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23. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

15. - 17.09.2006, Heidelberg

Der Einsatz der Videofluoreszenzpalatographie (VFPG) in der phoniatrischen Diagnostik

Videofluorescencepalatography in phoniatric diagostics

Poster

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Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 23. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Heidelberg, 15.-17.09.2006. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2006. Doc06dgppP08

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Published: September 5, 2006

© 2006 Stuhrmann et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Myofunktionelle Störungsbilder insbesondere bei Kindern konnten bislang noch nicht mittels eines objektiven bildgebenden Testverfahrens diagnostiziert werden. Die Videofluoreszenz-Palatograhie (VFPG) ermöglicht ermöglicht eine videoendoskopische Darstellung myofunktioneller Störungsbilder bei artikulationsgestörten Kindern mit pathologischem Zungenpressen.

Material und Methode: Auf die Zungenspitze des Kindes wurde jeweils ein Tropfen einer Fluoreszenz-Haftpaste aufgetragen, die aus 5% Fluorescein in 40% Hypromellose-Haftpaste besteht. Nach einfachem Schlucken wurde mittels einer starren Optik, deren Licht durch einen Blaufilter der Firma Karl Storz Typ 20100032 eingefärbt wurde, der vordere Oberkiefer inspiziert. Der Schleimhautbereich, der von der Zungenspitze berührt wurde, wurde durch die Haftpaste eingefärbt. Bei normalem Schluckmuster zeigte sich der Fluoreszenzbereich dorsal der oberen Frontzähne, bei pathologischem Schluckmuster ist der Bereich rostral stark eingefärbt (Hinterfläche der oberen Schneidezähne). Die Auswertung und Analyse erfolgt „Offline“. Es wurde der Bildbefund jeweils digital dokumentiert und mit den entsprechenden klinischen Befunden verglichen (n=40).

Ergebnisse: Die videogestützte Fluoreszenz-Palatograhie erlaubte eine detaillierte Dokumentation und Differenzierung zwischen myofunktionell bedingten Sprachentwicklungverzögerungen und Artikulationsstörungen ohne myofunktionelle Dysfunktion. Durch die Visualisierung des Störungsbildes wird den Eltern der Befund veranschaulicht und sie können verstärkt in die therapeutischen Maßnahmen eingebunden werden.

Schlussfolgerung: Die VFPG zeichnet sich durch den Vorteil einer objektiven Darstellung pathologischer myofunktioneller Störungsbilder bei Kindern aus. Den Eltern wird hiermit eine anschauliche morphologische Darstellung von pathologischem Zungenpressen und myofunktionellen Dysfunktionen ermöglicht und dem Therapeuten die Diagnosesicherung erleichtert.


Text

Einleitung

Myofunktionelle Störungsbilder, insbesondere bei Kindern, konnten bislang noch nicht mittels eines objektiven bildgebenden Testverfahrens diagnostiziert werden. Die Videofluoreszenz-Palatographie (VFPG) ermöglicht eine videoendoskopische Darstellung myofunktioneller Störungsbilder bei artikulationsgestörten Kindern mit pathologischem Zungenpressen.

Material und Methode

Auf die Zungenspitze des Kindes wurde jeweils ein Tropfen einer Fluoreszenz-Haftpaste aufgetragen, die aus 5% Fluorescein in 40% Hypromellose-Haftpaste besteht. Nach einfachem Schlucken wurde mittels einer starren Optik, deren Licht durch einen Blaufilter der Firma Karl Storz Typ 20100032 eingefärbt wurde, der rostrale Oberkiefer inspiziert. Der Schleimhautbereich, der von der Zungenspitze berührt wurde, wurde durch die Haftpaste eingefärbt. Die Auswertung und Analyse erfolgt „Offline“. Die Bildbefunde wurden digital dokumentiert und mit den entsprechenden klinischen Befunden verglichen (n=40).

Ergebnisse

Bei normaler Zungenmotilität zeigte sich der Fluoreszenzbereich am harten Gaumen rostral der oberen Frontzähne (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]). Bei pathologischem Schluckmuster ist der Bereich weiter rostral der oberen Schneidezähne (Hinterfläche der oberen Schneidezähne), stark eingefärbt (siehe Abbildung 2 [Abb. 2]).

Die videogestützte Fluoreszenz-Palatograhie erlaubte eine detaillierte Dokumentation und Differenzierung zwischen Sprachentwicklungverzögerungen mit und ohne myofunktionelle Dysfunktion.

Die Visualisierung des Störungsbildes veranschaulicht den Eltern den Befund. Auf diese Weise können sie verstärkt in die therapeutischen Maßnahmen eingebunden werden.

Schlussfolgerung

Die VFPG zeichnet sich durch den Vorteil einer objektiven Darstellung pathologischer myofunktioneller Störungsbilder bei Kindern aus. Den Eltern wird hiermit eine anschauliche morphologische Darstellung von pathologischem Zungenpressen und myofunktionellen Dysfunktionen ermöglicht und dem Arzt so die Diagnosesicherung erleichtert.


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