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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Zweimalige Sanierung eines Port-Katheter-Infektes mit Unterstützung durch Salzsäure – Fallbericht eines komplizierten Verlaufes mit passagerem Malassimilationssyndrom

Meeting Abstract

  • Ralf Steinert - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland
  • Birgit Herzinger - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland
  • Heiko Balkenhol - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland
  • Markus Worm - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland
  • Ulrike Betten - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland
  • Markus Masin - Universitätsklinikum Münster, Medizinische Klinik und Poliklinik B; Zentrum für Ernährungsmedizin, Münster, Deutschland
  • Christoph Köchling - St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Salzkotten, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch622

doi: 10.3205/15dgch622, urn:nbn:de:0183-15dgch6223

Published: April 24, 2015

© 2015 Steinert et al.
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Text

Einleitung: Infektionen eines Port-Kathetersystems sind ein häufiges Problem unter länger andauernder parenteraler Zusatzernährung vor allem bei Kurzdarmsyndrom. Ein Wechsel des gesamten Port-Systems ist aber nicht immer das Mittel der ersten Wahl und auch nur begrenzt oft möglich. Gibt es Alternativen, die Zeit bis zum erforderlichen Wechsel des Post-Systems zu überbrücken und eine Sanierung des Infektes zu erreichen? Dieser Fallbericht soll eine bereits vorbeschriebene, erfolgreiche und offenbar auch wiederholbare Methode der unterstützenden Eradikation durch Salzsäure darstellen.

Material und Methoden: Bei einem 60jährigen, morbid adipösen Patienten traten erhebliche Komplikation nach Ileus-Operation mit Anastomoseninsuffizienz und Re-Insuffizienz in Erscheinung. In dem dargestellten langen Verlauf waren eine länger bestehende Dünndarmfistel und nach erneuten operativen Revisionen mit erneuten Komplikationen schlussendlich ein doppelläufiges Jejunostoma angelegt worden. Dabei trat ein Malassimilationssyndrom in Erscheinung, so dass über ein i.v.-Port-System eine parenterale Zusatzernährung sowie die parenterale Flüssigkeitssubstitution erforderlich wurden.

Im weiteren Verlauf traten zweifach Infektionen des Portsystems im Sinne von Katheterinfekten (Fieber mit Sepsiserscheinungen nach Infusionsbeginn) auf. Ein Abszess der Porttasche bestand nicht. Auf Empfehlung vom M.M. (s. Koauthoren) haben wir einen Eradikationsversuch mittels Unterstützung durch 2 M HCl (Salzsäure) nach festgelegtem Protokoll unter Fortsetzung der systemischen Antibiose durchgeführt. Das Procedere basiert auf Voruntersuchungen und Empfehlungen von Barbaric et al. 2004.

Ergebnisse: Das darzustellende Protokoll wurde erstmalig (nach Aufklärung des Patienten über die noch nicht vollständig in Studien evaluierte Methode) am 13.09.2013 angewandt und im Rahmen eines erneuten Infektes 2 Monate später wiederholt. Komplikationen traten dabei nicht auf. Das Vorgehen wurde jeweils von einer systemischen Antibiose und im 2. Infekt auch durch eine systemische antimykotische Therapie begleitet. Die präinterventionell immer positiven Blutkulturen sind nach der Eradikation stets ohne Nachweis von Bakterien oder Pilzen. Das Port- System wurde noch am gleichen Tag wieder verwendet. Ein Defekt oder eine Funktionsstörung traten am Port im gesamten Behandlungszeitraum nicht in Erscheinung.

Im Rahmen des 3. Infektes unmittelbar vor der ohnehin geplanten Ileostoma-Rückverlagerung wurde das Port-System dann entfernt. Es zeigte äußerlich keine Defekte. Die Gefahrlosigkeit für das System wurde durch elektronenmikroskopische Untersuchungen von Carlsen et al. 2010 beschrieben. Die Ileostomarückverlagerung ist dann komplikationsfrei erfolgt und der PAtient bis heute beschwerdefrei.

Schlussfolgerung: Die zusätzliche Applikation von Salzsäure kann begleitend zur systemischen antibiotischen und/oder antimykotischen Therapie bei Infektionen des Port-Katheter-Systems (kein Abszess der Porttasche!) eine komplette, kostengünstige Eradikation sowohl klinisch als auch in den Blutkulturen erreichen. Das System kann sofort wieder verwendet werden.

Eine Wiederholung der Eradikation ist offenbar gefahrlos möglich. Die strukturelle Integrität des Kathetersystems bleibt erhalten.

Das ermöglicht einen relevanten Zeitgewinn, Neuanlagen des Port-Systems können verzögert oder vermieden werden.

Auch die konservative Chirurgie hat einen wichtigen Stellenwert in der Therapie.