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Zusammenhänge zwischen Therapieprozess und Ergebnis in der stationären und tagesklinischen Therapie der Bulimia Nervosa
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Published: | October 24, 2007 |
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Wir wissen noch vergleichsweise wenig darüber, durch welche Prozessmerkmale sich positive und ungünstige Therapieverläufe bei Essstörungen auszeichnen. Insbesondere die Möglichkeit einer frühen Identifkation unstünstiger Behandlungsverläufe ist von Relevanz für die klinische Praxis.
Im Rahmen einer randomisierten, klinischen Studie (3-monatige stationäre oder tagesklinische Therapie schwer bulimischer Patientinnen) wurde die Symptomatik zu Beginn der Therapie, bei Abschluss der Therapie und 3 Monate nach Entlassung erfasst (DSM-IV-Kriterien, SIAB-Ex, EDI-2, SCL-90-R). Hinsichtlich des Prozesses wurden die therapeutische Beziehung aus Patienten- und Therapeutensicht (HAQ), das Zwischensitzungserleben (Inter-Session-Fragebogen ISF) und das Erleben der Einzeltherapiesitzungen aus Sicht der Patienten erhoben (Stundenbogen).
3 Monate nach Entlassung waren 56% der chronisch kranken Patientinnen teilweise oder komplett remittiert. Vor allem Merkmale des Zwischensitzungserlebens in der mittleren Therapiephase waren prädiktiv für das Therapieergebnis (günstig: hohe Intensität des Zwischensitzungserlebens; ungünstig: negative Emotionen beim Wiederauflebenlassen der Therapieerfahrung zwischen den Sitzungen). Die Ausprägung dieser Parameter in der dritten und vierten Behandlungswoche erlaubte eine zu 80% zuverlässige Vorhersage des Therapieergebnisses zum Katamnesezeitpunkt.
Vor allem die Erfassung des Zwischensitzungserlebens erlaubt eine gute Vorhersage des Therapieverlaufs und kann dazu beitragen, ungünstige Verläufe früh zu identifizieren. Wenn bulimische Patienten sich zwischen den Therapiestunden wenig mit der Therapie beschäftigen und diese beim Wiederauflebenlassen des therapeutischen Dialogs mit negativen Gefühlen verbinden (verletzend, frustrierend etc.) weist dies auf einen ungünstigen Therapieverlauf hin.