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Analyse der Antibiotika-Verordnungen in einer Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
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Published: | March 22, 2012 |
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Hintergrund: Die Behandlung von bakteriellen Infektionen wird durch den Anstieg der Rate Antibiotika-resistenter Erreger zunehmend erschwert. Um eine weitere Zunahme der Resistenzraten zu vermeiden bzw. diese zu senken, gibt es verschiedene Aktivitäten (z.B. DART – Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie). Untersuchungen erfolgten in einer Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin der Regelversorgung auf der Grundlage eines Modellprojektes des Bundesministeriums für Gesundheit.
Ziel: Das Ziel der Studie besteht in Erfassung und Analyse des Antibiotikaverbrauches unter dem Aspekt indikationsgerechter Verordnung.
Patienten und Methoden: Grundlage für die Auswertung sind ca. 4500 Patienten, die im Zeitraum von 2009 bis 2011 behandelt wurden. 670 wurde ein Antibiotikum verordnet. Retrospektiv erfasst und statistisch ausgewertet wurde nach Diagnosen, Labordiagnostik, verordneten Antibiotika sowie Indikation.
Ergebnisse: Der Anteil stationärer Verordnungen betrug 66%, der ambulante 34%. Ambulante Verschreibungen erfolgten zu 75% durch einen Kinderarzt, zu 25% durch einen Allgemeinmediziner. Die Antibiotika-Verordnungsrate betrug 15% bezogen auf die Gesamzpatientenzahl. Nicht indiziert waren 35 bis 45%, bedingt indiziert 15%. Die größte Diagnosegruppe bildeten die Infektionen der unteren, gefolgt von denen der oberen Atemwege. Cephalosporine wurden mit 70% am häufigsten verordnet, zu 88% als Cephalosporine der Gruppe 2. Mikrobiologische Diagnostik erfolgte bei 77% der Patienten, diagnoserelevante Befunde konnten in 53% erhoben werden.
Diskussion: Aktuelle Daten aus der Literatur sowie eigene Ergebnisse sind bezüglich einer indikationsgerechten Verordnung von Antibiotika unbefriedigend. Insbesondere ist ein hoher Einsatz von Antibiotika bei (respiratorischen) Virus-infektionen zu verzeichnen. Berichte über positive Erfahrungen belegen, dass der nicht gerechtfertigte Einsatz von Antibiotika deutlich verringert werden kann.
Schlussfolgerungen: Möglichkeiten der Diagnostik mittels CRP, Blutbild und mikrobiologischer Methoden müssen mehr genutzt werden. Der Wert der Bestimmung des Procalcitonins (PCT) ist eine Möglichkeit der Differenzierung bakterieller von viralen (respiratorischen) Infektionen.
Unter diesen Aspekten sind Weiterbildungen auf dem Gebiet der Infektiologie hinsichtlich diagnostischer als auch therapeutischer Möglichkeiten geboten.