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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Der Vergleich von tagesklinischer und stationärer Behandlung bei adoleszenter Anorexia nervosa (AN): Ergebnisse des 2.5-Jahres Follow-up.

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess040

doi: 10.3205/14dgess040, urn:nbn:de:0183-14dgess0406

Published: March 17, 2014

© 2014 Herpertz-Dahlmann et al.
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Hintergrund: Es gibt nur wenige Studien zur Evaluation des Behandlungssettings bei adoleszenter AN. Eine randomisiert-kontrollierte Studie zum Vergleich tagesklinischer und stationärer Behandlung ist nicht bekannt.

Methoden: An der Untersuchung beteiligten sich vier Universitätskliniken und ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Einschlusskriterien waren die Erfüllung der Kriterien nach DSM-IV, Lebensalter zwischen 11 und 18 Jahren, weibl. Geschlecht, Körpergewicht <10. Perzentile, normale Intelligenz, Erstmanifestation der AN, zeitliche Entfernung zum Wohnort geringer als 1 h. Die Patienten wurden zur somatischen Stabilisierung 3 Wochen vollstationär behandelt und anschließend in den stationären oder tagesklin. Arm randomisiert. In beiden Armen wurde eine identische Behandlung bis zum Erreichen des Zielgewichtes (15.–20. Perzentile) durchgeführt. Anschließend erfolgte eine ambulante Behandlung bis zur 52. Woche. 1 Jahr und 2.5 Jahre nach Aufnahme erfolgte eine persönliche Nachuntersuchung. Zielkriterium waren der BMI (primary endpoint) sowie die Essstörungsdiagnosen, die Heilungserfolgskriterien nach Morgan & Russell, die Anzahl der stationären Wiederaufnahmen sowie die Behandlungskosten (secondary endpoint).

Ergebnisse: 660 Patienten wurden gescreent, 176 Patienten konnten randomisiert werden. 172 Patienten beendeten die Studie. Zum 1-Jahres-Nachuntersuchungszeitpunkt wurden 161 Patienten, zum 2.5-Jahreszeitpunkt 145 Patienten nachuntersucht. Zu beiden Messzeitpunkten konnte keine Unterlegenheit des tagesklinischen Settings nachgewiesen werden. Die tagesklinische Gruppe wies zum 1-Jahreszeitpunkt einen höheren Score im Average Morgan Russell-Score auf, der in den Bereichen „psychosexuelle“ und „mentale“ Entwicklung signifikant war. Die Behandlungskosten im tagesklinischen Setting waren einschl. der Rehospitalisationen signifikant niedriger. Weitere Ergebnisse zur 2.5-Jahres-Nachuntersuchung folgen.

Schlussfolgerung: Auf der Basis einer großen multizentrischen randomisiert-kontrollierten Studie kann die tagesklinische Behandlung in die klinische Regelversorgung der adoleszenten AN implementiert werden.