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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Der Therapeut in der Hosentasche: Smartphones als Überbrückung zwischen psychiatrischen Gesprächen bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia nervosa – Protokoll einer randomisiert-kontrollierten Studie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker David R. Kolar - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • author Florian Hammerle - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • author Ekkehart Jenetzky - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
  • author Ekaterina Karabasheva - Jourvie gUG, Berlin, Deutschland
  • author Michael Huss - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess088

doi: 10.3205/16dgess088, urn:nbn:de:0183-16dgess0886

Published: February 18, 2016

© 2016 Kolar et al.
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Hintergrund: Smartphones sind unter Jugendlichen weit verbreitet und in diesem Zuge existieren bereits erste Selbsthilfe-Apps für Essstörungen. Bisher ist jedoch keine evidenz-basierte App für die Behandlungsunterstützung bei Anorexia nervosa (AN) verfügbar. Gerade in der zumeist langen Wartezeit auf einen ambulanten Psychotherapieplatz könnte eine mobile App jedoch einen additiven Behandlungsbaustein zusätzlich zu regelmäßigen psychiatrischen Kontakten darstellen, um bei Patientinnen mit AN einem weiteren Gewichtsverlust entgegenzuwirken und eine stationäre Aufnahme zu verhindern.

In diesem Studienprotokoll wird daher eine randomisiert-kontrollierte dreimonatige Interventionsstudie beschrieben, welche die Effektivität einer Smartphone-App bei jugendlichen Patientinnen mit AN während der Wartezeit auf eine ambulante Psychotherapie überprüft.

Methoden: In einem adaptiven Studiendesign werden zunächst 30 weibliche Patientinnen mit AN zwischen 12 und 19 Jahren zufällig auf eine Interventions- (App und psychiatrische Kontakte) oder Kontrollgruppe (nur psychiatrische Kontakte) aufgeteilt. Alle Teilnehmerinnen erhalten sechs 50-minütige psychiatrische Kontakte zur Besprechung des Gewichtsmanagements und individueller Themen. In der Interventionsgruppe werden zusätzlich elektronische Essensprotokolle ausgefüllt und individuell vereinbarte Emotionsregulationsstrategien zur Reduzierung momentaner emotionaler Anspannung in der App "Jourvie Research" dargeboten.

Ergebnisse: Hauptzielgröße: Gewichtsveränderung zwischen Einschluss und Nacherhebung nach drei Monaten. Nebenzielgröße: Generelle Symptombelastung zum Zeitpunkt der Nacherhebung. Einflussgrößen: Essstörungssymptomatik.

Schlussfolgerung: Das innovative Studiendesign stellt die erste deutsche randomisiert-kontrollierte Studie einer niedrigschwelligen Intervention unter Nutzung von Smartphone-Apps zum Gewichtsmanagement von Jugendlichen mit AN während der Wartezeit auf eine ambulante Psychotherapie dar. Sollten signifikante Effekte gefunden werden, sind mobile Apps eine Möglichkeit zur Überbrückung der Wartezeit auf eine Psychotherapie und ihr Einsatz sollte, nicht zuletzt wegen der großen Verbreitung dieses Zugangs bei Jugendlichen, in der klinischen Praxis berücksichtigt werden.