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5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V.

03.03. - 05.03.2016, Essen

Self-serving bias bei der Gesichtswahrnehmung – Unterscheiden sich körperdysmorphe Störung, Bulimie und eine gesunde Kontrollgruppe?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Ines Kollei - Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Bamberg, Deutschland
  • Stefanie Horndasch - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Erim Yesim - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • Alexandra Martin - Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 5. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Essen, 03.-05.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgess028

doi: 10.3205/16dgess028, urn:nbn:de:0183-16dgess0288

Published: February 18, 2016

© 2016 Kollei et al.
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Text

Hintergrund: Die körperdysmorphe Störung (KDS) und Essstörungen können als Störungen des Körperbildes konzeptualisiert werden. Die Fokussierung der Aufmerksamkeit auf subjektive Makel im eigenen Aussehen wird bei KDS und auch bei Essstörungen als aufrechterhaltender Faktor diskutiert. Bislang gibt es jedoch keine Studie, die das Fehlen eines self-serving bias bei diesen Störungen untersucht hat. Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb, Aufmerksamkeitsprozesse bei der Gesichtswahrnehmung bei KDS im Vergleich zu Bulimia nervosa (BN) und einer gesunden Kontrollgruppe (KG) zu untersuchen.

Methoden: Es wurden 19 Frauen mit KDS, 21 Frauen mit BN und 21 KG in die Studie eingeschlossen. Die Teilnehmerinnen betrachteten Fotos des eigenen Gesichts und Fotos fremder Frauengesichter. Aufmerksamkeitsprozesse wurden mit Hilfe von Blickbewegungen erfasst. Die attraktivsten und unattraktivsten Bereiche jedes Gesichts wurden identifiziert. Zudem wurden die Gesichter und die als attraktiv bzw. unattraktiv identifizierten Gesichtsbereiche hinsichtlich ihrer Attraktivität bewertet.

Ergebnisse: Die im Selbstbericht erhobenen Daten zur Attraktivitätsbewertung zeigten, dass KDS und BN den eigenen unattraktivsten Gesichtsbereich und das eigene Gesicht als deutlich unattraktiver bewerteten als die KG. Die Blickbewegungsdaten zeigten, dass KDS im eigenen Gesicht etwa gleich lange den attraktivsten und unattraktivsten Gesichtsbereich betrachteten. BN und KG betrachteten dagegen im eigenen Gesicht den attraktivsten Gesichtsbereich länger als den unattraktivsten. In fremden Gesichtern betrachteten alle Gruppen länger den attraktivsten als den unattraktivsten Gesichtsbereich.

Schlussfolgerung: In der Studie zeigten sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen KDS und BN. KDS und BN bewerteten den unattraktivsten Bereich im eigenen Gesicht als extrem unattraktiv, wohingegen die KG den unattraktivsten Bereich im eigenen Gesicht immer noch als mäßig attraktiv bewertete. Die Blickbewegungsdaten verweisen dagegen auf Unterschiede zwischen KDS und BN: Bei BN zeigte sich wie bei KG ein self-serving bias bei der Betrachtung des eigenen Gesichts. Bei KDS fand sich dagegen kein solcher self-serving bias. Die Unterschiede zwischen KDS und BN in den erfassten Aufmerksamkeitsprozessen können dadurch erklärt werden, dass Gesichter für BN weniger saliente Reize darstellen als für KDS. In folgenden Studien sollten Ganzkörperbildern als Stimuli werden, um Aufmerksamkeitsprozesse bei KDS und Essstörungen noch besser vergleichen zu können.