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50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08.10.- 10.10.2009, Tübingen

Schrauben oder Stifte? – Eine biomechanische Studie zur winkelstabilen Versorgung bei distaler Radiusfraktur

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Isabella Mehling - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie, Mainz, Deutschland
  • Daniela Klitscher
  • Lars P. Müller
  • Anja Hrubesch
  • Werner Sternstein
  • M. Rommens

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Tübingen, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgh45

doi: 10.3205/09dgh45, urn:nbn:de:0183-09dgh452

Published: October 5, 2009

© 2009 Mehling et al.
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Fragestellung: Die operative Versorgung der distalen Radiusfraktur mit winkelstabiler Plattenosteosynthese hat sich etabliert. Die vorliegende biomechanische Studie untersuchte die Fragestellung, ob die Stabilisierung des distalen Fragmentes mittels winkelstabiler Schrauben oder winkelstabiler Stifte ein besseres Ergebnis bezüglich der Steifigkeit bei einer extraartikulären distalen Radiusfraktur erbringt.

Methodik: 8 humane, frische Radiuspaare wurden verwendet. Als Frakturmodell diente eine extraartikuläre, distale Radiusfraktur (AO 23-A3). Die Osteosynthese erfolgte mit einer multidirektionalen winkelstabilen Platte. Die Knochen wurden für den Paarvergleich in 2 Gruppen randomisiert. In Gruppe I erfolgte die Fixierung des distalen Fragments mit 7 winkelstabilen Schrauben, in Gruppe II mit 7 winkelstabilen Stiften. Das proximale Fragment wurde in beiden Gruppen mit 3 Schrauben fixiert.

Alle Proben wurden in einer Materialprüfmaschine unter Torsion bis 1,5 Nm getestet sowie bis 100 N unter axialer Belastung in Prozeduren von 1000 Zyklen. Die Steifigkeit wurde aus den ersten 6 langsamen Zyklen bezüglich Torsion und axialer Belastung bestimmt. Im weiteren Testablauf wurden die Änderungen zu den primären Ergebnissen untersucht. Der Wilcoxon Test wurde herangezogen, um statistisch signifikante Unterschiede auszumachen. P-Werte <0,05 wurden als signifikant erachtet.

Ergebnisse: In den ersten 6 Lastzyklen zeigten sich in den 8 Paarvergleichen keine statistisch signifikanten Unterschiede. Statistisch signifikant wurden die Unterschiede jedoch über die Dauer der Tests (1000 Zyklen) mit p=0,008. Dabei zeigten die Konstrukte mit winkelstabilen Schrauben im distalen Fragment (Gruppe I) signifikant höhere Steifigkeiten als die Konstrukte mit winkelstabilen Stiften (Gruppe II). Die medianen Steifigkeitswerte bezogen auf die Torsion betrugen nach den ersten 6 Zyklen in Gruppe I 10,8 Ncm/° (Mittelwert: 10,4 Ncm/°) und in Gruppe II 9,6 Ncm/° (Mittelwert: 10,1 Ncm/°). Unter axialer Belastung betrugen die medianen Steifigkeitswerte in Gruppe I 193,1 N/mm (Mittelwert: 188,2 N/mm) und in Gruppe II 136,6 N/mm (Mittelwert: 163,3 N/mm). Nach 1000 Lastzyklen war die mediane Torsionssteifigkeit in Gruppe I noch zu 90,1% und in Gruppe II zu 63,3% erhalten. Die mediane Steifigkeit unter axialer Belastung blieb nach 1000 Zyklen in Gruppe I zu 90,1% erhalten, wohingegen die Steifigkeit in Gruppe II bei 0% lag.

Schlussfolgerung: Die hier vorgestellte biomechanische Studie zeigte statistisch signifikante Unterschiede zwischen der Fixation mit winkelstabilen Schrauben und winkelstabilen Stiften im distalen Fragment nach 1000 Lastzyklen. Die Verwendung von Schrauben im Vergleich zu Stiften zeigte deutlich erhöhte Steifigkeiten. Winkelstabile Schrauben sollten daher bei der Osteosynthese einer distalen Radiusfraktur bevorzugt werden.