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4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Cognitive Remediation Therapy bei Jugendlichen mit Anorexia nervosa

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Viola Kappel - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Deutschland
  • author Betteke Van Noort - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Deutschland
  • author Manuela Kraus - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Deutschland
  • author Ernst Pfeiffer - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Deutschland
  • author Ulrike Lehmkuhl - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess033

doi: 10.3205/14dgess033, urn:nbn:de:0183-14dgess0330

Published: March 17, 2014

© 2014 Kappel et al.
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Hintergrund: Patientinnen mit Anorexia nervosa weisen häufig zwanghafte Persönlichkeitszüge und rigide Denkmuster und Verhaltensweisen auf. Empirisch zeigen sich leichte kognitive Beeinträchtigungen, die auch nach Gewichtsrehabilitation bestehen bleiben, v.a. Beeinträchtigungen der kognitiven Flexibilität, zentralen Kohärenz und visuell-räumlichen Verarbeitung. Diese Eigenschaften und kognitiven Merkmale können die Integration therapeutischer Inhalte deutlich beeinträchtigen, eine Fokussierung auf Kalorien, Fett und Gewicht verstärken und somit den Heilungsprozess erschweren. Die Cognitive Remediation Therapy (CRT) zielt darauf ab, die kognitive und behaviorale Flexibilität zu verbessern (Tchanturia et al. 2008). Zwei randomisiert kontrollierte Studien zur CRT bei Erwachsenen mit AN ergaben Verbesserungen der kognitiven Flexibilität (Brockmeyer et al. 2013) und der Therapiemotivation (Lock et al. 2013) nach CRT. Die vorliegende Studie prüft erstmals unter Berücksichtigung einer Treatment as Usual (TAU) Gruppe, inwiefern Jugendliche mit AN von der CRT profitieren.

Methoden: Zwanzig Jugendliche mit AN (MAlter16.2±1.4) nahmen an zehn CRT-Sitzungen teil, zusätzlich zum klinischen Behandlungsprogramm. Kognitive Funktionen und psychopathologische Merkmale wurden vor (T0) und nach der CRT (T1) mit dem Ravello-Profil erfasst (Van Noort et al. im Druck), Therapieakzeptanz mittels Fragebogen zur Beurteilung der Behandlung (FBB, Mattejat & Remschmidt, 1999). Als Vergleichsgruppe werden 20 Patientinnen mit AN erfasst, die nicht an der CRT teilnehmen (TAU). Unter Einbezug von 20 gesunden, altersparallelisierten Jugendlichen (KG) werden Retest-Effekte kontrolliert. Gruppenvergleiche werden mittels Varianzanalyse mit Messwiederholung berechnet.

Ergebnisse: Die CRT wurde von allen Teilnehmerinnen positiv bewertet. Jugendliche mit AN schätzen sich sowohl vor der CRT (BRIEF-SR Shift; p<.001) als auch nach der CRT (p=.007) unflexibler ein als gesunde Jugendliche. Die CRT-Gruppe schätzt sich nach der CRT kognitiv flexibler ein als vor der CRT (p=.03). Weitere Ergebnisse werden dargestellt.

Schlussfolgerung: Die CRT wird von Jugendlichen mit AN positiv bewertet. Möglicherweise kann die CRT die Motivation zu weiteren therapeutischen Interventionen verbessern. Direkt nach der CRT erfolgt zwar noch keine Normalisierung der selbsteingeschätzten Flexibilität, die Teilnehmerinnen schätzen sich jedoch nach der CRT kognitiv flexibler ein als vor der CRT. Randomisierte kontrollierte Studien mit größeren Stichproben und längeren Katamnesezeiträumen sind nötig, um den Effekt der CRT von Effekten anderer Behandlungen abzugrenzen.