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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Antimikrobielle OP-Handschuhe können in vitro eine Wundkontamination bei Handschuhperforation verhindern

Meeting Abstract

  • Matthias Napp - Universitätsmedizin Greifswald, Unfallchirurgie, Greifswald, Deutschland
  • Denis Guembel - Universitätsmedizin Greifswald, Unfallchirurgie, Greifswald, Deutschland
  • Georg Daeschlein - Universitätsmedizin Greifswald, Hautklinik, Greifswald, Deutschland
  • Axel Ekkernkamp - Universitätsmedizin Greifswald, Unfallchirurgie, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch360

doi: 10.3205/15dgch360, urn:nbn:de:0183-15dgch3601

Published: April 24, 2015

© 2015 Napp et al.
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Text

Einleitung: Unbemerkte intraoperative Handschuhperforation kann zur Kontamination des OP-Situs mit (pathogenen) Hautkeimen des Operateurs und konsekutiver Wundinfektion (surgical site infection = SSI) führen. Auch die empfohlene Verwendung doppelter oder dickerer Handschuhe bildet keine absolute Barriere-Funktion und darüberhinaus lehnen manche Operateure dies ab, weil sie sich dadurch manuell/taktil behindert fühlen. Mit G-Bact[TM], Fa. Hutchinson Santé, einem Handschuh, der in einer zentralen Schicht eine antimikrobielle Substanz enthält, sollte eine infektionspräventive Alternative zur Minimierung der Folgen einer Handschuhperforation entwickelt werden.

Material und Methoden: Standardisierte Messplatzuntersuchung der OP-Handschuhe: Füllung mit einer hochangereicherten Bakterien-Bouillon (> 105 koloniebildende Einheiten KbE/ml) und Gewährleistung eines definierten Überdrucks im Handschuh, der in vivo-Bedingungen simuliert. Perforation mit einer 20 G-Mikrolanzette an der Fingerkuppe, Abnahme des durchgetretenen Tropfens der Bouillon und quantitative mikrobiologische Untersuchung. Als Kontrolle dienten konventionelle OP-Handschuhe derselben Stärke desselben Herstellers (G-Derm[TM]). Die eingesetzten Bakterien-Spezies waren: Methicillin-sensibler Staphylococcus aureus, Klebsiella oxytoca, Escherichia coli, Enterococcus faecium, Staphylococcus epidermidis.

Ergebnisse: Gegenüber den konventionellen OP-Handschuhen, die eine Reduktion der transmittierten Erreger nur bis zu maximal 0,3 Logstufen erlaubten, zeigte sich bei Einsatz der wirkstoffhaltigen Handschuhe bei allen eingesetzten Spezies eine signifikante Reduktion. Auf alle untersuchten Spezies bezogen betrug der Reduktionsfaktor von G-Bact[TM] 3,3 und der von konventionellen OP-Handschuhen durchschnittlich 0,1.

Schlussfolgerung: Die vorliegende in vitro-Untersuchung von G-Bact[TM] zeigt eine signifikante Keimreduktion wichtiger Wundpathogene beim Übertritt der Erreger aus simuliertem und hochgradig kontaminiertem Handschuhsaft. Diese Ergebnisse berechtigen zur Annahme einer klinisch relevanten Erregerreduktion in vivo im Falle einer Handschuhperforation durch Nadelstichverletzung. Inwieweit dadurch SSI verhindert werden können, muss im Rahmen der klinischen Infektionssurveillance geprüft werden. Die Aufnahme antimikrobieller Handschuhe in die Multi-Barrieren-Strategie zur Verhütung von SSI insbesondere in der Implantat-Chirurgie sollte überdacht werden.