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32. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII)

15.02. - 17.02.2018, Dresden

Geschlechterspezifische Kommunikation am Arbeitsplatz

Meeting Abstract

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  • Gerlinde Kempendorff-Hoene - KIKK, Institut für Kommunikation, Berlin

Deutschsprachige Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie. 32. Kongress der Deutschsprachigen Gesellschaft für Intraokularlinsen-Implantation, Interventionelle und Refraktive Chirurgie (DGII). Dresden, 15.-17.02.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18dgii104

doi: 10.3205/18dgii104, urn:nbn:de:0183-18dgii1040

Published: February 22, 2018

© 2018 Kempendorff-Hoene.
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„SPRICH, damit ich Dich SEHE!“ (Sokrates)

Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe keinen besseren Spruch für Sie als Einstieg in meinen Kompetenzbereich gefunden, der den Ihren so mit einbezieht und die Zusammenhänge beider so klar herausstellt: Sie arbeiten am Erhalt des menschlichen Auges, ich an der Klarheit nonverbaler und verbaler Sprache, damit Kommunikation zwischenmenschlich gelingt. Der nonverbale Bereich ist ohne sehendes Auge nicht denkbar, da Gestik, Mimik und Haltung maßgeblich den Inhalt einer zwischenmenschlichen Aussage und deren Wirkung beim Anderen mitbestimmen.

Der Mensch ist ein Ganzes und wird außerhalb seiner selbst auch so wahrgenommen und bewertet. Das Individuum ist sich dessen nicht immer bewusst und schon da beginnen in der Kommunikation die Missverständnisse. Hinzu kommt unsere soziale Herkunft, politische Überzeugung, Begabung, allgemeine und fachliche Bildung und das Umfeld, in dem wir aktuell leben.

Ich lehre nach der Methode der „Fünf Kompetenzfelder der Rhetorik“® von Christian Rangenau, dessen Versuch, möglichst alles, was Kommunikation gelingen lassen, kann einzubeziehen, ich als sehr gelungen empfinde. Körper, Stimme, Emotion, Stil und Publikum sind Kompetenzfelder, die wiederum viele Bereiche beinhalten, die unsere Kommunikation bestimmen.

Geschlechterspezifische Kommunikation ist ein Bereich, den ich in allen fünf Kompetenzfeldern wiederfinde und die deshalb vor allem in der Führungssprache, aber auch in der ganz alltäglichen Kommunikation am Arbeitsplatz etabliert sein sollte, um wertschätzenden Umgang miteinander zu pflegen und gelingen zu lassen – oder eben auch nicht. Wie sieht das praktisch aus?

Beispiel 1: Im Umgang mit Patientinnen und Patienten passiert es Ärztinnen immer wieder, dass sie vor der Behandlung gefragt werden. „Wann kommt denn der Doktor?“ Wichtig ist die freundliche Reaktion: „Die Doktorin bin ich und was Besseres kann Ihnen kaum passieren.“

Beispiel 2: Im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen passiert es vor allem jungen Ärztinnen häufig (besonders in Bereichen, wo das kollegiale DU gepflegt wird), dass sie entweder vor dem Patienten mit dem DU falsch eingeordnet werden (impliziert beim Patienten, dass das eine Schwester sein muss – weil diese oft immer noch mit Vornamen angeredet werden - und bei evtl. anwesenden Kolleginnen und Kollegen, dass diejenige nicht als Kollegin anerkannt ist). Es ist wichtig, eine klare Arbeitssprache zu verabreden, da ist die Führungsebene gefragt.

Beispiel 3: Als Chefin hat man besonders mit etablierten männlichen Machtstrukturen zu kämpfen, die den weiblichen Emotionen oft widerstreben.

Frauen vernetzen sich meistens auf gleicher hierarchischer Ebene, Männer tun dies durch die Hierarchien hindurch, wenn es für sie von Nutzen ist. Frauen in Führungspositionen passiert es oft, dass ihre Anweisungen nicht so ernst genommen werden wie die von Männern. Dann ist klare verbale Haltung gefragt, auch unter Hinnahme, als „herrisch“ angesehen zu werden. Schon in dem Wort steckt das patriarchalische Denken. Bei Frauen wird das negativ aufgenommen und gewertet: „Frau X ist ja streng“, kommt diese Art und Weise von einem Mann, „weiß er was er will“. Führungsdenken ist in unserer Wahrnehmung immer noch sehr männlich geprägt. Hier trotz des evtl. DU und des evtl. eigenen Widerwillens sich so auseinander zu setzen, erfordert – neben der fachlichen Kompetenz - Mut, psychische Stärke und sprachliche Gewandtheit weiblicher Führungskräfte, aber auch die Akzeptanz der männlichen Kollegen, das der sprachliche Wandel ein wichtiger Teil der Gleichberechtigung der Geschlechter ist und im modernen Miteinander in allen Arbeitsbereichen den wertschätzen-den Umgang miteinander und damit das Gelingen von Arbeitsprozessen stark bestimmt. Wie sehr uns das täglich im Alltag einholt und im Detail betrifft, zeigen die „Fünf Säulen der Rhetorik“® (nach Rangenau, Abbildung 1 [Abb. 1]): In jedem der fünf Kompetenzfelder kann falsch oder richtig reagiert, gesprochen, gehört, gesehen, gefühlt oder diskutiert werden. Dass uns das in Zukunft immer besser gelingen möge, wünsche ich uns allen und bedanke mich für Ihr Interesse an verständnisvoller Kommunikation zwischen Menschen, egal welchen Geschlechts.