards for diagnosis and therapy of patients with neurogenic swallowing disorders, neurogenic dysphagia–guidelines 2003 of DGNKN. Neurol Rehabil. 2003;9(3-4):157–81.