gms | German Medical Science

100 Jahre Phoniatrie in Deutschland
22. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie
24. Kongress der Union Europäischer Phoniater

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

16. bis 18.09.2005, Berlin

Analyse phoniatrisch-pädaudiologischer Behandlungsdaten im G-DRG-System

Phoniatric and pedaudiologic inpatients: analysis of clinical data sets within the German-DRG system

Vortrag

Search Medline for

  • corresponding author presenting/speaker Peter Matulat - Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland
  • author Wolfgang Fiori - Universitätsklinikum Münster, Medizincontrolling, Münster, Deutschland
  • author Antoinette G. Dinnesen - Universitätsklinikum Münster, Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Münster, Deutschland

100 Jahre Phoniatrie in Deutschland. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, 24. Kongress der Union der Europäischen Phoniater. Berlin, 16.-18.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgppV10

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgpp2005/05dgpp059.shtml

Published: September 15, 2005

© 2005 Matulat et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Zusammenfassung

Qualifizierte Aussagen über Defizite in der Abbildung phoniatrisch-pädaudiologischer Behandlungen im deutschen DRG-System sind nur auf der Grundlage von Untersuchungen realer Patientendaten möglich. Analysiert wurden die Behandlungsdaten aller Fälle von vier Kliniken aus dem Jahr 2004. Die Fälle werden überwiegend in unspezifische G-DRGs gruppiert, in denen sie zahlenmäßig keine Rolle spielen. Eine sachgerechte Abbildung kann nur gelingen, wenn die Spezialisierung des Faches, die einen anderen Ressourcenverbrauch nach sich zieht, in eigenen G-DRGs berücksichtigt wird. Eine „Bepreisung" eigener G-DRGs über die Kalkulation von bundesweit geltenden Bewertungsrelationen erscheint wegen der historisch und durch lokale Besonderheiten gewachsenen Heterogenität der Behandlungsstrukturen jedoch z.Z. kaum möglich. Die Anzahl der dem DRG-Institut (InEK) zur Verfügung stehenden Kostendaten ist mit nur einem an der Kostenkalkulation teilnehmendem Krankenhaus zu gering, um G-DRG-Definitionen zu entwickeln, die eine sachgerechte Vergütung der unterschiedlichen Versorgungsstrukturen und Behandlungsinhalte ermöglichen. Die Kalkulation bundesweit geltender Preise auf der Basis unizentrischer Daten würde bislang geförderte Versorgungsstrukturen gefährden. Eine sinnvolle Alternative wäre die Berücksichtigung der OPS-Komplexziffern bei der Gruppierung und vorübergehende Abbildung der Leistungen in nach Menge und Vergütungshöhe krankenhausindividuell zu verhandelnden G-DRGs nach § 6 Abs.1 KHEntgG.


Text

Einleitung

Qualifizierte Aussagen über mögliche Verwerfungen und Defizite in der Abbildung stationärer und teilstationärer phoniatrisch-pädaudiologischer Behandlungen im deutschen diagnosebezogenen Fallgruppensystem (G-DRG-System) sind vor allem auf der Grundlage von Untersuchungen realer Patientendaten möglich. Trotz weiterhin fehlendem Fachabteilungsschlüssel wurde mit der Einführung der OPS-Kodes für die phoniatrische und pädaudiologische Komplexbehandlung (9-31) im Jahr 2004 die Identifikation der phoniatrisch-pädaudiologischen Fälle vereinfacht, so dass erstmalig Analysen auf der Datenbasis eines ganzen Jahres durchgeführt werden konnten.

Methodik

Analysiert wurden die Behandlungsdaten von1824 Patienten von vier stationär (N=700) und einer teilstationär (N=1124) arbeitenden Kliniken aus dem Jahr 2004. Die Daten wurden von den Kliniken in Anlehnung an der in §21 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG) festgelegten Form zur Verfügung gestellt und nach einer manuellen Homogenisierung der Datenstruktur zusammengeführt. Neun prästationäre Fälle wurden nicht mit in die Auswertung einbezogen. Bei der Berechung der Erlöse wurde von einem fiktiven Basisfallwert von 2700€ ausgegangen, was etwa dem Mittelwert der in der Verordnung zur Bestimmung vorläufiger Landes-Basisfallwerte im Fallpauschalensystem für Krankenhäuser für das Jahr 2005 (Fallpauschalenverordnung 2005 - KFPV 2005) festgelegten Beträge entspricht.

Ergebnisse

Die behandelten Fälle werden überwiegend in unspezifische G-DRGs der MDCs 03 (Krankheiten und Störungen des Ohres, der Nase, des Mundes und des Halses) und 19 (Psychische Krankheiten und Störungen) gruppiert. Der Differenzierungsgrad in einzelne G-DRG´s unterscheidet sich je nach Klinik stark. Zwischen 38,8% (in Klinik 4) und mehr als 90% (in den anderen Kliniken) der Gruppierungen führen zu den jeweils beiden meistgenannten DRG´s.

Die Differenzierung in unterschiedliche Hauptdiagnosen ist in der Klinik 5 mit einem Anteil von 26,3% und in der Klinik 4 mit einem Anteil von 27,5% für die ersten zwei Hauptdiagnosen gegenüber mehr als 70% in den anderen Kliniken auffallend hoch.

