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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Die Familie bei Jugendlichen mit Binge-Eating-Störung aus multiperspektivischer Sicht

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Anne Tetzlaff - IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • Anne Brauhardt - IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • Rebekka Kittel - IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • Ricarda Schmidt - IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland
  • Anja Hilbert - IFB AdipositasErkrankungen, Leipzig, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess046

doi: 10.3205/14dgess046, urn:nbn:de:0183-14dgess0464

Published: March 17, 2014

© 2014 Tetzlaff et al.
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Hintergrund: In vielen Familien von Patienten mit Essstörungen finden sich pathologische Beziehungs- und Interaktionsmuster, die die Entstehung und Aufrechterhaltung der Essstörung wesentlich beeinflussen. Während bisherige Befunde zur Anorexia (AN) und Bulimia Nervosa (BN) diese Zusammenhänge nahelegen, existieren derzeit wenige Befunde für die Binge-Eating-Störung (BED). Ziel dieser Studie war es daher, (1) den Zusammenhalt und die Flexibilität der Familien, (2) die Rolle der Familie und die des einzelnen Familienmitglieds sowie (3) die spezifischen Mutter-Kind- und Vater-Kind-Beziehungen in Familien mit Jugendlichen mit Binge-Eating-Störung (EG) im Vergleich zu Familien mit Jugendlichen ohne Essstörung (KG) zu untersuchen.

Methoden: Im Rahmen einer Studie zur Behandlung der BED bei Jugendlichen wurden die Probanden (n=35; 85.7% weiblich; Alter=15.2±2.5 Jahre; BMI=30.2±6.5 kg/m2) mit einem state-of-the-art klinischen Interview hinsichtlich BED nach DSM-IV oder DSM-5 diagnostiziert, mithilfe von Selbstberichtsverfahren (Familienbögen, Family Adaptability and Cohesion Evaluation Scale III) befragt und mit einer in Alter, Geschlecht, BMI und Schultyp gematchten KG (n=35) verglichen. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit wurden zusätzlich deren Mütter (n=70) und Väter (n=47) befragt.

Ergebnisse: In Familien mit Jugendlichen mit BED wurden im Vergleich zu Familien mit Jugendlichen ohne Essstörung keine Unterschiede bzgl. des familiären Zusammenhalts gefunden, jedoch berichteten Jugendliche mit BED von weniger familiärer Flexibilität. Alle Familienmitglieder in der EG zeigten tendenziell höhere Problemwerte in der Einschätzung der Familie im Allgemeinen. Bzgl. der Rolle des einzelnen Familienmitglieds wurden keine Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden. Sowohl in der Beziehung zur Mutter als auch in der Beziehung zum Vater wurden signifikant höhere Problemwerte bei Jugendlichen mit BED gefunden. Die Familienmitglieder unterschieden sich deutlich in den Korrelationen der Einschätzungen des familiären Zusammenhalts, der Flexibilität, der Familie insgesamt und in der Rolle des einzelnen Mitglieds.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass ebenso wie bei der AN und BN auch bei der BED spezifische Beziehungs- und Interaktionsmuster vorliegen. Dementsprechend könnten familientherapeutische Interventionen in der Behandlung der BED hilfreich sein.