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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Simulation von intraoperativen Manipulationen am Nervus laryngeus recurrens im Tiermodell

Meeting Abstract

  • Ester Lauzana - Helios Spital Überlingen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Überlingen, Deutschland
  • Isra Rashid - Helios Spital Überlingen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Überlingen, Deutschland
  • Maren Béchu - Helios Spital Überlingen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Überlingen, Deutschland
  • Julia Wingender - Helios Spital Überlingen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Überlingen, Deutschland
  • Erich Kahle - Institut für Nutztiergenetik (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Mariensee, Deutschland
  • Peter Köhler - Institut für Nutztiergenetik (FLI), Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Mariensee, Deutschland
  • Wolfram Lamadé - Helios Spital Überlingen, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Überlingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch522

doi: 10.3205/15dgch522, urn:nbn:de:0183-15dgch5220

Published: April 24, 2015

© 2015 Lauzana et al.
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Text

Einleitung: Die Auswirkungen von unterschwelligen Nervenbelastungen während Schilddrüseneingriffen sind bisher nur unzureichend untersucht. Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob unterschwellige intraoperative Manipulationen bereits Schädigungen am Nervus laryngeus recurrens (NLR) hervorrufen können. Die Veränderungen der EMG-Signale sollten dabei über das kontinuierliche intraoperative Neuromonitoring (c-IONM) dokumentiert werden.

Material und Methoden: Wir führten eine tierexperimentelle Operationssimulation an 6 NLR (3 links, 3 rechts) von 4 Schweinen der Deutschen Landrasse durch. Dabei wurden die Nervi laryngei recurrentes einer länger anhaltenden Zugbelastung ausgesetzt.

Die Zugkraft wurde durch Einhängen des NLR in eine Silikonschlinge erzeugt. Die Zugbelastung, die zu einer EMG--Signalveränderung von <10% führte (0,41 N ± 0,20), wurde 10 min aufrechterhalten.

Nach der Belastungsphase folgte die vollständige Entlastung über eine Dauer von 30 min. Dabei erfolgte stets die durchgehende Aufzeichnung der Nervensignale (c-IONM) mit der Saxophonelektrode. Vor und nach Zugbelastung sowie am Ende der Entlastungsphase wurde eine Schwellstromanalyse zur Überprüfung bzw. Bestätigung der Signalveränderungen durchgeführt.

Die Signalerholung eines Nervens wurde im Überlebensversuch 44 Stunden postoperativ durch Messung der Nervensignale und erneute Schwellstromkurven überprüft.

Ergebnisse: Der Ausgangswert der Amplitude (1,4 ± 1,0 mV) der Nervensignale variiert stark inter- und intraindividuell, weshalb die Schwellströme relativ prozentual zum Ausgangswert verglichen wurden. Die Amplitudenwerte konnten durch Schwellstromkurven bestätigt werden.

Nach 10--minütigem Zug ist die Amplitude etwa halb so hoch (49,28 %mV ± 38,21). Im Anschluss an die Entlastungsphase von 30 Minuten nähert sich die Amplitude wieder dem Ausgangswert oder übersteigt diesen sogar (93,13 % mV ± 29,26). Die Mittelwerte der Schwellströme vor und nach Entlastung unterscheiden sich (p=0,068).

Ein Nerv erholte sich nach 30 Minuten nur auf 33,3 %mV des Ausgangswerts (14,8 %mV nach Zugbelastung). Aus diesem Grund wurde ein Überlebensversuch durchgeführt und das betreffende Tier 44 h p. o. erneut operiert. Die dabei gemessene Amplitude lag bei 129,6 %mV des Ausgangswerts.

Die Zugbelastung führte bei einem Nerven sogar zu einem vollständigen Signalverlust, dieser erholte sich allerdings schon nach 30 Minuten.

Schlussfolgerung: Bereits geringfügige Nervenmanipulationen können zu hochgradigen Signalamplitudenverlusten führen. Die Schäden, die durch einen 10-minütigen Zug von 0,41 N hervorgerufen wurden, waren passager. Die gleichen Belastungen führen bei den individuellen Nerven nicht zwangsläufig zu Signalveränderungen gleichen Ausmaßes. Der Grad des Signalverlustes lässt keine Rückschlüsse über die Dauer bis zur vollständigen Erholung zu.