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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Ösophagotracheale Fistel nach primär unerkannter Fremdkörperingestion

Meeting Abstract

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  • Adam Balogh - Klinikum Bremen Mitte, Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, Bremen, Deutschland
  • Heidrun Gitter - Klinikum Bremen Mitte, Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, Bremen, Deutschland
  • Christian Lorenz - Klinikum Bremen Mitte, Klinik für Kinderchirurgie und Kinderurologie, Bremen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch486

doi: 10.3205/15dgch486, urn:nbn:de:0183-15dgch4868

Published: April 24, 2015

© 2015 Balogh et al.
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Einleitung: Ösophageale Fremdkörperingestionen sind häufig. Schwere Komplikationen, wie ösophagotracheale Fistel oder Mediastinitis, sind seltene, aber schwerwiegende Folgen. Wir diskutieren an diesem ungewöhnlichen Fall die möglichen diagnostischen und therapeutischen Probleme.

Material und Methoden: 15 Monate alter Junge mit chronischem therapieresistenten Husten. Anamnestisch 6 Monate zuvor fragliche Fremdkörperingestion, dabei kurzzeitige hypoxische Episode, dann aber zunächst symptomlos. Notfallvorstellung mit zunehmenden pulmonalen Beschwerden. Nativradiologisch großer scheibenförmiger Fremdkörper in Projektion auf den Ösophagus in Carinahöhe.

Die umgehend durchgeführte Ösophagoskopie blieb ohne endoluminalen Fremdkörpernachweis. Daher Vermutung einer Durchwanderung, weshalb in gleicher Narkose eine Tracheobronchoskopie über den Tubus erfolgte. Hier war eine suspekte Vorwölbung in der dorsolateralen Trachealwand zu sehen. Am Folgetag wurde ein CT-Thorax-Hals durchgeführt, mit Lokalisation des Fremdkörpers in der anterioren Ösophaguswand.

Es folgte die endoskopisch-assistierte offene Fremdkörperbergung (Unterlegscheibe) aus der Ösophaguswand über einen cervicalen Zugang, dabei Übernähen einer Ösophaguswand-Lazeration und Drainage. Zu diesem Zeitpunkt kein Anhalt für Tracheaverletzung.

Postoperativ steigende Entzündungsparameter und Röntgen-Kontrastdarstellung einer relevanten ösophagotrachealen Fistel etwas kaudal der ehemaligen OP-Region. Mühsamer operativer Verschluss von Ösophagus und Trachea über einen thorakalen Zugang in einem chronisch entzündlich alterierten Gewebe. Wiederum wurde die Lokalisation der Läsion mit intraoperativer Endoskopie unterstützt. Beide Nähte wurden durch ein Gewebeinterponat getrennt. Nun postoperativ kompliaktionsloser Verlauf mit unkompliziertem Kostaufbau. Radiologische Kontrolle ohne Insuffizienz oder Stenose.

Ergebnisse: Ösophagotracheale Fistel durch zunächst unentdeckten, impaktierten Fremdkörper in der Ösophaguswand. Dieser war im Verlauf von 6 Monaten durch die Ösophaguswand in die Trachea gewandert. Zunächst weitgehend symptomloser Patient, vermutlich wegen der besonderen Form des Fremdkörpers, die offenbar eine Nahrungspassage ermöglichte. Auffällig wurde der Patient durch rezidivierende Atemwegsinfekte. Problematisch war die Höhe der Organverletzung von Trache und Ösophagus, die sowohl von zervikal als auch von thorakal schwer zugänglich war.

Ösophagotracheale Fisteln nach Fremdkörperingestion sind selten. Meistens werden sie nach Ingestion von Knopfbatterien beobachtet. Unser Fall zeigt, dass auch andere Fremdkörper diese schwere Komplikation verursachen können, wenn sie längere Zeit unentdeckt im Ösophagus festsitzen. Konservative Behandlungserfolge sind berichtet worden, größere Fisteln wie in unserem Fall benötigen jedoch eine operative Versorgung. Präoperativ kann an Hand der bildgebenden Verfahren (Röntgen/CT/Endoskopie) der geeignete operative Zugang bestimmt werden, wobei dennoch Probleme bei ungünstiger Lokalisation der Verletzung auftreten können. Die intraoperative Endoskopie sollte zur Verfügung stehen.

Schlussfolgerung: Wegen der potenziell schwerwiegenden Folgen muss bei Verdacht auf eine Fremdkörperingestion konsequent eine frühe Diagnose angestrebt werden. Impaktierte Fremdkörper müssen zeitnahe geborgen werden.