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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Helikopter-Rettung häufiger für Männer – was macht den Unterschied?

Meeting Abstract

  • Marcel Bundi - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau, Schweiz
  • Thomas Kamber - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau, Schweiz
  • Richard Glaab - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau, Schweiz
  • Nikolaus Renner - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau, Schweiz
  • Thomas Gross - Kantonsspital Aarau, Chirurgie, Aarau, Schweiz

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch582

doi: 10.3205/15dgch582, urn:nbn:de:0183-15dgch5820

Published: April 24, 2015

© 2015 Bundi et al.
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Text

Einleitung: Eine Helikopterlandung suggeriert im Routinebetrieb eines Zentrumspitals mehr Dringlichkeit als ein eintreffendes Ambulanzfahrzeug. Wir wollten im Rahmen unserer Traumaversorgung wissen, inwieweit sich dies objektivieren lässt bzw. worin sich Verunfallte je nach Transportart unterscheiden.

Material und Methoden: Analyse aller 2010-2013 infolge eines Traumas mind. Stärke NISS (New Injury Severity Score) ≥8 primär versorgter Verletzten eines Schweizer Zentrums, welche mittels Rettungshelikopter oder Ambulanzfahrzeug eingewiesen wurden. [Abreviated Injury Scale, AIS; Mean±SD; t-test; chi-square; Multivariatanalyse].

Ergebnisse: Unter den 832 Verunfallten wiesen die meisten Kopf-Hals-Verletzungen auf (n=536; 64,4%), gefolgt von Becken-Extremitäten- (n=452; 54,3%), Thorax- (n=312; 37,5%), Weichteil- (n=273; 32,8%), Abdominal- (n=185; 22,2%) und Gesichts-Verletzungen (n=170; 20,4%). Per Helikopter eingelieferte Patienten (n=110) erlitten häufiger ein Hochenergie-Trauma als Ambulanz-Transportierte (80,9% vs. 58,0%; p<0.001), waren schwerer verletzt (ISS 19,9±11,4 vs. 13,8±8,2 bzw. Anteil Polytraumatisierter: 56.4% vs. 27.3%; je p<0,001) und durchschnittlich schneller im Spital (Eintreffen Unfallort – Eintritt SR: 40,0±16,1 vs. 44,9±16,8 Minuten; p=0,011). Zudem waren sie im Mittel jünger (48,1±20,4 vs. 53,5±23,8 Jahre; p=0,025) und häufiger männlich (87,7% vs. 66,8%; p=0,001). Als am schwersten verletzte Körperregion fand sich bei Helikopter-Transporten die Schädel-Hals-Region (AIS1: 1,9±1,8) und der Thorax (AIS3: 1,9±1,7). Der Anteil und Schweregrad Thorax- bzw. Abdominal- Verletzter war bei Luftrettungen höher als bodengebunden (p<0,002). Sowohl die erwartete, risikoadjustierte (13,2±21,6 vs. 9,8±16,6; p=0,059) wie die effektive Letalitätsrate (13,6% vs. 8,6%; p=0,089) lagen in der Heli-Gruppe tendenziell höher als in der Ambulanz- Gruppe. 31% aller Versorgten erwiesen sich als Schwerverletzte (ISS ≥16): Diese wurden häufiger (n=52; 22,7%) luftgebunden transportiert (p<0,001), ohne dass ein Unterschied in der Verletzungsregion zwischen den Transportarten erkennbar war. In der log. Regressionsanalyse erklärten Hochenergietrauma und Traumaschwere 11% der Varianz (Nagelkerke R2), das Geschlecht weitere 2%, das Alter zeigte sich multivariat nicht mehr signifikant.

Schlussfolgerung: Erwartungsgemäss waren im Helikopter eingelieferte Patienten in der Regel schwerer sowie häufiger mehrfach verletzt und wiesen eine höhere Letalität auf als mit der Ambulanz Eintreffende. Eher unerwartet konstatierten wir, dass im Helikopter nicht mehr Schädel-HWS-Verletzte als bodengebunden transportiert wurden. Dies auch vor dem Hintergrund, dass im regionalen Einzugsgebiet der bodengebundene Rettungsdienst ohne Notarzt aktiv war. Die Tatsache häufigerer Einlieferungen (junger) Männer mit dem Helikopter erklärte sich in der Multivariatanalyse vor allem mit den bei Männern gehäuft auftretenden Hochenergietraumata.