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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Differentielle Genexpression bei Aneurysmaprogression: Identifikation neuer Kandidatengene und Pathways

Meeting Abstract

  • Gabor Gäbel - Klinik für Allgemein-, Viszeral, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie Uniklinikum München, Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, München, Deutschland
  • Irene Hinterseher - Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Thoraxchirurgie Charité Campus Mitte, Gefäßchirurgie, Berlin, Deutschland
  • Lesca M. Holdt - Institut für Laboratoriumsmedizin Universitätsklinikum München, München, Deutschland
  • Jan H. N. Lindeman - Leiden University Medical Center, Vascular Surgery, Leiden, Niederlande
  • Thomas A. Koeppel - Klinik für Allgemein-, Viszeral, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie Uniklinikum München, Vaskuläre und Endovaskuläre Chirurgie, München, Deutschland
  • Jonathan Golledge - James Cook University, Vascular Surgery, Townsville, QLD 4811, Australien
  • Christian Pilarsky - Universitätsklinikum Carl Gustav Carus TU Dresden, Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Dresden, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch471

doi: 10.3205/15dgch471, urn:nbn:de:0183-15dgch4710

Published: April 24, 2015

© 2015 Gäbel et al.
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Text

Einleitung: Obwohl einige Risikofaktoren und -dispositionen für die Entstehung von abdominellen Aortenaneurysmen (AAA) identifiziert werden konnten, so bleiben die molekularen Mechanismen für die Initiierung und Progression weiterhin unbekannt. Insbesondere die Mechanismen, die letztlich zur Ruptur des AAA führen, konnten bisher nicht identifiziert werden. Die präzise Kenntnis der pathophysiologischen Vorgänge innerhalb der Aneurysmawand, einschließlich der für die AAA-Progression relevanten Faktoren, würde es zukünftig ermöglichen, Risikopatienten besser zu identifizieren und somit die Mortalität des AAA zu senken. Zum besseren Verständnis der pathophysiologischen Prozesse der Aneurysmaprogression haben in den letzten Jahren Genexpressionsanalysen wichtige Informationen geliefert. Es sollen die aktuellen eigenen und die bisher publizierten Ergebnisse der Genexpressionsanalysen zusammengefasst präsentiert werden.

Material und Methoden: Im Rahmen des German-Dutch-Australian AAA Consortiums konnte von 66 Patienten mit AAA, die sich einer Aneurysmaresektion unterzogen, mRNA aus dem Aneurysmawandgewebe isoliert und für unsere Untersuchung genutzt werden. Die Genexpressionsanalyse erfolgte mittels des Human HT-12 v4 Expressions BeadChip Kits (Illumina). Die identifizierten Kandidatengene wurden anhand von Gene Ontology auf relevante Signalwege geprüft. Unsere Daten wurden mit den bisher veröffentlichten Genexpressionsdaten verglichen. Aussichtreiche Kandidatengene wurden auf Proteinebene validiert.

Ergebnisse: Wir konnten 840 bzw. 1014 unterschiedlich exprimierte Gene in kleinen (≤55mm) bzw. großen (>55mm) AAA im Vergleich zu gesunden Aorten identifizieren. Zwischen stabilen und rupturierten AAA konnten 88 differentiell exprimierte Gene identifizierte werden. Die Gene Ontology Analyse dieser unterschiedlich exprimierten Gene ergab, dass insbesondere Proteine der Immunantwort unterschiedlich stark in den Gruppen exprimiert wurden. Es zeigten sich auch Gene, die für Proteine der Stoffwechselwege des Proteinabbaus (Peptidase-Aktivität, Endopeptidase-Aktivität) kodieren, unterschiedlich exprimiert. Ein Großteil der identifizierten Kandidatengene kodieren Proteine, welche in der extrazellulären Matrix ihre Funktion haben. Bei der weiteren Analyse der Ergebnisse zeigte sich, dass sich in unterschiedlichen Stadien der Erkrankung die inflammatorischen Zellpopulationen im Media-Adventitia Bereich verändern (Anstieg CD8+ T-Zellen in AAA >55mm) und eine gesteigerte Lymphangiogenese (CXCL13, ANGPTL4) initiiert wird.

Schlussfolgerung: Dies ist die erste Studie, die Genexpression aus Aortenaneurysmawänden unterschiedlicher Erkrankungsstadien untersucht hat. Durch die identifizierten Kandidatengene lassen sich Rückschlüsse auf pathophysiologische Prozesse zum Krankheitsprogress ziehen. Längerfristig könnte sich das Wissen als Screening-Instrument nutzen lassen und die Entscheidung zur Therapie maßgeblich beeinflussen. Es kann aber auch für die Entwicklung bzw. den Einsatz von Medikamenten, die gegen die Progression von Aortenaneurysmen wirken könnten, genutzt werden.