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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Die transdiagnostische Sichtweise von Essstörungen: wie ähnlich sind sich die Störungsgruppen wirklich?

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess074

doi: 10.3205/14dgess074, urn:nbn:de:0183-14dgess0748

Published: March 17, 2014

© 2014 Schmitz et al.
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Hintergrund: Im Sinne des transdiagnostischen Modells von Christopher Fairburn teilen die Diagnosen Anorexia Nervosa (AN), Bulimia Nervosa (BN) und Binge Eating Störung (BES) gemeinsame charakteristische Merkmale. Es gibt jedoch nur wenige neuere Studien, die die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den drei Essstörungsdiagnosen für die Kernsymptome der Störungsbilder (Essverhalten, kognitive Dysfunktionen und Körperbild) vergleichen. In vorliegender Arbeit sollen diese Unterschiede dargestellt werden.

Methoden: Es wurden die Daten von 168 Patientinnen mit der DSM-IV-Hauptdiagnose einer Essstörung ausgewertet. Alle wurden zu einem Erstgespräch in einer psychotherapeutischen Hochschulambulanz gesehen. Erhoben wurden Kernmerkmale von Essstörungen in den Bereichen Essverhalten, kognitive Dysfunktionen und Körperbild mit Hilfe des EDE-Q, FEDK sowie EDI-2 und MBSRQ.

Ergebnisse: In beinahe allen Skalen befinden sich die Werte aller drei Diagnosen im pathologischen Wertebereich. Unterschiede zwischen den Störungsbildern finden sich erwartungsgemäß vor allem hinsichtlich der Skala „Bulimie“ (AN<BES=BN). Die Ausprägung der Symptomatik bei Frauen mit BN unterscheidet sich bis auf eine Skala (EDI-2 „Körperliche Unzufriedenheit“, KU) nicht signifikant von denen mit einer BES. Hinsichtlich des Körperbildes finden sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Zufriedenheit mit Körperteilen („Body Areas Satisfaction“,MBSRQ, AN>BES=BN) und der allgemeinen körperlichen Unzufriedenheit (EDI-2; BES>BN>AN), wobei das aktuelle Körpergewicht diese Unterschiede moderiert. Zudem zeigt sich eine moderate, positive Korrelation zwischen den beiden Skalen und dem BMI bei den Frauen mit einer BN oder BES, nicht jedoch bei den Frauen mit einer AN. Bei diesen zeigte sich hingegen ein positiver, korrelativer Zusammenhang zwischen dem BMI und den Skalen „Restriktion und Diätregeln“ und „Essen und Kontrollverlust“ des FEDK.

Schlussfolgerung: Über alle Fragebögen hinweg wird bei Frauen mit einer BES eine ähnlich stark ausgeprägte Symptomatik deutlich wie bei Frauen mit einer BN. Während bei den Frauen mit einer BN oder BES körperliche Unzufriedenheit mit steigendem BMI zunimmt, spielt dies bei den Frauen mit einer AN eine geringere Rolle. Bei diesen scheint ein höherer BMI das Ausmaß der restriktiven Gedanken und der Gedanken an Essen und Kontrollverlust zu vermehren.