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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Adipositas aus Sicht Betroffener: Notwendigkeiten in Bezug auf Gesundheitssystem, Arbeitskontext, Medien (PFAd Studie)

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess030

doi: 10.3205/16dgess030, urn:nbn:de:0183-16dgess0304

Published: February 18, 2016

© 2016 Teufel et al.
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Hintergrund: Adipositas führt zu Einschränkungen im Alltagsleben. Wichtige Einflussgrößen scheinen neben der körperlichen Gesundheit soziale und gesellschaftliche Dimensionen. Bisher gibt es nur umschriebene Untersuchungen, die sich dieser Thematik nähern. Die vorgestellte Studie hatte das Ziel eine Bedarfsanalyse aus der Sicht Betroffener durchzuführen.

Methoden: Im Rahmen einer online Befragung wurden Betroffene überwiegend über Selbsthilfegruppen rekrutiert. Erhoben wurde der aktuelle Istzustand, sowie der eingeschätzte Sollzustand hinsichtlich des Umgangs mit Adipositas im Gesundheitssystem, am Arbeitsplatz und in der medialen Öffentlichkeit anhand von Lickert Skalen. Weitere Themen waren das individuelle soziale Umfeld sowie Stigmatisierungserfahrungen. Ausserdem wurden Depressivtät, Essverhalten, und Bindungsstil erfasst. Primäres Ziel war eine Zustands- und Bedürfniserfassung aus Sicht Betroffener. Sekundäre Ziele waren Zusammenhänge zwischen Bedürfnissen in den verschiedenen Bereichen und psychischen Dimensionen.

Ergebnisse: Es konnten 787 Betroffene in die Studie eingeschlossen werden, mittlerer BMI 34,4 kg/m², davon 40 Männer. Die Wichtigkeit von Gesundheitsleistungen wurde durchweg als hochrelevant eingeschätzt (Hausarztkompetenz, Fachärztliche Betreuung, Psychotherapie), aber diskrepant erlebt. Vor allem das Vorhandensein von Krankenkassenleistungen wurde als mangelhaft erlebt. Bezüglich des Arbeitsplatz sehen Betroffene weniger ausgeprägte Notwendigkeiten hinsichtlich Adipositas (z.B Arbeitsmittel, Kantine) und diese häufig erfüllt. Bindungsbezogene Angst führt zu ausgeprägteren Problemen am Arbeitsplatz. Der mediale Zugang zu Informationen wird als ausreichend erlebt, wenngleich oft stigmatisierend. Teilnehmer mit Migrationshintergrund und geringer Integration beschreiben weniger Bedürfnisse. Betroffene mit Binge Eating Störung sehen sämtliche untersuchte Aspekte als weniger vorhanden.

Schlussfolgerung: Deutlich wird eine sehr individuelle merkmalsabhängige Wahrnehmung von vorhandener Unterstützung und subjektivem zusätzlichem Bedürfnis. Um Betroffenen gerecht zu werden sollte sich das Gesundheitssystem auf Bedürfnisse besser einstellen. Versagte Kassenleistungen werden als besonders belastend erlebt. Im Besonderen bei Essstörungssymptomatik ist das Defiziterleben erhöht.