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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Behandlung von intrathorakalen esophago-enterischen Anastomoseninsuffizienzen nach Ösophagektomie und erweiterter Gastrektomie – Eine gepoolte Analyse und Aufarbeitung eigener Daten

Meeting Abstract

  • Michael Tachezy - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Florian Gebauer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Stafan Groth - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
  • Jakob R. Izbicki - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Rösch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Interdisziplinäre Endoskopie, Hamburg, Deutschland
  • Maximilian Bockhorn - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch489

doi: 10.3205/15dgch489, urn:nbn:de:0183-15dgch4895

Published: April 24, 2015

© 2015 Tachezy et al.
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Einleitung: Die ösophago-enterischen Anastomoseninsuffizienzen stellen, aufgrund der hohen Rate an Folgekomplikationen eine der gefürchtetsten Komplikationen der Viszeralchirurgie dar. Während die Therapie von Insuffizienzen der zervikal gelegenen Anastomosen üblicherweise aus einer einfachen Drainage durch Eröffnung der Wunde besteht, ist die optimale Behandlungsstrategie bei den intrathorakalen und abdominellen Insuffizienzen weitestgehend umstritten und zeigt eine weite Bandbreite von konservativen bis hin zu chirurgischen Behandlungen

Material und Methoden: Einerseits führten wir eine systematische Literaturanalyse bezüglich der Behandlung von ösophago-enterischen Insuffizienzen nach onkologischen Operationen der Speiseröhre und des Magens durch und werteten die gewonnen Daten im Rahmen einer gepoolten Metaanalyse aus. Andererseits haben wir die Behandlung der intrathorakalen Anastomoseninsuffizienzen nach Ösophagektomie in unserer Klinik untersucht und statistisch aufgearbeitet.

Ergebnisse: Über 1547 Patienten aus 125 Studien wurden identifiziert und in die Analyse eingeschlossen. Die chirurgische Therapie ist der konservativen und endoskopischen Technik bezüglich des Heilungserfolgs und der Mortalitätsrate klar unterlegen. In der univariaten Analyse lag die Rate der Patienten, die in der Folge einer mittels endoskopischer Therapie behandelten Anastomoseninsuffizienz verstarben, bei signifikant geringeren 11% im Gegensatz zu 16% in der Gruppe der konservativ behandelten (p<0.001). Die Heilungsrate war zwischen den Methoden vergleichbar gut, während die Behandlungszeit signifikant kürzer war (p=0.003). Dahingegen konnte in der multivariaten Analyse, unter Berücksichtigung der anderen signifikanten Faktoren, kein eindeutiger Vorteil der endoskopischen gegenüber der konservativen Therapie bewiesen werden.

In der Aufarbeitung unserer eigenen Daten wurden insgesamt 87 Patienten identifiziert, die entweder primär konservativ (beinhaltet u.a. eine Drainageeinlage bei Verhalt- und Trilumensonden-Einlage zur enteralen Ernährung; n=39), endoskopisch mittels Stent, Tubus oder Sponge (n=34) oder mittels operativer Revision behandelt wurden (n=13). Die Gruppe der konservativ und endoskopisch behandelten Patienten war hinsichtlich der Vorerkrankungen und der bei Diagnose auftretenden Ko-Morbiditäten nicht unterschiedlich. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Krankenhaussterblichkeit und 30 Tage-Mortalität oder auch der Krankenhaus- und Intensivstationsverweildauern der Patienten. Auch der perorale Kostaufbau wurde nach endoskopischer Therapie nicht signifikant früher begonnen.

Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung des geringen Evidenzlevels der zugrunde liegenden Studien der gepoolten Analyse und dem zufolge anzunehmenden Bias, sowie der Betrachtung der eigenen retrospektiven Studie, sind folgende Schlüsse zu ziehen: Nach aktuellem wissenschaftlichen Stand müssen die endoskopische und konservative Therapie als gleichwertige Methoden angesehen werden, ein Vorteil lässt sich durch eine endoskopische Intervention nicht eindeutig nachweisen. Die primär operative Revision sollte nur bei Nachweis von ausgedehnten Nekrosen oder sehr frühen Insuffizienzen erfolgen. Es besteht ein dringender Bedarf, die Evidenz für die Behandlung dieser schwerwiegenden Komplikation durch Durchführung prospektiv randomisierter Studien zu verbessern.