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50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie

08.10.- 10.10.2009, Tübingen

Antibiotika bei Handinfektionen: Fluch oder Segen?

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Bert Reichert - Klinikum Nürnberg, Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Nürnberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie. 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie. Tübingen, 08.-10.10.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgh03

doi: 10.3205/09dgh03, urn:nbn:de:0183-09dgh036

Published: October 5, 2009

© 2009 Reichert.
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Fragestellung: In der Behandlung von Handinfektionen kann durch die Antibiotikatherapie der Verlauf prolongiert und verschleiert werden, so dass insgesamt ein komplizierter Verlauf resultieren kann. Andererseits gibt es Sonderformen der bakteriellen Infektion an der Hand, die ausschließlich durch Antibiotikatherapie, also unter Verzicht auf handchirurgische Maßnahmen, therapierbar sind. Häufig werden chirurgische und antibiotische Maßnahmen kombiniert. Gibt es hinreichend gesicherte Empfehlungen zur Behandlung von Handinfektionen mit Antibiotika?

Methodik: Anhand eigener Fallbeispiele werden die typischen Problemstellungen einer handchirurgisch ausgerichteten Klinik dargelegt: neben der Behandlung komplizierter Verläufe nach bagatellisierten Verletzungen mit nachfolgenden Infektionen der Hand, welche typischerweise zuvor ambulant antibiotisch therapiert wurden, sind dies deutlich seltener auch Infektionskomplikationen aufgrund seltener Erreger. In einer Analyse der aktuellen Literatur wird dargestellt, in welchen Fällen eine Antibiotikabehandlung von Handinfektionen gefordert wird.

Ergebnisse: Aktuell liegen evidenzbasierte Empfehlungen zum Einsatz von Antibiotika bei Handinfektionen nicht vor. Man findet aber immer wieder warnende Hinweise darauf, dass die notwendige handchirurgische Intervention bei einer Handinfektion keineswegs durch die Behandlung mit Antibiotika verzögert oder sogar verhindert werden darf. Demgegenüber zeigt die klinische Praxis, dass Bagatellverletzungen an der Hand durchaus häufig, leichtere Infektionen aber insgesamt selten auftreten und meist bereits auf der Ebene der Primärbehandler erfolgreich therapiert werden. Häufig gehört eine Antibiotikabehandlung zum Regime der hausärztlichen Kollegen.

Schlussfolgerung: Handinfektionen gehören zu den schwerwiegendsten Problemstellungen in der Handchirurgie. Grundsätzlich sind frühzeitige, effektive und angemessene chirurgische Maßnahmen zu fordern. Antibiotika sollten möglichst testgerecht und begleitend eingesetzt werden, sie können eine Operation aber fast nie ersetzen. Nur in seltenen Fällen kann bei zeitgerechtem Einsatz geeigneter Antibiotika eine Ausheilung erreicht werden.