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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Die differenzierte Therapie von abdominellen Narbenhernien

Meeting Abstract

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  • Thomas Carus - Klinikum Bremen-Ost, Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Bremen, Deutschland
  • Andreas Emmert - Klinikum Bremen-Ost, Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgie, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch500

doi: 10.3205/15dgch500, urn:nbn:de:0183-15dgch5009

Published: April 24, 2015

© 2015 Carus et al.
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Einleitung: Das Auftreten und die Therapie von abdominellen Narbenhernien sind ein alltägliches Problem in der Visceralchirurgie. Nach medianen Laparotomien kommt es im weiteren Verlauf laut Literatur in 10-25% der Patienten zu Narbenhernien. Zur operativen Versorgung stehen eine Vielzahl von Verfahren zur Verfügung. Wir stellen unsere differenzierte, auf den Patienten „maßgeschneiderte“ Therapie von abdominellen Narbenhernien vor.

Material und Methoden: Im Klinikum Bremen-Ost wurden von Februar 2012 bis August 1014 (30 Monate) 764 Hernienoperationen durchgeführt, von denen 95 Narbenhernien betrafen. Die Operationsverfahren wurden individuell angewendet und verteilten sich auf 26 offene Operationen mit onlay-Platzierung der Netze und 69 laparoskopische Eingriffe (72,6%) in IPOM-Technik.

Während die IPOM-Technik unser Standardverfahren ist, wählten wir die offene Hernienreparation bei Patienten mit bekanntem Verwachsungsbauch, großen Gitterbrüchen und Defektbrüchen mit enterocutanen Adhäsionen. Die offene Hernienreparation erfolgte in einer modifizierten Abrahamson-Technik mit Faszienplastik und Onlay-Mesh-Platzierung. Neben der eigenen Dokumentation wurden alle Patienten im Herniamed-Register erfasst.

Ergebnisse: Intraoperativ musste in 2 Fällen wegen laparoskopisch nicht lösbarer Dünndarmadhäsionen in der Bruchhöhle von der geplanten IPOM-Versorgung zum offenen Vorgehen gewechselt werden. Der postoperative Verlauf war in beiden Gruppen unkompliziert. Die Verweildauer passten wir der Herniengröße und den Komorbiditäten der Patienten an. 63 Patienten mit einem maximalen Herniendurchmesser von <10 cm und einer IPOM-oder offenen Versorgung blieben postoperativ durchschnittlich 2,3 Tage stationär, 32 Patienten mit Hernien >10 cm Durchmesser mindestens 6 Tage, im Durchschnitt 8,6 Tage. Bei 23% der Patienten mit offener Hernienversorgung traten postoperativ Serome mit einer sonographisch bestimmten Schichtdicke von >5 mm auf, die sich im weiteren Verlauf zurückbildeten und keiner Punktion oder operativen Revision bedurften. Die durchschnittliche Nachbeobachtungszeit der Patienten betrug 18 Monate. In dieser Zeit trat in beiden Gruppen je 1 Rezidiv auf, welches wie bei der Erst-OP in IPOM- bzw. offener Technik operativ versorgt wurde. Die Rezidivrate betrug in unserem Patientengut 2,1% (IPOM: 1,5%, offene Technik: 3,5%).

Schlussfolgerung: Beide Techniken haben sehr gute postoperative Ergebnisse mit einer geringen Rezidivrate ergeben. Da bei der laparoskopischen Versorgung von Narbenhernien mit >10 cm Durchmesser oft aufwendige Adhäsiolysen und sehr große Netze erforderlich sind, wählen wir bei diesen Patienten primär das offene Verfahren. Überschüssige Hautanteile können beim offenen Vorgehen über den schon vorhandenen Schnitt der Erstoperation mitreseziert werden, während bei der IPOM-Technik dafür eine zusätzlich Inzision notwendig wäre. Durch die spezielle Operationstechnik liegt das Mesh beim offenen Verfahren nicht auf Bruchgewebe sondern direkt auf der Rektusmuskulatur. Dieses erklärt für uns die sehr niedrige Rezidivrate von nur 3,5%.Wie auch in der Leistenhernien-Chirurgie erscheint uns bei der Versorgung von abdominellen Narbenhernien ein „maßgeschneidertes“ Vorgehen für sinnvoll und wichtig.