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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Post-stationäre Rückfallprophylaxe via Videokonferenz bei Patientinnen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Katrin Giel - Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Elisabeth Leehr - Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • author Ulrike Schmidt - King's College London, London, Vereinigtes Königreich
  • author Stephan Zipfel - Medizinische Universitätsklinik Tübingen, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess088

doi: 10.3205/14dgess088, urn:nbn:de:0183-14dgess0889

Published: March 17, 2014

© 2014 Giel et al.
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Hintergrund: Gut die Hälfte der an Anorexia nervosa erkrankten Patientinnen wird mindestens einmal im Verlauf der Erkrankung stationär behandelt. Viele Patientinnen profitieren von dieser intensiven Therapie, Langzeitstudien zeigen jedoch, dass bis zu 50% bereits in den ersten Wochen nach Entlassung einen Rückfall erleiden. Spezifische Therapieprogramme, die darauf fokussiert sind, Therapieerfolge aus der Akutbehandlung aufrechtzuerhalten und Rückfälle zu vermeiden, sind bisher für die Anorexia nervosa kaum entwickelt worden. Wir haben eine solche Rückfallprophylaxe entwickelt und berichten erste Ergebnisse einer Pilotstudie.

Methoden: Die Rückfallprophylaxe basiert auf dem Behandlungskonzept Maudsley Model of Anorexia Nervosa Treatment in Adults (MANTRA) von Schmidt & Treasure und umfasst fünf Bausteine: (1) einen Veränderungsdialog und Motivierung, (2) die Erarbeitung eines individuellen Rückfallmodells, (3) die Förderung kognitiver und sozio-emotionaler Fertigkeiten, (4) die Arbeit an der Identität der Patientin sowie (5) eine abschließende Bilanzierungsphase. Das Therapiekonzept wurde auf Basis des Störungsmodells der Anorexia nervosa von Schmidt & Treasure sowie empirischen Befunden zu Risiko- und Schutzfaktoren bezüglich Krankheitsrückfällen entwickelt. Im Rahmen der Pilotstudie richtet sich die Intervention, die 10 Sitzungen über 4 Monate umfasst, an erwaschene Patientinnen mit Anorexia nervosa nach Entlassung aus der stationären oder teilstationären Therapie. Die erste und letzte Therapiesitzung finden face-to-face statt, die übrigen Sitzungen werden per Videokonferenz durchgeführt, um die ambulante Versorgung von Patientinnen aus einem oft weiten Einzugsgebiet zu ermöglichen.

Ergebnisse: Bisher entschieden sich 65% der regulär entlassenen Patientinnen für die anschließende Teilnahme an der Rückfallprophylaxe, zwei Patientinnen brachen vorzeitig ab. Die Intervention wurde durch die Patientinnen als sehr hilfreich und positiv evaluiert, ebenso wie die Durchführung der Therapie per Videokonferenz, obwohl hier teils technische Schwierigkeiten auftraten.

Schlussfolgerung: Eine Zwischenauswertung belegt den hohen Bedarf nach einer Rückfallprophylaxe sowie die Machbarkeit und Akzeptanz der Intervention, wobei die technische Umsetzung der Videokonferenz eine Herausforderung darstellt. Ergebnisse der Pilotstudie werden zur Weiterentwicklung der Intervention und als Grundlage für eine randomisiert-kontrollierte Studie zur Wirksamkeitsprüfung des Therapiekonzeptes genutzt.