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51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

07.10.- 09.10.2010, Nürnberg

Das Flip-Phänomen – Ätiologie der chronischen Tenosynovitis nach Ringbandruptur

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Isabelle Schöffl - Kinderklinik, Klinikum Bayreuth, und Institut für Anatomie I, FAU Erlangen-Nürnberg, Bamberg, Deutschland
  • Hans-Peter Winkelmann
  • Andre Saal
  • Volker Schöffl

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Nürnberg, 07.-09.10.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10dgh65

doi: 10.3205/10dgh65, urn:nbn:de:0183-10dgh655

Published: September 16, 2010

© 2010 Schöffl et al.
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Fragestellung: Die Ringbandruptur stellt die häufigste Verletzung im Klettersport dar. Wie bereits in Vorstudien gezeigt, führt sie allerdings nur sehr selten zu einer dauerhaften Einschränkung und chirurgische Eingriffe sind letztendlich nur bei Komplexrupturen mehrerer Bänder indiziert. In wenigen Fällen kommt es jedoch zu schweren Verläufen mit langwierigen Tenosynovitiden, die nach singulären Ringbandrupturen auch unter lokaler Antiphlogistikatherapie nicht ausheilen. Zur Klärung dieser Pathologie untersuchten wir das Rupturverhalten der Ringbänder in einer Kadaverstudie und nutzten MRT- und OP-Bilder von zwei betroffenen Patienten.

Methodik: Insgesamt wurde bei 15 Fingern das Ringbandsystem der Hand freigelegt. Dabei wurde die Sehnenscheide nur über den Ringbändern selbst stehen gelassen. Danach wurden die Finger eingespannt und so lange über die Sehnen belastet, bis es zur Ruptur eines oder mehrerer Ringbänder kam. Danach wurde jeder Finger genau auf das Rupturverhalten hin untersucht. Außerdem wurden 2 Patienten untersucht, die im Ultraschall zum einen eine A1-Ringbandruptur und zum anderen eine C1-Bandverletzung aufwiesen. Von beiden konnte eine MR-Untersuchung durchgeführt werden und in der Operation eine Bilddokumentation erhoben werden.

Ergebnisse: Bei allen untersuchten Kadaverfingern kam es bei einem Riß des A2- oder A4-Ringbandes zu einer Ruptur an der Insertionsstelle, wobei keine Präferenz für medial oder lateral festegestellt werden konnte. Bei einem Kadaverfinger kam es zu einem Umschlagen des Ringbandes unter die Sehnenscheide, während die Sehnenscheide intakt blieb, so dass das ausgerissene Ende direkt auf der Sehne zu liegen kam. In den MR-Bildern der zwei untersuchten Patienten konnte ein ähnliches Phänomen beobachtet werden, eine feste Struktur, die unter der intakten Sehnenscheide auf der Sehne zu einem Reibungshindernis führte. Dies konnte auch intraoperativ bestätigt werden.

Schlussfolgerung: Obgleich die singuläre Ringbandruptur meist folgenlos abheilt und zu keiner Funktionseinschränkung führt, gibt es immer wieder Patienten, die trotz einer geringgradigen Verletzung des Ringbandsystems erhebliche Probleme mit therapieresistenten Tenosynovitiden haben. In solchen Fällen ist vermutlich ein Flip-Phänomen aufgetreten, sprich das ausgerissene Ringband hat sich unter der intakten Sehnenscheide umgestülpt und verursacht dort einen chronischen Reizzustand, der mit antiphlogistischen Maßnahmen nicht behandelt werden kann. In einem solchen Fall ist die chirurgische Intervention unvermeidlich mit Spaltung der Sehnenscheide und Entfernung des störenden Restmaterials des rupturierten Ringbandes.