gms | German Medical Science

5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Belohnungsverarbeitung und kognitive Kontrolle bei Patientinnen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

Search Medline for

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess046

doi: 10.3205/16dgess046, urn:nbn:de:0183-16dgess0463

Published: February 18, 2016

© 2016 Ehrlich.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund: Es existieren verschiedene Theorien zum Belohnungssystem bei Patientinnen mit Anorexia nervosa (AN). Einige Studien gaben Hinweise auf eine mangelnde differenzielle Verarbeitung von positiven und negativen Stimuli während andere Studien im Sinne einer erhöhten Belohnungssensitivität oder einer Kontamination von Belohnung mit Bestrafung interpretiert wurden. Gleichzeitig mehren sich die Anzeichen für eine verstärkte Beteiligung von fronto-parietalen Hirnarealen die üblicherweise mit kognitiver Kontrolle assoziiert werden. In unseren derzeitigen Untersuchungen konzentrieren wir uns auf monetäre und Nahrungsmittel-Stimuli, Belohnungsaufschub und untersuchen explizit die Beteiligung lateral-präfrontaler Hirnareale an der Belohnungsverarbeitung bei AN.

Methoden: Wir untersuchen Patientinnen mit akuter AN (acAN), gewichtsrehabilitierte AN (recAN) und gematchte weibliche gesunde Probandinnen (HFC) mittels funktioneller MRT (event-related). Es kommen verschiedene Belohnungs-Paradigmen zum Einsatz, die es erlauben zwischen verschiedenen Phasen der Belohnungsverarbeitung und zwischen tiefer und oberflächlicher Verarbeitung zu unterscheiden. Ein weiteres Paradigma erlaubt es die Fähigkeit, Belohnungen aufzuschieben, mittels temporal delay discounting, zu untersuchen.

Ergebnisse: Auf neuronaler Eben finden sich meist keine Unterschiede zwischen AN und gesunden Teilnehmerinnen in Hirnarealen des Belohnungssystems. Allerdings zeigen AN Hinweise auf eine erhöhte neuronale Aktivität und Konnektivität in fronto-parietalen Arealen. Erste Datenanalysen zeigen auch, dass es zwischen acAN, recAN und HCF keine behavioralen jedoch neuronale Unterschiede im temporal delay discounting gibt.

Schlussfolgerung: Unsere vorläufigen Ergebnisse deuten nicht auf ein generelles Defizit im Belohnungssystem bei AN hin. Allerdings ergaben sich Hinweise auf eine übermäßige Beteiligung von präfrontal-lateralen Hirnarealen – vereinbar mit einer verstärkten kognitiven Kontrolle.