gms | German Medical Science

4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

20.03. - 22.03.2014, Leipzig

Binge Eating Störung, Adipositas und generelle vs. nahrungsbezogene Impulsivität im Eyetracking-Paradigma

Meeting Abstract

Search Medline for

  • corresponding author presenting/speaker Kathrin Schag - Universitätsklinikum TübingenAbteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Martin Teufel - Universitätsklinikum TübingenAbteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Stephan Zipfel - Universitätsklinikum TübingenAbteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland
  • author Katrin E. Giel - Universitätsklinikum TübingenAbteilung Innere Medizin VI, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). 4. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen. Leipzig, 20.-22.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgess024

doi: 10.3205/14dgess024, urn:nbn:de:0183-14dgess0246

Published: March 17, 2014

© 2014 Schag et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Impulsivität stellt einen potentiellen Risikofaktor für die Entwicklung von Binge Eating Störung (BED) und Adipositas dar. Trait-Impulsivität setzt sich aus den Faktoren Belohnungssensitivität und impulsivem Handeln zusammen, wobei speziell eine erhöhte nahrungsbezogene Impulsivität zu Überessen anregen könnte. In der vorliegenden Studie wurden daher Defizite in der generellen vs. nahrungsbezogenen Impulsivität miteinander verglichen.

Methoden: Zur Gruppenbildung wurden Body Mass Index (BMI), Essstörungspathologie (SKID I; Wittchen et al., 1997; EDE-Q; Hilbert & Tuschen-Caffier, 2006) und Trait-Impulsivität (BIS-11; Preuss et al., 2008) bei 76 Probandinnen erfasst und drei Stichproben gebildet: Probandinnen mit hoher vs. niedriger Trait-Impulsivität (HImp, n = 20 vs. NImp, n = 24), Probandinnen mit BED vs. ohne BED (BED, n = 25 vs. Non-BED, n = 51) und adipöse vs. normalgewichtige Probandinnen (ADIP, n = 26 vs. Non-ADIP, n = 25). Mittels spezifischer Eyetrackingparadigmen wurden die Blickbewegungen und Blickdauern auf Nahrungs- und Kontrollreize zur Untersuchung der nahrungsbezogenen vs. generellen Impulsivität erhoben.

Ergebnisse: Beim Eyetracking zeigten sich Defizite in der Unterdrückung von Blickbewegungen auf Nahrungs- und Kontrollreize sowohl bei HImp als auch bei BED Probandinnen, aber nicht bei ADIP Probandinnen. Ebenso weißen die Daten aus BIS-11, EDE-Q und der BMI auf eine Überlappung von HImp und BED Probandinnen hin. BED Probandinnen zeigten beim Eyetracking aber zusätzlich verstärkte Schwierigkeiten bei der Unterdrückung von Blickbewegungen speziell auf Nahrungsreize, blickten diese insgesamt länger an als Kontrollreize und bewerteten sie positiver als Non-BED Probandinnen. Derartige nahrungsbezogene Blick- und Bewertungsmuster konnten bei ADIP und HImp Probandinnen nicht gefunden werden.

Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass adipöse Probandinnen mit BED eine erhöhte Trait-Impulsivität aufweisen und im Eyetrackingparadigma vergleichbare Defizite in der generellen Impulsivität wie hoch impulsive Probandinnen zeigen. Darüber hinaus ergibt sich Evidenz speziell für eine erhöhte nahrungsbezogene Impulsivität bei BED im Gegensatz zu hoch impulsiven Probandinnen. Adipöse Probandinnen ohne BED lieferten weder Hinweise auf eine erhöhte generelle noch auf eine speziell nahrungsbezogene Impulsivität. Demzufolge stellen Personen mit BED eine hoch impulsive Subgruppe von adipösen Personen mit spezifischen Defiziten bezüglich Nahrungsreizen dar.