Der sich in den Hauptdiagnosen und -prozeduren widerspiegelnde Differenzierungsgrad ist entweder Folge eines unterschiedlich homogenen Patientengutes oder Ergebnis einer sich unterscheidenden Kodierpraxis.

Bei den kodierten Hauptprozeduren liegen die OPS-Kodes für die phoniatrische und pädaudiologische Komplexbehandlung (9-31) in der Häufigkeit in allen Kliniken weit vorne, da die Kodierung dieser Prozeduren gemäß den Kodierrichtlinien der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie für jeden Patienten empfohlen wurde.

Die kodierten Hauptdiagnosen und -prozeduren machen zusammen mit den in Tabelle 1 [Tab. 1] zusammengefassten Daten über die Anzahl der in 2004 behandelten Patienten, deren Durchschnittsalter, die Anteile an Kurz- und Langliegern, den Schweregrad (PCCL), das effektive Kostengewicht (EFF_CW) sowie den Gesamterlös und den Erlös pro Tag deutlich, dass in den Kliniken sowohl unterschiedliche Krankheitsbilder behandelt werden, wie auch eine große Variabilität in den Behandlungskonzepten vorliegt. So wird in einigen Kliniken überwiegend Diagnostik betrieben, während andere Kliniken komplexe therapeutische Konzepte verfolgen. Kliniken mit einem hohen Anteil an und Kurzliegern und Patienten mit einer Verweildauern innerhalb der in den G-DRG´s festgelegten Verweildauergrenzen erwirtschaften pro Tag einen etwa drei Mal so hohen Erlös wie Kliniken mit einem hohen Anteil an Langliegern.

Diskussion

Eine sachgerechte Abbildung phoniatrisch-pädaudiologischer Leistungen im G-DRG-System kann nur gelingen, wenn die Spezialisierung des Faches, die einen anderen Ressourcenverbrauch nach sich zieht, in eigenen G-DRGs berücksichtigt wird. Der Vergleich phoniatrisch-pädaudiologischer Kollektive mit den klinischen Profilen des G-DRG-Browsers für die Kalkulation des Systems 2005 veranschaulicht dies deutlich. Zahlenmäßig spielen phoniatrisch-pädaudiologische Fälle in diesen G-DRGs keine Rolle.

Eine „Bepreisung" eigener phoniatrisch-pädaudiologischer G-DRGs über die Kalkulation von bundesweit geltenden Bewertungsrelationen erscheint wegen der historisch und durch lokale Besonderheiten gewachsenen Heterogenität der Behandlungsstrukturen jedoch für 2006 weder möglich noch sinnvoll.

Die Anzahl der dem Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus zur Verfügung stehenden phoniatrisch-pädaudiologischen Kostendaten (nur Klinik 2 nimmt an der Kostenkalkulation teil) ist zu gering, um sinnvolle G-DRG-Definitionen zu entwickeln, die eine sachgerechte Vergütung der unterschiedlichen Versorgungsstrukturen und Behandlungsinhalte ermöglichen. Die Kalkulation bundesweit geltender Preise auf der Basis unizentrischer Daten könnte bislang geförderte Versorgungsstrukturen eher gefährden.

Eine sinnvolle Alternative wäre die Berücksichtigung der OPS-Komplexziffern bei der Gruppierung und vorübergehende Abbildung der phoniatrisch-pädaudiologischen Leistungen in nach Menge und Vergütungshöhe krankenhausindividuell zu verhandelnden G-DRGs nach § 6 Abs. 1 KHEntgG (Anlage 3 FPV 2005).


Literatur

1.
Vereinbarung zum Fallpauschalensystem für Krankenhäuser für das Jahr 2005 - Fallpauschalenvereinbarung 2005 - FPV 2005. (http://www.g-drg.de)
2.
Verordnung zur Bestimmung vorläufiger Landes-Basisfallwerte im Fallpauschalensystem für Krankenhäuser für das Jahr 2005 (Fallpauschalenverordnung 2005 - KFPV 2005) - Bundesgesetzblatt Jahrgang 2005 Teil I Nr. 2, ausgegeben zu Bonn am 18.Mai 2005
3.
Verordnung zur Bestimmung besonderer Einrichtungen im Fallpauschalensystem für Krankenhäuser für das Jahr 2005 (Fallpauschalenverordnung besondere Einrichtungen 2005 - FPVBE 2005) - Bundesgesetzblatt Jahrgang 2005 Teil I Nr. 2, ausgegeben zu Bonn am 18.Mai 2005
4.
Institut für das Entgeltsystem Im Krankenhaus (2005). Abschlußbericht zur Weiterentwicklung des G-DRG-Systems für das Jahr 2005. (http://www.g-drg.de)
5.
Institut für das Entgeltsystem Im Krankenhaus (2005). G-DRG V2003/2005 Report-Browser (http://www.g-drg.de)
6.
Institut für das Entgeltsystem Im Krankenhaus (2005). Krankenhäuser mit einer Vereinbarung zur Teilnahme an der Kalkulation 2005 - Stand: 12. Mai 2005. (http://www.g-drg.de)