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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Neue medikamentöse präoperative Konditionierung bei superadipösen Patienten durch eine Kombination von verzweigtkettigen Aminosäuren mit GLP1-Analoga

Meeting Abstract

  • Christine Stier - Sana Klinikum Offenbach, Chirurgie, Offenbach, Deutschland
  • Sonja Chiapetta - Sana Klinikum Offenbach, Chirurgie, Offenbach, Deutschland
  • Jürgen Stein - Interdisziplinäres Crohn-Colitis-Centrum Rhein-Main, Gastroenterologie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Rudolf Weiner - Sana Klinikum Offenbach, Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch378

doi: 10.3205/15dgch378, urn:nbn:de:0183-15dgch3787

Published: April 24, 2015

© 2015 Stier et al.
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Text

Einleitung: Die operative Behandlung der krankhaften Adipositas wird in Deutschland in zunehmender Häufigkeit bei Superadipoasitas (BMI>50) und Super-super-Adipositas durchgeführt. Jenseits des BMI von 60 werden die Eingriffe technisch schwieriger und sind mit einer höheren Inzidenz von allgemeinen und operationsspezifischen Komplikationen behaftet. Durch eine präoperative Gewichtsreduktion kann die Operationsdurchfürung erleichtert werden, da Lebervolumen und intraabdominales Fett zuerst angegriffen werden. Es sollen die konservativen medikamentösen Möglichkeiten im Vergleich zur herkömmlichen Magenballonbehandlung verglichen werden.

Material und Methoden: Medikamnentös behandelt wurden 21 Patienten unter stationären Bedingungen mit einem Ausgangs BMI von 61 bis 94 kg/m2. Das präoperative Behandlungsintervall dauerte im Mittel 14.6 Tage und umfasste die Gabe von 1000 ml Infusion mit verzweigtkettigen Aminosäuren, die subcutane Applikation von 1,2 mg Liraglutide sowie die Reduktion der täglichen Kalorienaufnahme auf 800 kcal.

Verglichen werden sollten retrospektiv hierzu Daten der bisher praktizierten, präoperativen 6 monatigen Gewichtskonditionierung mittels intragastralen Ballon bei Patienten, die dem selben BMI Spektrum entsprechen. Das Füllvolumen der implantierten Ballons war zwischen 550 und 700 ml. Die Im- und Explantationen fanden unter Analgosedierung mit Propofol und Dormicum statt. Die Behandlungsdauer war im Mittel 24 Wochen, der eingehaltene Zeitabstand nach Explantation zur Operation 4-6 Wochen.

Ergebnisse: Die Patienten haben mit dieser Behandlung im Mittel 21,08 kg innerhalb der stationären Behandlung verloren. Sie konnten ohne Zeitverlust innerhalb desselben Aufenthaltes operiert werden. Alle Patienten erhielten eine laparoskopische Schlauchmagenbildung. Bei keinem Patienten kam es zu Komplikationen postoperativ. Mit der sechs monatigen Ballontherapie kommt es im Mittel zu einem Gewichtsverlust von 21 kg. Nach Ballonexplantation bedarf es eines Zeitfensters von 4 bis 6 Wochen, bis die Patienten einer Schlauchmagenoperation zugeführt werden können. Diese zeitliche Verzögerung ist der durch den Ballon bedingten Hypertrophie der Magenwand geschuldet. Bei zwei Patienten mit Ballonbehandlug bestand unstillbares Erbrechen, so dass der Ballon vorzeitg entfernt werden musste. Übelkeit und Erbrechen trat praktisch bei allen Ballonpatienten währen der ersten zwei Wochen nach Implantation auf, im Vergleich zu den medikamentös behandelten Patienten, die nur in vereinzelten Fällen leichtes Unwohlsein beschrieben. Ökonomisch ist die medikamentöse stationäre Therapie kostengünstiger als die Ballonbehandlung, ausgehend von der entsprechenden DRG.

Schlussfolgerung: Die Gewichtsreduktion mit Hilfe des neuen medikamentösen Konzeptes wird wesentlich schneller erreicht. In 10-21 Tagen kann die gleiche Gewichtsreduktion erzielt werden, wie mit der Magenballontherapie in 6 Monaten, die nicht nur heftige Nebenwirkungen zeigt, sondern auch eine Mortalität von 0,02 % hat.

Ein Zeitintervall zwischen Beendigung der konservativen Therapie und Durchführung der Operation ist nicht mehr notwendig. Die Mitwirkungsfähigkeit der Patienten hat eine geringere Bedeutung als bei der 6 monatigen Ballonbehandlung. Die Risiken der Implanation, die Intoleranzen und die nicht risikofreie Explantation entfallen.

Die erreichte Gewichtsreduktion ist statistisch nicht unterschiedlich, jedoch differiert der notwendige Behandlungszeitraum signifikant.