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20. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

12. bis 14.09.2003, Rostock

Indikationen zur autologen Fettaugmentaton bei Glottisschlussdefiziten

Vortrag

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  • corresponding author Kathrin Mahlstedt - Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Fabeckstr. 62, 14195 Berlin, Tel.: 030-84452449; Fax: 030-84456856
  • Manfred Gross - Klinik für Audiologie und Phoniatrie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Fabeckstr. 62, 14195 Berlin

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. 20. Wissenschaftliche Jahrestagung der DGPP. Rostock, 12.-14.09.2003. Düsseldorf, Köln: German Medical Science; 2003. DocV12

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Published: September 12, 2003

© 2003 Mahlstedt et al.
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Zusammenfassung

Während sich die Fettaugmentation zum Ausgleich von Glottischlussdefiziten aufgrund von Stimmlippenparesen innerhalb des vergangenen Jahrzehnts etablieren konnte, liegen bisher zur Effektivität dieses Verfahrens bei oberflächlichen Stimmlippenvernarbungen oder ausgedehnteren Substanzdefekten nur vereinzelte Informationen vor [1]. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurde die Effektivität der Stimmlippenaugmentation mit autologem Fett bei Patienten mit Glottisschlussinsuffizienz bei oberflächlichen Stimmlippenvernarbungen (n=6) und ausgedehnteren Substanzdefekten ( n=6) überprüft. Die subjektiven und objektiven Stimmfunktionsparameter sowie der Glottisschluss wurden prä- und postoperativ im Verlauf dokumentiert. Das mittlere Nachbeobachtungszeitintervall umfasste 22 Monate. Bei 4 der 6 Patienten mit oberflächlichen Stimmlippenvernarbungen konnte durch die ein- bis zweimalige Fettaugmentation eine Normalisierung der Stimmfunktionsparameter bei vollständigem Glottisschluss erreicht werden. Bei 6 Patienten mit ausgedehnteren Substanzdefekten ließ sich keine dauerhafte Besserung der Stimmfunktion und des Glottisschlusses erzielen. Die Stimmlippenaugmentation mittels autologem Fett kann bei oberflächlichen Stimmlippenvernarbungen als erfolgversprechende phonochirurgische Maßnahme eingesetzt werden, hingegen sind ausgedehntere Substanzdefekte als Indikation ungeeignet.


Text

Einleitung

Neben der externen Stimmlippenmedialisierung nehmen in der Behandlung von Glottisschlussdefiziten Augmentationsverfahren einen festen Platz ein. Die Anforderung an das implantierbare Material sind die gute Injizierbarkeit, das stabile Verbleiben an der Injektionsstelle ohne wesentliche Resorption und eine hohe Biokompatibilität ohne atemwegseinengende Reaktionen. Aus immunologischer Sicht wird heute den autologen Geweben wie Fett oder Fascia lata der Vorzug gegeben. Während sich die Fettaugmentation zum Ausgleich von Glottischlussdefiziten aufgrund von Stimmlippenparesen innerhalb des vergangenen Jahrzehnts etablieren konnte [2], [3], liegen bisher zur Effektivität dieses Verfahrens bei oberflächlichen und ausgedehnteren Substanzdefekten der Stimmlippen nur vereinzelte Informationen vor [1]. Im Rahmen einer retrospektiven Studie wurde die Effektivität der Stimmlippenaugmentation mit autologem Fett bei Patienten mit Glottisschlussinsuffizienz überprüft.

Material und Methode

In dem Zeitraum von 1998 bis 2003 wurde zur Behandlung des Glottisschlussdefizites bei jeweils 6 Patienten mit oberflächlichen und ausgedehnteren Substanzdefekten der Stimmlippen die endolaryngeale Fettaugmentation in Intubationsnarkose durchgeführt. Hierzu wurde periumbilical entnommenes Fettgewebe in Partikel von 1,5-2 mm3 zerkleinert, in 0,9%iger isotoner Natriumchloridlösung suspendiert und in die Druckspritze n. Bruening eingebracht. In Stützmikrolaryngoskopie erfolgte die Injektion des Fettes jeweils im mittleren und hinteren Abschnitt des M. vocalis der betroffenen Stimmlippe bzw. des Substanzdefektes. Lediglich im Einzelfall bei umschriebenen oberflächlichen Substanzdefekten wurde eine submuköse Plazierung des aufgearbeiteten abdominellen Fettes vorgenommen. Aufgrund einer Resorptionsquote von 20-30% wurde eine Überkorrektur von mindestens 20% angestrebt. Bei 7 Patienten wurde die Augmentation einmalig durchgeführt; in 4 Fällen war sie zweimalig, bei einem Patienten dreimalig erforderlich.

Prä- und in 1/4jährlichen postoperativen Intervallen wurden der Glottisschluss und die Stimmfunktionsparameter (Heiserkeitsgrad, Tonhaltedauer, Stimmumfang, Dynamik) dokumentiert. Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum umfasste 22 Monate (kürzestes Zeitintervall 5 Monate, längstes 4,5 Jahre).

Ergebnisse

Bei 4 der 6 Patienten mit oberflächlichen Substanzdefekten der Stimmlippen konnte durch die ein- bis zweimalige Fettaugmentation eine Normalisierung der Stimmfunktionsparameter bei vollständigem Glottisschluss erreicht werden. Bei 1 der 6 Patienten wurde das Schlussdefizit gebessert, jedoch nicht vollständig ausgeglichen. In einem Fall blieben Glottisschluss und Stimmqualität unbeeinflusst. Die Ergebnisse waren bis zu einem Zeitraum von 4,5 Jahren stabil.

Bei 6 Patienten mit ausgedehnteren Substanzdefekten nach Tumorresektionen ließ sich keine dauerhafte Besserung des Glottisschlusses und der Stimmfunktion erzielen. Postoperativ bestand lediglich eine kurzfristige Besserung der Stimmqualität für wenige Tage.

In keinem Fall stellten sich ernsthafte Komplikationen ein.

Diskussion

Die Fettaugmentation zum Ausgleich von Glottischlussdefiziten aufgrund von Stimmlippenparesen stellt ein etabliertes Behandlungskonzept dar [2], [3]. Dieses operative Vorgehen kann aber auch bei oberflächlichen Substanzdefekten der Stimmlippen als erfolgversprechende phonochirurgische Maßnahme eingesetzt werden. Ausgedehntere Substanzdefekte nach Tumorresektionen sind jedoch aufgrund der ausgeprägten Vernarbungen nur eingeschränkt mittels Fettaugmentation auszugleichen und stellen somit eine eher ungeeignete Indikation dar.


Literatur

1.
Hsiung MW, Woo P, Minasian A, Schaefer Mojica J. Fat augmentation for glottic insufficiency. Laryngoscope 2000; 110, 1026-1033
2.
Brandenburg JH, Kirkham W, Koschkee D. Vocal cord augmentation with autogenous fat. Laryngoscope 1992;102, 495-500
3.
Shaw GY, Szewczyk MA, Searle J, Woodroof J. Autologous fat injection into the vocal folds: technical considerations and long-term follow-up. Laryngoscope 1997; 107, 177-186