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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Primäres Melanom des Rektum: Fallbericht und Literaturübersicht

Meeting Abstract

  • Alexander Urbanski - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland
  • Vera Otten - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland
  • Annouck Philippron - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland
  • Peter Grimminger - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland
  • Stefan P. Mönig - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland
  • Arnulf H. Hölscher - Universitätsklinikum Köln, Viszeralchirurgie, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch646

doi: 10.3205/15dgch646, urn:nbn:de:0183-15dgch6466

Published: April 24, 2015

© 2015 Urbanski et al.
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Text

Einleitung: Das primäre anorektale Melanom ist eine seltene und hoch maligne Erkrankung, die als benigner Befund wie Hämorrhoiden oder rektale Polypen missinterpretiert werden kann.

Material und Methoden: Der vorgestellte Fall behandelt einen 82-jährigen Patienten in altersentprechend gutem AZ. Nachdem der Patient über Hämatochezie berichtet hatte, wurde ex domo eine ambulante Koloskopie durchgeführt, wobei ein Tumor des Analbereich auffiel. Schmerzen oder Stuhlbeschwerden wurden nicht beschrieben. Eine erste Histologie ergab den V.a. auf ein Melanom des Rektum, so dass der Patient nach weiterführenden Staginguntersuchungen an die Uniklinik Köln überwiesen wurde.

Vor Aufnahme erfolgte eine erneute hausinterne Rektoskopie mit Endosonographie, diese ergab einen Tumor des mittleren Rektumdrittel bei 7-10 Uhr SSL sowie den Primärbefund im distalen Rektum unmittelbar vor der Linea dentata bei 10-2 Uhr SSL, endosonographisch uT3 N+ beschrieben.

Die radiologischen Befunde zeigten ebenso zwei getrennte Herde im Rektum und Analbereich.

Ergebnisse: Nach den üblichen präoperativen Vorbereitungen wurde bei dem Patienten eine problemlose abdominoperineale Rektumamputation (APR) mit totaler mesorektaler Exzision und Anlage eines endständigen Descendostoma durchgeführt. Der postoperative Verlauf war bis auf ein postoperatives Durchgangssyndrom komplikationslos, so dass der Patient am 16. postoperativen Tag entlassen werden konnte.

Das histologisch-feingewebliche Untersuchung ergab ein sich in zwei größeren und mehreren Satellitenknoten vorliegendes malignes Melanom des Rektum, mit einem maximalen Durchmesser von 3,2 cm sowie 10 tumorfreien, entfernten Lymphknoten (N0). Die Tumorknoten waren komplett entfernt (R0).

Nach Vorstellung des Falls in unserem interdisziplinären Tumorboard erfolgte die Mutationsanalyse des Primärtumor sowie die Anbindung des Patienten an die Hautklinik zur regelmässigen Nachsorge.

Die Mutationsanalyse zeigte einen Wildtyp des B-RAF-Gens, des N-RAS-Gens sowie des TP53-Gens.

Schlussfolgerung: Das anorektale Melanom ist im Vergleich zum Melanom der Haut eine seltene Erkrankung. Es betrifft etwa 1% aller Melanome und 0,5-2% der anorektalen, malignen Tumore, ist jedoch das häufigste Melanom des Gastrointestinaltrakts.

Aufgrund der unspezifischen Symptome wie Stuhlbeschwerden und und/oder rektalen Blutungen gibt es häufige Verzögerungen in der Diagnosestellung, oft wird der Tumor in entsprechenden Patienten als Hämorrhoide fehldiagnostiziert. Die chirurgische Therapie ist aktuell der Goldstandard, bei einem frühen Befund ist die lokale Resektion möglich, bei fortgeschrittenen Befunden ist eine abdominoperianale Rektumamputation notwendig. Eine Metaanalyse konnte für keinen Behandlungsansatz einen Überlebensvorteil feststellen, wobei die APR eine bessere lokale Kontrolle zu ergeben scheint. Adjuvante Therapien scheinen keinen sicheren Vorteil zu bringen. Da diese Erkrankung selten ist, fehlt es an randomisierten Studien, die vorhandenen Studien basieren meist auf retrospektiven Daten.