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58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

12. - 14.10.2017, München

Aktuelle Erfahrungen mit der Posttraumatischen Dystrophie der Hand im Alter und neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Egmont Scola - i. R., Neumarkt/OPf., Germany
  • Alexander Scola - Klinik Immenstadt, Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Immenstadt, Germany

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 58. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. München, 12.-14.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17dgh102

doi: 10.3205/17dgh102, urn:nbn:de:0183-17dgh1024

Published: October 10, 2017

© 2017 Scola et al.
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Fragestellung: Die Diagnose "Posttraumatische Dystrophie" [PTD] wurde 2013 erstmals, mit patientenbezogenen und paraklinischen Kriterien, definiert. Die Objektivität und Zuverlässigkeit der paraklinischen Kriterien (venöse Blutgasanalyse [vBGA], Radionuklidangiographie [RNA]) sowie der empfohlenen Therapie sollten in einer prospektiven Studie überprüft werden.

Methodik: Bei fünf Patienten (weiblich, Postmenopause) mit den klinischen Symptomen eines posttraumatischen, abakteriellen Entzündungssyndroms der Hand wurden gemäß der Erstpublikation sowohl die Diagnostik als auch eine dreiwöchige stationäre Therapie durchgeführt. Als auslösende Verletzungen (7–10 Wochen vor der Zuweisung) lagen vier Frakturen bzw. eine Weichteilverletzung an Hand bzw. Unterarm vor. Eine erfolglose ambulante Behandlung führte jeweils zur stationären Einweisung. Bei einer Patientin mit foudroyanter Osteopenie des Handskeletts erfolgte eine Bisphosphonattherapie für sechs Monate.

Ergebnisse: Alle Patienten erfüllten die klinischen und paraklinischen Kriterien für die Diagnose PTD. Bei stationärer Aufnahme fand sich in der vBGA im Seitenvergleich jeweils das venöse ΔpO2 deutlich erhöht (Mittelwert 22 ± 3 mm Hg) eine Hyperperfusion infolge AV Shunts lag in der RNA im Mittel mit 75 ± 47 % vor. Die symptomatische Therapie wurde ausnahmslos gut vertragen, bis zur Entlassung erreichten alle Patienten wieder die volle Funktion der Hand bei leichter Kraftminderung (ΔpO2 venös im Mittel 5 ± 3 mm Hg). Die medikamentöse Therapie und Infusionen wurden einen Tag vor der Entlassung abgesetzt, ein Rebound-Phänomen wurde nicht beobachtet. Physiotherapie und Impuls-Kompressions-Manschette wurden ambulant weiterverordnet. Bei der Kontrolle nach vier Wochen waren alle Patienten beschwerdefrei bei freier Funktion. Die posttraumatische Knochendystrophie bei einer Patientin war nach sechs Monaten Bisphosphonattherapie rekalzifiziert.

Schlussfolgerung: Die Reliabilität der klinischen und paraklinischen Kriterien für die PTD fand sich bestätigt. Die vBGA und RNA bewährten sich als zuverlässige Parameter zur Diagnosesicherung einer PTD. Das Symptom "rubor", traditionell als "Hyperämie" interpretiert, steht im Widerspruch mit den paraklinischen Befunden und lässt als Ursache für dieses posttraumatische Syndrom eine mikrovaskuläre Dysfunktion erkennen.