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Wundsekrete aus Okklusivverbänden haben einen zeitabhängigen Einfluss auf die Migration und Proliferation mesenchymaler Stammzellen und Fibroblasten unabhängig von der Lokalisation
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Published: | October 10, 2017 |
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Fragestellung: Fingerkuppenverletzungen können oft mittels Okklusivverbänden konservativ zur Abheilung gebracht werden. Die Wunden heilen dabei praktisch narbenlos ab und es kommt i.d.R. zu ästhetisch und funktionell sehr guten Ergebnissen. Nachdem diese sehr gute Heilungstendenz unter Okklusivverbänden vor allem bei Fingerkuppen beobachtet wird wollten wir untersuchen ob Wundsekrete von Spalthautentnahmestellen ebenfalls einen Einfluss auf die Proliferation und Migration von Mesenchymalen Stammzellen (MSC) und Fibroblasten (HS27) haben, die wichtige Modulatoren der Narbenbildung sind.
Methodik: Es wurden 5 Spalthautentnahmestellen postoperativ mit Okklusivverbänden behandelt. Um den 3. und 7. Tag wurde versucht Flüssigkeit beim Verbandswechsel zu entnehmen und es konnten 4 verwertbare Wundflüssigkeitsproben gewonnen werden. Parallel erfolgte die Abnahme von Blutserum als Kontrollgruppe. Die Proliferationsrate von MSCs und Fibroblasten (HS27) wurde mittels Xcelligence-System (Fa. OLS) nach 50 Stunden und mit dem Alamarblue Assay nach 72 Stunden Probeninkubation gemessen. Die Messung der Migrationsrate wurde kontinuierlich durchgeführt und nach 5-stündiger und 10-stündiger Probeninkubation analysiert. Die Ergebnisse wurden mit 4 verwertbaren Wundsekretproben von Fingerkuppenverletzungen (Allen Stadium 2-3) verglichen.
Ergebnisse: Die Wundsekrete von Spalthautentnahmestellen und Fingerkuppenverletzungen unter Okklusivverbänden verhielten sich in Bezug auf Proliferation und Migration von MSCs und Fibroblasten (HS27) annähernd gleich. Unter Einfluss beider Wundsekrete migrierten die MSC und HS27 Zellen in den ersten 5 Stunden statistisch signifikant schneller als in der Kontrollgruppe. Nach 10 Stunden Inkubation kehrte sich dieser Effekt in der MSC Zellpopulation um. Die Proliferation von MSC und HS27 Zellen war im Vergleich zum Blutserum nach 72 Stunden statistisch signifikant geringer.
Schlussfolgerung: Wir zeigen hier einen zeitabhängigen, von der Lokalisation unabhängigen Effekt von Wundsekreten unter Okklusivverbänden auf die Migration und Proliferation von Mesenchymalen Stammzellen. MSCs sind wesentlich an der Bildung des Granulationsgewebes beteiligt und spielen eine Rolle bei der Bildung von Narbengewebe. Die frühe Aktivierung der Migration von MSCs könnte über eine frühe, relative Erhöhung der MSCs im heilenden Gewebe die Narbenbildung modulieren und damit zu den beobachteten sehr guten Ergebnissen bei der Verwendung von Okklusivverbänden beitragen.