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1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e. V. (DGESS)

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen e. V.

8. ? 10.11.2007, Prien am Chiemsee

Biofeedbacktherapie bei Anorexia nervosa und Adipositas – eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • corresponding author M. Teufel - Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
  • M. Peuker - Tübingen
  • C. Rau - Tübingen
  • A. Kowalski - Tübingen
  • S. Zipfel - Tübingen
  • P. Enck - Tübingen

Deutsche Gesellschaft für Essstörungen. 1. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Essstörungen e.V. (DGESS). Prien am Chiemsee, 08.-10.11.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07dgessP18

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgess2007/07dgess92.shtml

Published: October 24, 2007

© 2007 Teufel et al.
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Biofeedback ist ein wissenschaftlich fundiertes Verfahren der Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin, mit dessen Hilfe normalerweise unbewusst ablaufende psychophysiologische Prozesse durch Rückmeldung (feedback) wahrnehmbar gemacht werden. Die Wirkung von Biofeedback im Zusammenhang mit Essstörungen ist kaum untersucht. Patienten mit AN und Adipositas fällt der Umgang mit Nahrungsmitteln in unterschiedlicher Ausprägung schwer. Im Zusammenhang mit Nahrung stehende vegetative Reaktionen können mittels Biofeedback dem Patienten sichtbar gemacht werden. Nach dem Prinzip der operanten Konditionierung können diese Körpervorgänge dann gezielt beeinflusst werden. In dieser Studie galt es zu untersuchen, ob darüber die Selbstwirksamkeit im Umgang mit Nahrung gestärkt werden kann.

10 Patientinnen mit AN, 8 Patientinnen mit Adipositas Grad I bis II erhielten 12 Sitzungen à 20 Minuten Biofeedbacktherapie mit dem Übungsparameter elektrodermale Aktivität. Inhalt von Sitzung 1-6 war unspezifisches Entspannungsbiofeeback. In Sitzung 7-12 wurden von den Patientinnen selbst als schwierig eingestufte fotographische Nahrungsmittelstimuli eingeblendet. Mittels Fragebogen wurde die Selbstwirksamkeit vor Therapie, nach 6 Sitzungen und nach 12 Sitzungen in Unterkategorien erfasst: Kontrolle über körperliche Reaktionen, eigener Einfluss auf die Nahrungsmittelaufnahme (Beginn/Ende), Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln in vivo und imaginativ. Darüberhinaus erfolgte durch die Patientinnen zu den gleichen Zeitpunkten eine subjektive Schwierigkeitseinschätzung (Nahrungsmittelrating) von 40 fotographischen Nahrungsmittelstimuli.

Bereits nach 6 Sitzungen zeigte sich in beiden Diagnosegruppen eine signifikante Verbesserung der Selbstwirksamkeit hinsichtlich der Kontrolle über körperliche Reaktionen im Zusammenhang mit Essen, die bis zum Abschluss der Therapie erneut gesteigert werden konnte. Der sujektive Einfluss hin zu einer gesunden Regulation der Nahrungsaufnahme (Beginn und Ende einer Mahlzeit) zeigte sich in der Adipositasgruppe bereits nach den ersten 6 Sitzungen, während dies in der Anorexiegruppe erst nach 12 Sitzungen erreicht wurde. Kein Einfluss auf die Selbstwirksamkeit zeigte sich bei AN hinsichtlich der Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln in vivo und imaginativ. Im Nahrungsmittelrating war bei Adipösen bereits nach der ersten Phase eine deutliche Abnahme der Schwierigkeitseinschätzung sichtbar, welche sich nach 12 Sitzungen weiter verstärkt hatte. Bei AN war dies weniger deutlich und erst zu Therapieende messbar. Die zweite Therapiephase (Einblendung eine Nahrungsstimulus) zeigte keine größeren Effekte als die erste Phase (unspezif. Entspannungsbiofeedback).

Die Daten legen nahe, dass Biofeedbacktherapie bei Essstörungen als ergänzende Therapiemethode hilfreich sein kann. Vor allem bei Patientinnen mit Adipositas zeigt sich schnell in verschiedenen Bereichen im Zusammenhang mit Nahrung eine Verbesserung der Selbstwirksamkeit. Vorliegende Daten werden derzeit in einer größeren kontrollierten randomisierten Studie überprüft.