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100 Jahre Phoniatrie in Deutschland
22. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie
24. Kongress der Union Europäischer Phoniater

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

16. bis 18.09.2005, Berlin

Erfassung von Therapieeffekten auf die Stimme mit dem VHI-12

Evidence of the effects of voice therapy measured by means of VHI-12

Vortrag

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  • corresponding author presenting/speaker Ute Gonnermann - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universität Greifswald, Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Greifswald, Deutschland
  • author Tadeus Nawka - Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie der Universität Greifswald, Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie, Greifswald, Deutschland

100 Jahre Phoniatrie in Deutschland. 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie, 24. Kongress der Union der Europäischen Phoniater. Berlin, 16.-18.09.2005. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2005. Doc05dgppV31

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgpp2005/05dgpp033.shtml

Published: September 15, 2005

© 2005 Gonnermann et al.
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Zusammenfassung

Einleitung: Der Voice Handicap Index (VHI) wurde 1997 in den USA entwickelt und zur subjektiven Bewertung einer Stimmstörung durch den Patienten eingesetzt. Die Übertragung in eine einheitliche deutsche Fassung erfolgte 2003. Eine verkürzte Version des Fragebogens mit 12 Items (VHI-12) wurde nach Faktorenanalyse ebenfalls validiert.

Material und Methoden: Mit dem VHI-12 wurden 75 phonochirurgisch und 41 stimmtherapeutisch behandelte Patienten untersucht. Die Befragung erfolgte vor und nach der Stimmbehandlung.

Ergebnisse: Sowohl in der operativen als auch in der konservativen Stimmbehandlung bessert sich das subjektive Befinden des Patienten nach Therapie im Vergleich zum Ausgangsstatus. Der mittlere VHI-Summenscore sinkt signifikant von 18 auf 11 Punkte nach Operation und von 18 auf 12 Punkte nach Therapie. Die Validität ist durch externe Kriterien abgesichert.

Schlussfolgerung: Mit dem VHI-12 lassen sich zuverlässig Veränderungen durch eine Stimmbehandlung erfassen.


Text

Einleitung

Der Voice Handicap Index (VHI) [2] wurde 1997 in den USA entwickelt und zur subjektiven Bewertung einer Stimmstörung durch den Patienten eingesetzt. Die Übertragung in eine einheitliche deutsche Fassung erfolgte 2003 [4]. Eine verkürzte Version des Fragebogens mit 12 Items (VHI-12) wurde durch Faktorenanalyse begründet und ebenfalls validiert [3]. Mit der vorliegenden Studie soll geprüft werden, wie sich Ergebnisse der Stimmtherapie mit dem VHI-12 messen lassen.

Material und Methoden

Mit dem VHI-12 wurden insgesamt 116 Probanden untersucht, davon 75 phonochirurgisch (Tabelle 1 [Tab. 1]) und 41 stimmtherapeutisch (Tabelle 2 [Tab. 2]) behandelte Patienten. Die Altersspanne liegt zwischen 15 und 80 Jahren.

Die Befragung mit dem VHI-12 erfolgte vor und nach der Stimmbehandlung. Die Mittelwerte wurden statistisch mit dem T-Test und Wilcoxon-Test auf signifikante Unterschiede geprüft.

Ergebnisse

Sowohl in der operativen (Tabelle 3 [Tab. 3]) als auch in der konservativen (Tabelle 4 [Tab. 4]) Stimmbehandlung bessert sich nach den Angaben im VHI-12 das subjektive Befinden des Patienten nach Therapie im Vergleich zum Ausgangsstatus. Der mittlere Summenscore sinkt signifikant von 18 auf 11 Punkte nach Operation und von 18 auf 12 Punkte nach Therapie.

Im Mittel verringert sich der VHI-12 Summenscore um 7 Punkte nach der Operation (Abbildung 1 [Abb. 1]) und um 6 Punkte nach der Behandlung (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Diskussion

Mit dem VHI-12 lassen sich zuverlässig Veränderungen durch eine Stimmbehandlung erfassen. Signifikante Veränderungen bei erneuter Befragung nach der Behandlung können ab einer Differenz von 4 Punkten erwartet werden (vgl. [3]). In unserer untersuchten Population lag die Differenz bei 7 Punkten für den Therapieeffekt durch Operation und bei 6 Punkten für die Verbesserung nach Stimmübungsbehandlung. Der VHI-12 als verkürzte Form des VHI ist ein praxistaugliches Messinstrument und vereinfacht den Untersuchungsablauf.

Auch Rosen und Murry [5] schlagen eine vereinfachte Version des VHI mit 10 Items vor - den Voice Handicap Index-10. Dieser verkürzte Fragebogen ist ebenfalls validiert und den Autoren zufolge ein robustes Untersuchungsinstrument. Rosen et al. [5] betonen ebenfalls den geringeren zeitlichen Aufwand dieser Version.

Die Tendenz zu kürzeren Fragebögen reflektiert auch der im US-amerikanischen Sprachraum genutzte und validierte Fragebogen zur Selbsteinschätzung des Patienten, der Voice-related Quality of Life (V-RQOL) [1] mit 10 Fragen. Inhaltlich sind die Fragen des V-RQOL denen des VHI sehr ähnlich. Therapieeffekte können auch mit dieser Version zuverlässig gemessen werden, was an Patienten mit spasmodischer Dysphonie gezeigt wurde.

Daraus resultiert, dass mit 10 oder 12 Fragen zur subjektiven Stimmeinschätzung Änderungen im Therapieverlauf erfasst und dokumentiert werden können.


Literatur

1.
Hogikyan ND, Wodchis WP, Spak C, Kileny PR (2001): Longitudinal Effects of BotulinumToxin Injections on Voice-Related Quality of Life (V-RQOL) for Patients with Adductory Spasmodic Dysphonia, Journal of Voice, 15, S. 576-586
2.
Jacobson BH, Johnson A, Grywalski C, Silbergleit A, Jacobson G, Benninger (1997): The Voice Handicap Index (VHI): Development and Validation. Am J Speech Lang Pathol 6, 66-70
3.
Nawka T, Gonnermann U. (2003): Stimmstörungsindex (SSI), Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte, 2003/2004, Gross, M. (Hrsg.), Median Verlag, S. 375-379
4.
Nawka T, Wiesmann U, Gonnermann U (2003): Validierung des Voice Handicap Index (VHI) in der deutschen Fassung. HNO, 51: 921-929
5.
Rosen CA, Lee AS, Osborne J, Zullo T, Murry T. (2004): Development and Validation of the Voice Handicap Index-10, The Laryngoscope, 114, 1549-1556