gms | German Medical Science

132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Der Einfluss eines positiven Keimnachweises auf das postoperative Outcome nach plastisch-chirurgischer Defektdeckung bei Sternumosteomyelitis

Meeting Abstract

  • Annika Arsalan-Werner - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie - Hand-Trauma-Zentrum -, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Linda Freytag - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie - Hand-Trauma-Zentrum -, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Olaf Wölfle - Kliniken des Main-Taunus-Kreises GmbH, Klinik für Plastische, Hand-, und Rekonstruktive Chirurgie, Bad Soden am Taunus, Deutschland
  • Wibke Moll - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie - Hand-Trauma-Zentrum -, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Michael Sauerbier - Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Frankfurt am Main, Abteilung für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie - Hand-Trauma-Zentrum -, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch373

doi: 10.3205/15dgch373, urn:nbn:de:0183-15dgch3731

Published: April 24, 2015

© 2015 Arsalan-Werner et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die Entwicklung einer Sternumosteomyelitis nach Sternotomie ist eine lebensbedrohliche Komplikation mit komplexer Behandlung.

Sowohl das Debridement mit nachfolgender VAC-Therapie bis zur nachgewiesenen Keimfreiheit und die sekundäre plastisch-chirurgische Deckung als auch eine primäre Deckung nach radikalem Debridement unabhängig von der Keimbesiedlung sind mögliche Therapiekonzepte.

Wir analysierten retrospektiv den Status des Wundabstrichs zum Zeitpunkt des endgültigen Wundverschlusses auf die Re-Operationsrate und die Krankenhausverweildauer.

Material und Methoden: Von Juni 2008 bis April 2012 wurden 33 Patienten mit Sternumosteomyelitis nach Sternotomie operiert. Dabei handelte es sich um 12 Frauen und 21 Männer. 27 Patienten erhielten eine gestielte Pektoralis-Lappenplastik, bei den restlichen Patienten erfolgten andere lokale oder freie Lappenplastiken.

Bei allen Patienten erfolgtewurden intraoperative Wundabstriche durchgeführt.

Wir analysierten retrospektiv den Einfluß eines positiven Keimnachweises zum Zeitpunkt des endgültigen Wundverschlusses auf die Re-Operationsrate.

Ergebnisse: 15 von 32 Patienten hatten zum Zeitpunkt des Wundverschlusses im Abstrich kein nachweisbares Keimwachstum. Von den 15 Patienten mussten 3 Patienten (20%) erneut operiert werden. Davon wurden bei 2 Patienten kleinere Wundheilungsstörungen mit Spalthauttransplantation therapiert. Ein Patient entwickelte nach sechs Monaten eine Wundheilungsstörung, welche mit einer Dehnungslappenplastik verschlossen wurde. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt aller Patienten ohne Keimnachweis betrug 23 Tage, bei notwendiger Re-Operation 37 Tage. Zwei Patienten verstarben während des stationären Aufenthaltes, ein Patient an einer Lungenembolie und ein Patient an Multiorganversagen.

Bei 17 von 32 Patienten wurden zum Zeitpunkt des Wundverschlusses Keime im Abstrich nachgewiesen. Dabei handelte es sich um Pseudomonas aeroginosa (4), MRSA (4), Staph. Aureus (2), Candida albicans (2), Enterococcus faecalis (2), koagulase negative Streptokokken (2) und Proteus mirabilis (1). Alle Patienten wurden abstrichsgerecht mit Antibiotika behandelt. In dieser Patienten-Gruppe benötigten 5 von 17 Patienten eine erneute Operation auf Grund von Wundheilungsstörungen (29%). Davon konnten zwei Patienten mit Dehnungslappenplastik verschlossen werden, bei drei Patienten waren Spalthauttransplantationen notwendig. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt aller Patienten mit positivem Keimnachweis betrug 33 Tage, bei notwendiger Re-Operation 47 Tage.

Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen der Re-Operationsrate zwischen negativem und positivem Abstrich (20% vs. 29%, p=0,56) und der durchschnittlichen Krankenhausverweildauer (23 Tage±14 Tage vs. 33 Tage±37 Tage, p=0,55) zwischen beiden Therapieverfahren.

Schlussfolgerung: Nachgewiesenes Keimwachstum in der Wunde zum Zeitpunkt der plastisch-chirurgischen Deckung ist bei Patienten mit Sternumosteomyelitis nicht mit einer erhöhten Re-Operationsrate oder einem verlängerten Krankenhausaufenthalt verbunden.

Patienten mit Sternumosteomyelitis profitieren von der frühzeitigen plastischen Deckung nach radikalem Debridement unabhängig vom Vorliegen eines positiven Keimnachweises mehr als von einer vorausgehenden prolongierten VAC-Therapie mit ihren physischen, psychischen und finanziellen Folgen.