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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Unvollständiger Zuwachs an Gesamtkörper-Protein bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia Nervosa trotz Gewichtsrehabilitation

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess059

doi: 10.3205/16dgess059, urn:nbn:de:0183-16dgess0591

Published: February 18, 2016

© 2016 Haas et al.
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Hintergrund: Bei Patientinnen mit Anorexia Nervosa (AN) kommt es durch die reduzierte Aufnahme von Energie und Nährstoffen, häufig in Verbindung mit gesteigerter körperlichen Aktivität, zu einer Depletion von Körperfett und Körperprotein. Effektive Wiederernährungsstrategien sollten darauf abzielen, die Körperzusammensetzung zu normalisieren.

Methoden: Wir erfassten das Gesamtkörperprotein (engl. Total Body Protein, TBP), TBP mit Hilfe der In-Vivo Neutronenaktivierung, und Gesamtkörperfett (engl. Total Body Fat, TBF) mittels Dualer Energy X-ray Absorptiometrie bei 103 Mädchen mit AN (Alter, 15.6 ± 1.4 Jahre; BMI, 16.5 ± 1.6 kg/m2) zu Beginn der stationären Therapie (T0). Dieselben Untersuchungen führten wir an 51 gesunden, normalgewichtigen Mädchen durch (C; Alter 15.5 ± 2.1 Jahre; BMI 20.7 ± 1.9 kg/m2). 56 der AN-Patientinnen wurden ambulant 7 ± 1 Monate nach T0 erneut untersucht (T1), der Einfluss der Subdiagnose „exercising“ auf den Proteinstatus der Patientinnen wurde analysiert.

Ergebnisse: Zu T0 war das Körperfett bei AN auf unter 50% der Kontrollwerte verringert, und TBP war signifikant erniedrigt (TBF, 6.4 ± 3.4 vs. 16.6 ± 4.7 kg; TBP, 8.1 ± 1.2 vs. 9.3 ± 1.1 kg; p < 0.001). Basierend auf einem größenadjustierten Stickstoff-Index z-score wurden 33% der AN-Patientinnen zu T0 als protein-depletiert klassifiziert. Die Proteindepletion kam bei Patientinnen mit der Subdiagnose „exercising“ deutlich seltener vor (21 vs. 46%). Zu T1 hatten die AN-Patientinnen ihr Gewicht gesteigert (von 43.0 ± 5.7 auf 49.9 ± 6.2 kg), auch das TBF (von 5.5 ± 3.0 auf 12.3 ± 4.4 kg) und den BMI (von 16.1 ± 1.5 auf 18.6 ± 1.8 kg/m2; jeweils p < 0.001). Das Körperprotein blieb jedoch unverändert niedrig (8.1 ± 1.0 kg). Zu T1 waren 36% der Patientinnen noch immer protein-depletiert. Die individuelle Varianz der Veränderungen von TBP war hoch (0.1 ± 0.7 kg; -1.4 bis +1.9 kg). Bei dem Vergleich einer Untergruppe von AN-Patientinnen mit gesundem BMI zu T1 (n = 20; BMI 20.5 ± 1.4 kg/m2) mit normalgewichtigen Kontrollen desselben Alters und BMI’s (n = 28; BMI 20.7 ± 1.3 kg/m2), zeigten die Patientinnen zwar ähnliches TBF (16.2 ± 3.3 vs. 16.6 ± 4.7 kg), aber weniger TBP (8.4 ± 1.1 vs. 9.4 ± 1.0, p < 0.01).

Schlussfolgerung: Nach 7 Monaten der Gewichtsrekonstitution blieb das Gesamtkörperprotein der jugendlichen AN-Patientinnen trotz Gewichtsnormalisierung erniedrigt. Die möglichen zugrundliegenden Ursachen für dieses Ergebnis, sowie dessen klinische Bedeutung werden diskutiert.