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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Dynamische Stabilisierung bei der Versorgung instabiler thoracolumbaler Wirbelsäulenfrakturen – Eine biomechanische Kadaver-Studie

Meeting Abstract

  • Thomas Freude - BG-Klinik Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Stefan Döbele - BG-Klinik Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Deutschland
  • Werner Schmölz - Medizinische Universität Innsbruck, Universitätsklinik für Unfallchirurgie/Biomechanik, Innsbruck, Österreich
  • Ulrich Stöckle - BG-Klinik Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch478

doi: 10.3205/15dgch478, urn:nbn:de:0183-15dgch4782

Published: April 24, 2015

© 2015 Freude et al.
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Text

Einleitung: Instabile thorakolumbale Wirbelsäulenfrakturen (T8-L4) werden dorsoventral stabilisiert. Die anteriore Stabilisierung erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Wirbelkörperersatz und winkelstabiler Plattenosteosynthese. Durch diese Kombination kann die geforderte Primärfestigkeit erreicht werden. Jedoch kann die sehr rigide Fixierung, die für die Heilung notwendige Mikrofrakturbewegung unterdrücken. Dies führt aktuellen Untersuchungen zufolge zu einer verzögerten Knochenheilung. Darüber hinaus konnten verschiedene Studien zeigen, dass eine dynamische Stabilisierung der Wirbelsäule zu einer Reduktion der Fälle von delayed- und non-union führt. In der vorliegenden biomechanischen Studie wurde das Prinzip der Dynamic Locking Screw – DLS – auf die anteriore Wirbelsäulenstabilisierung angewandt und an Leichen-Wirbelsäulen untersucht.

Material und Methoden: Eine neue Methode zur dynamischen anterioren Wirbelsäulenstabilisierung wurde in vergleichenden biomechanischen Untersuchungen durchgeführt. Die Untersuchungen erfolgten an 6 humanen, “fresh frozen”, Lendenwirbelsäulen (L1-5). Zur Feststellung der Knochenqualität und der anatomischen Knochenstruktur, wurden vor und nach den biomechanischen Tests Computertomographien durchgeführt. Die anteriore Stabilisierung erfolgte mit Hilfe eines modifizierten Synthes Cage (Ersatz von L3) mit integrierten Messsensoren sowie einer Arcofix-Platte, die in Gruppe A mit winkelstabilen Schrauben und in Gruppe B mit Dynamic Locking Screws – DLS – fixiert wurde.

Beide Systeme wurden in einer MTS-Prüfmaschine (400 N, 600 N, 800 N und 1000 N) unter axialer Belastung, sowie in einem Wirbelsäulenprüfstand unter physiologischer Bewegung (Flexion/Extension/Seitwärtsbewegung/Rotation) evaluiert.

Ergebnisse: Einerseits konnte gezeigt werden, dass die dynamische anteriore Stabilisierung eine homogenere Bewegung der Wirbelkörper bei axialer Krafteinleitung ermöglichte. Bei der konventionellen anterioren Stabilisierung kam es hingegen zu einer vermehrten Seitwärtsbewegung. Im Vergleich zur konventionellen anterioren Stabilisierung, war die Belastung auf den Cage beim dynamischen System etwa 5–10% höher.

Im Wirbelsäulenprüfstand konnte kein Signifikanter Einfluss auf das Bewegungsausmaß der Wirbelsäulen in Flexion/Extension/Seitwärtsbewegung und Rotation festgestellt werden

Schlussfolgerung: Die dynamische Stilisierung ermöglicht eine Zunahme der Beweglichkeit bei gleicher Festigkeit des Gesamtkonstrukts. Hierdurch kann es zu einer schnelleren knöchernen Integration des Cages kommen. Klinische Studien stehen jedoch noch aus.

Abbildung 1 [Abb. 1]