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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Die ANTOP-Studie – Implikationen für die Versorgungspraxis der Anorexiebehandlung

Meeting Abstract

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess038

doi: 10.3205/14dgess038, urn:nbn:de:0183-14dgess0386

Published: March 17, 2014

© 2014 Friederich et al.
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Hintergrund: Die bisherige Evidenz zur Wirksamkeit ambulanter Psychotherapie bei Magersucht ist gering. Im Rahmen einer randomisierten, kontrollierten, multizentrischen Studie (Anorexia Nervosa Treamtent of Outpatients, ANTOP) wurde untersucht, inwieweit ein manualisiertes, speziell auf die Eigenheiten des Erkrankungsbildes abgestimmtes psychodynamisches (FPT) oder verhaltenstherapeutisches Vorgehen (CBT-E), der bisher üblichen Behandlung (O-TAU) überlegen ist.

Methoden: Insgesamt wurden 242 erwachsene Patientinnen mit Anorexia nervosa an 10 verschiedenen Universitätszentren in die Studie eingeschlossen. Die Teilnahme an der Psychotherapiestudie setzte voraus, dass die Patientinnen einen Body Mass Index (BMI) zwischen 15 kg/m² und 18,5 kg/m² hatten und das Vollbild oder eine subsyndromale Form der Magersucht aufwiesen. Die Patientinnen wurden in eine der drei Studienbedingungen randomisiert. In der FPT- und der CBT-E - Gruppe erhielten die Teilnehmerinnen eine störungsorientierte, manualisierte Psychotherapie über insgesamt 40 Sitzungen (10 Monate). Das Hauptzielkriterium für die Wirksamkeit der Therapie war der BMI zum Ende der Therapie (10 Monate nach Randomisierung). Verlaufsuntersuchungen erfolgten drei Monate sowie ein Jahr nach Behandlungsende.

Ergebnisse: Die magersüchtigen Patientinnen in allen drei Gruppen hatten nach Therapieende und zum Zeitpunkt der Katamnese deutlich an Gewicht zugenommen (im Mittel 1,4 BMI Punkte). Allerdings ergab die Hauptanalyse, dass sich die drei Gruppen zu keinem Messzeitpunkt statistisch signifikant im BMI unterscheiden. Hinsichtlich der globalen klinischen Symptomatik (Remission, Teilremission, Vollbild der Magersucht) ergaben sich ebenfalls keine Unterschiede unmittelbar nach Abschluss der Therapie. Allerdings zeigte sich zum Zeitpunkt der Ein-Jahres-Katamnese, dass in der FPT-Gruppe signifikant mehr Patientinnen als remittiert eingestuft wurden als in der Kontrollgruppe (35.2 % vs. 12.5 %).

Schlussfolgerung: Die ANTOP-Studie ist die bisher größte randomisierte, kontrollierte Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit von ambulanter Psychotherapie bei Anorexie-Patientinnen. Die beiden spezialisierten Therapien (FPT, CBT-E) unterschieden sich im Vergleich zu der Kontrollgruppe nicht bezüglich des BMI am Ende der Therapie. Im Hinblick auf die globale Einschätzung der Symptomatik konnte jedoch zum Zeitpunkt der Ein-Jahres-Katamnese ein Vorteil für die Patientinnen der FPT-Gruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe bestätigt werden. Im Rahmen des Vortrags soll diskutiert werden, welche potentiellen Implikationen sich aus den Befunden der Studie für die Versorgungspraxis der Magersucht ergeben.