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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Hunger macht langsam: Auswirkungen von Hunger und Sättigung auf Reaktionszeit und Affekt bei finanzieller Belohnung in Anorexia nervosa

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Gabriella Milos - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zürich, Schweiz
  • S. Schumacher - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zürich, Schweiz
  • S. Kuyumcu - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Departement Innere Medizin, Zürich, Schweiz
  • L. Kaufmann - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zürich, Schweiz
  • C. Müller-Pfeiffer - UniversitätsSpital Zürich, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zürich, Schweiz
  • C. Martin-Soelch - Klinische Psychologie, Universität Fribourg, Fribourg, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess057

doi: 10.3205/14dgess057, urn:nbn:de:0183-14dgess0577

Published: March 17, 2014

© 2014 Milos et al.
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Hintergrund: In bisherigen Studien zu Anorexia nervosa (AN) konnten veränderte Belohungsverarbeitungsprozesse, im Sinne einer reduzierten striären Aktivierung, in Antwort auf Belohnung festgestellt werden. In dieser Studie untersuchten wir bei AN-Patientinnen den Einfluss von Hunger und Sättigung auf Reaktionszeit, Stimmung und Risikobereitschaft.

Methoden: 24 AN-Patientinnen und 17 junge gesunde Frauen nahmen an einem validierten Glückspiel (Glücksrad), mit leerem Magen (Sitzung 1 – nüchtern, zwölf Stunden seit der letzten Mahlzeit) und nach einer Standardmahlzeit (Sitzung 2 – gesättigt), teil. Die Teilnehmer bewerteten ihre Stimmung bei jeder Sitzung jeweils vor und nach dem Glücksspiel mit der Positive and Negative Affective Schedule (PANAS), gleichzeitig wurden die Reaktionszeiten erhoben. Zur Datenanalyse wurde das linearegemischte Modell eingesetzt.

Ergebnisse: Beide Gruppen zeigten niedrigere Hunger-Werte und ein kürzere Reaktionszeit nach den Essen als davor. Vor dem Essen gaben die Kontrollpersonen höhere Hunger-Werte an als AN-Patienten. Nach dem Essen gab es keine signifikanten Gruppenunterschiede auf der Hungerskala. In gesättigtem Zustand waren die Entscheidungen am Glückspiel bei grösserem Risiko schneller als bei niedrigerem Risiko. In nüchternem Zustand gab es diese Unterschiede nicht. Gesunde entschieden sich dabei schneller für das kleinere Risiko als für grössere Risiko.

Bei AN-Patienten gab es diesen Unterschied nicht.

Bei AN-Patienten war die Stimmung schlechter, wenn sie gesättigt nichts gewannen, als wenn sie nüchtern nichts gewannen. Bei Gesunden hatte die Sättigung kein Einfluss auf die Stimmung nach fehlendem Gewinn.

Schlussfolgerung: Patientinnen mit AN zeigen gegenüber gesunden Frauen Auffälligkeiten in Bezug auf Risikobereitschaft und emotionale Antwort nach Belohnung in nüchternem und gesättigtem Zustand. Eine genauere Untersuchung von Belohungsverarbeitungsprozessen bei AN könnte wichtige therapeutische Ansätze liefern.