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21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI)

25.04. - 27.04.2013, Würzburg

Letale Pneumokokken-Infektionen bei Geschwistern mit IRAK-4 Defekt

Meeting Abstract

  • corresponding author N. Händel - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • S. Petzold-Quinque - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • F. Terpe - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • A. Bigl - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • M. Siekmeyer - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • W. Siekmeyer - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • W. Kiess - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany
  • presenting/speaker V. Schuster - Universitätsklinikum Leipzig Department für Frauen- und Kindermedizin, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche - Leipzig, Germany

Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie. 21. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI). Würzburg, 25.-27.04.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgpi14

doi: 10.3205/13dgpi14, urn:nbn:de:0183-13dgpi147

Published: March 28, 2013

© 2013 Händel et al.
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Text

Hintergrund: Interleukin-1 Rezeptor-assoziierte Kinase (IRAK)-4 Defekte sind seltene Störungen der angeborenen Immunabwehr. Veränderungen der TLR-Signalübertragung führen endstreckig zu einer verminderten nukleären Translokation von NFκB und Transkriptionshemmung inflammatorischer Gene wie IL-6 und TNF-α.

Patienten mit IRAK-4 Defekt neigen zu rezidivierenden invasiven Infektionen, verursacht durch gram-positive Bakterien wie S. aureus und S. pneumoniae. Seltener kommt es zu Infektionen durch gram-negative Bakterien wie P. aeruginosa und S. sonnei. Es findet sich eine normale Abwehrlage gegenüber Viren, Pilzen und Parasiten.

Das Outcome hängt vom Alter der Patienten und der Erregerspezies ab. Die Hälfte aller Todesfälle treten während der ersten invasiven Pneumokokkeninfektion auf. Ein Drittel der Patienten versterben in der frühen Kindheit, die Abwehrlage bessert sich mit zunehmendem Alter. Schwere Infektionen bei IRAK-4 Defekt nach dem achten Lebensjahr sind bisher nicht beschrieben.

Fallbericht: Wir berichten über ein Geschwisterpaar nicht blutsverwandter Eltern. Der männliche Säugling verstarb im Alter von 7 Monaten an einer Pneumokokkenmeningitis im septischen Schock. 7 Jahre später verstarb das weibliche Geschwister 5-jährig an einer Pneumokokkensepsis. Bei dieser auffälligen Familienanamnese erfolgte eine Immundefektdiagnostik, bei der letztlich nach Ausschluss eines Antikörpermangelsyndroms eine homozygote Mutation im IRAK-4 Gen (Q293X) des Mädchens nachgewiesen wurde. Beide Eltern waren gesunde heterozygote Merkmalsträger.

Retrospektiv betrachtet erfolgte bei dem Jungen bereits im Alter von 4 Monaten eine Lymphknotenabszessspaltung. Das Mädchen wurde zwei Jahre vor der letalen Infektion aufgrund von Weichteilinfektionen durch Streptokokken stationär antibiotisch behandelt. Darüber hinaus war sie Salmonellen-Dauerausscheiderin und entwickelte eine ANA-positive Oligoarthritis, welche mit Methotrexat immunsuppressiv behandelt wurde.

Fazit. Bei IRAK-4 Defekten treten rezidivierende invasive Infektionen v.a. durch gram-positive Bakterien auf, deren Verläufe in der frühen Kindheit aufgrund der verzögerten Immunantwort fulminant sein können. Studiendaten belegen protektive Effekte durch konsequente Antibiotikaprophylaxe, Immunisierung und IgG-Substitution bis zur Adoleszenz.

Im Falle der Geschwister mit IRAK-4 Mutation bleibt die Frage, ob durch ausreichende Kenntnis der Anamnese bei der Schwester anhand der "Vorboten" eine frühzeitige Diagnose möglich gewesen wäre.


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