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Transgenerationale Aspekte der Selbstkontrollfähigkeit
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Published: | February 18, 2016 |
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Hintergrund: Verschiedene Studien zeigten, dass eine geringer ausgeprägte inhibitorische Kontrolle mit verschiedenen Aspekten ungesunden Essverhaltens, wie dem Überessen in Reaktion auf externale Stimuli, assoziiert ist (Jasinska et al., 2012) und dies auch Auswirkung auf den weiteren Gewichtsverlauf hat. So wiesen Kinder, die im Alter von 2 Jahren eine geringer ausgeprägte Fähigkeit im Sinne des Belohnungsaufschubs zeigten, ein signifikant höheres Risiko auf, im Alter von 10 Jahren an Übergewicht zu leiden (Graziano, Kelleher, Calkins, Keane, & Brien, 2013).
Neben diesen intrapersonalen Faktoren konnte als entscheidender, beeinflussender Umgebungsfaktor das Übergewicht der Eltern identifiziert werden. Kinder übergewichtiger Eltern weisen ein größeres Risiko auf, selbst auch Übergewicht zu entwickeln (Bourchard & Pérusse, 1993). Mit besonderem Fokus auf die Belohnungssensitivität zeigte sich, dass Kinder aus adipösen Familien stärker auf Nahrungsmittel ansprechen (Wardle, Sanderson, Guthrie, Rapoport, Plomin, 2002).
Als einer der ersten Studien widmet sich die vorliegende Untersuchung der Betrachtung elterlicher (Mutter) und kindlicher Belohnungssensitivität auf behavioraler Ebene. Das Ziel soll sein, mögliche transgenerationale Effekte in der Weitergabe der Selbstkontrollfähigkeit in einer Hochrisikogruppe näher zu beleuchten.
Methoden: Im Rahmen der Studie führen adipöse Mütter (bei Schwangerschaftsbeginn: BMI ≥ 30 kg/m²) und ihre 5-jährigen Kinder (60-64 Monate) eine Aufgabe zur Messung der Belohnungssensitivität (Tongue Task; Kochanska et al., 1996) durch. Kinder bzw. ihre Mütter halten ein M&M für 40 bzw. 80 Sekunden auf der Zunge. Gemessen wird die Zeit bis zum ersten Schlucken und Kauen. Anhand verschiedener Fragebögen werden im Rahmen der Selbst- und Fremdbeurteilung durch die Mutter, Informationen zur Selbstkontrolle (u.a. SCS-K-D; Bertrams & Dickhäuser, 2009) sowie zur Selbstregulation (u.a. REG; Luszczynska et al., 2004; Schwarzer, 1996) erfasst. Der BMI der Mutter sowie der des Kindes wird gemessen.
Ergebnisse: Es wird die Teilnahme von voraussichtlich 20 Mutter-Kind-Dyaden erwartet. Basierend auf den erhaltenen Daten soll ein Vergleich der Mutter-Kind-Belohnungssensitivität durchgeführt werden.
Schlussfolgerung: Die Identifikation transgenerationaler Effekte in der Selbstkontrollfähigkeit ermöglicht zum einen das Aufdecken möglicher Einflussfaktoren auf die Entstehung von Übergewicht. Des Weiteren lassen die Analysen Hinweise zu Ansatzpunkten für die Konzeption von Präventionsprogrammen erwarten, die auch die mütterlichen Einflussfaktoren berücksichtigen.