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Östrogen, hirnmorphologische Veränderungen und eingeschränktes Lernen beim Activity Based Anorexia Tiermodell
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Published: | February 18, 2016 |
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Hintergrund: Patienten mit Anorexia Nervosa (AN) zeigen Hirnvolumenveränderungen und neuropsychologische Auffälligkeiten, darunter Lern- und Gedächtnisstörungen. Lernen ist teilweise 17β-Estradiol (E2)-abhängig, das in Patienten mit AN signifikant erniedrigt ist, was auf einen möglicherweise zu Grunde liegenden Mechanismus hinweist.
Methoden: Ein modifiziertes Activity-Based-Anorexia (ABA) Modell wurde mit 4 Wochen alten weiblichen Wistar Ratten etabliert. Neun Tiere wurden direkt nach 20-25% Gewichtsverlust geopfert (akute Starvation), während 17 Tiere anschließend noch 2 Wochen dieses erniedrigte Gewicht hielten (chronische Starvation). Beide wurden mit 21 normal ernährten Kontrollratten bezüglich Gehirnvolumenreduktion, E2-Level und Lernleistung (object recognition test) verglichen.
Ergebnisse: Bei chronisch starvierten Ratten zeigte sich ein signifikanter Volumenverlust in grauer (p=0.02) und weißer Substanz (p=0.02), bei akut starvierten Ratten nur in der grauen Substanz (p=0.035). Nach chronischer Starvation war E2 erniedrigt (p=0.011), ebenso, wie die Lernleistung der Tiere (p=0.042). Die E2-Reduktion korrelierte mit der Einschränkung der Lernleistung (r=0.633, p=0.020). Akut starvierte Ratten zeigten einen Trend dieser Effekte.
Schlussfolgerung: Gehirnvolumenverlust wurde zum ersten Mal im AN-Tiermodell nachgewiesen. Chronische Starvation senkt E2-Level in Ratten und ist mit verschlechterter Lernleistung assoziiert. Diese Effekte könnten die reduzierte Lernleistung in Patienten mit AN als Folge von E2-Mangel erklären und mit der eingeschränkten Effektivität von psychotherapeutischen Interventionen im starvierten Zustand verknüpft sein. Zukünftige Studien sollten untersuchen, ob eine E2-Substitution diese kognitiven Defizite in ABA-Tieren verhindern und zu früherer Bereitschaft für therapeutische Interventionen bei Patienten führen kann.