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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Risikofaktoren für chirurgische Komplikationen nach Appendektomie in Deutschland: Analyse einer Krankenversicherungsdatenbank

Meeting Abstract

  • Jan-Hendrik Gosemann - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderchirurgische Klinik, Hannover, Deutschland
  • Ansgar Lange - Leibniz Universität Hannover, Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Hannover, Deutschland
  • Jan Zeidler - Leibniz Universität Hannover, Center for Health Economics Research Hannover (CHERH), Hannover, Deutschland
  • Jochen Blaser - Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Niedersachsen, Hannover, Deutschland
  • Carmen Dingemann - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderchirurgische Klinik, Hannover, Deutschland
  • Benno M. Ure - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderchirurgische Klinik, Hannover, Deutschland
  • Martin Lacher - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderchirurgische Klinik, Hannover, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch568

doi: 10.3205/15dgch568, urn:nbn:de:0183-15dgch5681

Published: April 24, 2015

© 2015 Gosemann et al.
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Einleitung: In Deutschland werden Kinder mit akuter Appendizitis sowohl durch Allgemeinchirurgen (ACH) und Kinderchirurgen (KCH) in offen chirurgischer als auch laparoskopischer Technik operiert. Als Ursache für chirurgische Komplikationen werden verschiedene Faktoren diskutiert. Ziel dieser Studie war, die Behandlungsmethoden und das Outcome von Kindern und Jugendlichen mit akuter Appendizitis in Deutschland zu analysieren sowie Risikofaktoren für die Entwicklung einer chirurgischen Komplikation nach Appendektomie zu identifizieren.

Material und Methoden: Anonymisierte Analyse von bundesweiten Krankenkassendaten (Techniker Krankenkasse) der Jahrgänge 2010-2012. Patienten (4-17 Jahre) mit OPS codes für „Appendektomie“ wurden eingeschlossen. Logistische Regressionsanalysen für das „Risiko einer chirurgischen Komplikation“ (Erstaufenthalt/Wiederaufnahme) wurden durchgeführt (Variablen: Alter, Geschlecht, Schweregrad der Appendizitis, chirurgische Fachdisziplin, chirurgische Technik, Komplikationen, Bundesland, OP am Wochentag vs. Wochenende).

Ergebnisse: 8110 Patienten (männlich: 52,6%; weiblich: 47,4%) wurden eingeschlossen. 23,8% der Patienten wurden offen chirurgisch und 75,0% laparoskopisch operiert. Bei 1.2% der Fälle kam es zu einer Konversion von laparoskopischer zu offener Technik. Die Mehrheit der Patienten (78,65%) hatte eine unkomplizierte Appendizitis, 8,45% der Patienten hatten eine komplizierte Appendizitis; bei 12.90% der Kinder war keine klare Zuordnung bez. des Schweregrades möglich. 76% der Patienten wurden durch ACH und 24% durch KCH operiert. Hierbei wurde die laparoskopische Technik signifikant häufiger von ACH angewendet (79% ACH vs. 61% KCH, p<0.001) und die Konversionsrate war bei ACH verglichen mit KCH signifikant niedriger (0.7% ACH vs. 2.9% KCH, p<0.001).

Die Komplikationsrate während des Erstaufenthaltes betrug für Patienten mit unkomplizierter Appendizitis 1.7% und für Patienten mit komplizierter Appendizitis 6.9%. Die logistische Regressionsanalyse identifizierte die Variablen „männlich“, „komplizierte Appendizitis“ sowie „Konversion von laparoskopischer zu offener Appendektomie“ als signifikante Risikofaktoren für eine chirurgische Komplikation während des Erstaufenthaltes (p<0.001).

2.2% der Patienten mit unkomplizierter Appendizitis und 5.7% der Patienten mit komplizierter Appendizitis wurden wegen einer chirurgischen Komplikation wieder aufgenommen. Für die Wiederaufnahme mit chirurgischer Komplikation wurden die Variablen „Komplikation während des Erstaufenthaltes“, „komplizierte Appendizitis“ und „Kinderchirurgie“ als signifikante Risikofaktoren identifiziert (p<0.001). Bei Patienten mit komplizierter Appendizitis war die laparoskopische Appendektomie mit einem kürzeren Krankenhausaufenthalt und geringerem Risiko für chirurgische Komplikationen assoziiert (p<0.05).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisqualität der Behandlung von Appendizitis im Kindesalter in Deutschland ist insgesamt sehr gut. Sowohl die nicht zu beeinflussenden Variablen „Schweregrad der Appendizitis“ und „männliches Geschlecht“ als auch die beeinflussbare Variable „chirurgische Technik“ wurden als signifikante Einflussfaktoren für das Outcome nach Appendektomie identifiziert. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass die laparoskopische Appendektomie insbesondere in der Kinderchirurgie mit dem Ziel einer Qualitätsverbesserung weiter gefördert werden sollte.