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52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

06.10. - 08.10.2011, Bonn

Schweres kindliches Handgelenksempyem aufgrund eines schlechten Zahnstatus: Eine Erstbeschreibung

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Felix Stang - Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Sektion Plastische Chirurgie, Lübeck, Deutschland
  • Tanja Bartscher
  • Peter Stollwerck
  • Frank Siemers
  • Peter Mailänder

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Bonn, 06.-08.10.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgh73

doi: 10.3205/11dgh73, urn:nbn:de:0183-11dgh730

Published: October 5, 2011

© 2011 Stang et al.
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Fragestellung: Kindliche Handgelenksinfektionen sind sehr selten und meist traumatisch bedingt. Dieser Fallbericht beschreibt erstmalig eine hämatogene Streuung von Bakterien aufgrund eines verrotteten Zahnstatus, die zur Ausbildung eines Handgelenkempyems geführt hat.

Methodik: Ein 5-jähriger Junge klagte seit 10 Tagen über Handgelenksschmerzen. Eine traumatische Anamnese konnte ausgeschlossen werden. Die Eltern konsultierten im Vorfeld bereits zweimal einen Kinderchirurgen. Bei unauffälligem Ultraschall und Röntgenbild erfolgte unter der Diagnose „Handgelenkskontusion“ keine spezifische Therapie. Bei der Vorstellung in unserer Klinik zeigte sich eine progrediente Beschwerdesymptomatik mit Schwellung, Rötung, Fieber und Überwärmung der Hand. Laborchemisch bestand ein CRP von 69,2 mg/l und Leukozyten von 20000/nl. Unter der Verdachtsdiagnose einer Infektion erfolgte die sofortige operative Therapie, bei der sich ein ausgeprägtes Handgelenkempyem zeigte, das bereits in den Karpalkanal durchgebrochen war. Nach Debridement und Einlage von Antibiotikaketten erfolgte der temporäre Wundverschluss. Nach einem Second-look konnte 4 Tage nach der Erstoperation der sekundäre Wundverschluß durch eine Dehnungslappenplastik erreicht werden. Unter systemischer antibiotischer Therapie mit Cephalosporinen waren die Infektionszeichen schnell rückläufig. Im mikrobiologischen Abstrich konnten Streptokokken der Serogruppe A nachgewiesen werden. Als Ursprung dieser Infektion konnte ein sehr schlechter Zahnstatus am Ober- und Unterkiefer ausfindig gemacht werden, in der Folge mussten insgesamt 8 Zähne entfernt werden.

Ergebnisse: Postoperativ entwickelte sich unter konsequenter Physiotherapie und Behandlung mit einem Kompressionshandschuh ein zufriedenstellendes Ergebnis mit endgradig eingeschränkter Handgelenksbeweglichkeit.

Schlussfolgerung: Bekannt sind auch bei Kindern kardiale Infektionen aufgrund eines schlechten Zahnstatus. In dem vorliegenden Fall handelt es sich um die Erstbeschreibung einer hämatogenen Manifestation im Bereich der Hand. In der Konsequenz sollten unspezifische Hand-Beschwerden auch bei Kindern unbedingt abgeklärt und eine entsprechende Fokussuche durchgeführt werden.